Drei Jahrzehnte Kulturfest in Katzendorf

Zum 8. Mal wird der Dorfschreiberpreis vergeben

Das Kulturfest im Jahr 2013. Foto: Ralf Sudrigian

Multikulturell, bunt, unkonventionell und sehr entspannt- so so sind die vom Schriftsteller Frieder Schuller organisierten „Begegnungen auf Rumänisch, Ungarisch und Deutsch mit Dichtern, Musikern, Malern, Bauern, Roma und Neugierigen“ auf dem Pfarrhof in Katzendorf. Das Kulturfest mit einmaliger Atmosphäre, im Rahmen dessen seit 2011 der Dorfschreiberpreis verliehen wird, blickt schon auf eine 31jährige Tradition zurück. 2023 wird es am Wochenende 15. -17. September stattfinden.

In diesem Jahr wird der Dorfschreiberpreis zum achten Mal verliehen, doch zum ersten Mal posthum, und zwar an den  siebenbürgischen Tsiganologen Heinrich von Wlislocki (1856-1907). „Beiläufig fast vergessen, trotz seiner Einmaligkeit, soll er neben dem unbekannten Grab in Mühlbach/Sebe{, hier in Katzendorf eine lebendige Bleibe für eine kleine Ewigkeit haben“, schreibt Frieder Schuller in seiner Einladungsmail. Während des dreitägigen Kulturfestes wird man von Wlislocki in „Bildern, Musik und Worten“ gedenken.

Heinrich Adalbert von Wlislocki, in Kronstadt geboren, war ein siebenbürgischer Sprachwissenschaftler und Volkskundler. Der Sohn eines polnischen kaiserlichen Finanzbeamten und einer Siebenbürger Sächsin besuchte nach der Honterus-Schule die Universität Klausenburg. 1879 machte er seinen Doktor mit der Schrift Hapax legomena im Atlamál, die in der von seinen akademischen Lehrern Hugo Meltzl und Sámuel Brassai herausgegebenen Zeitschrift Acta comparationis litterarum universarum = Zeitschrift für vergleichende Litteratur veröffentlicht wurde. In seinem besonderen Interessengebiet, der Tsiganologie, betrieb er eine intensive literarische Sammeltätigkeit sowie Feldstudien bei siebenbürgischen Wanderzigeunern. Er wurde Mitglied eines Clans und war zeitweise mit einer Roma-Frau verheiratet. Als Forscher erarbeitete er sich einen hervorragenden Ruf, so dass z. B. Charles Godfrey Leland ihn 1889 als den wahrscheinlich am besten mit dem Leben und der Sprache der Roma  vertrauten Gelehrten bezeichnete.

Bisher waren es sieben deutschsprachige Autoren, die  zum Katzendorfer Dorfschreiber gekürt wurden: Elmar Schenkel, Jürgen Israel, Carmen Francesca Banciu, Tanja Dückers, Dagmar Dusil, Thomas Perle und Traian Pop. Schenkel, Israel und Dusil haben schon Bücher über ihre Zeit in Siebenbürgen veröffentlicht: „Mein Jahr hinter den Wäldern“, „Katzendorfer Tagebuch“ und „Auf leisen Sohlen. Annäherungen an Katzendorf“.

Mehr Informationen über das diesjährige Fest unter:  0040 749976758, schuller942@web.de