Ein Buch stellt der Mehrheitsbevölkerung Kronstadts Wehr- und Befestigungsanlagen vor

Rumänischsprachige, ergänzte Variante über die Stadtmauern Kronstadt erschienen

Im Vorjahr erschien der Band von Peter Simon und Gernot Nussbächer  unter dem Titel „Die Stadtmauern Kronstadts – Ein Spaziergang um Alt-Kronstadt herum“ im aldus-Verlag. Peter Simon ist der Autor der ansprechenden Illustrationen, Gernot Nussbächer lieferte die Texte dazu. Der gleiche, ergänzte Bildband erschien nun in rumänischer Sprache, gedacht nicht nur für die Mehrheitsbevölkerung der Zinnenstadt, sondern auch für die zahlreichen Touristen aus anderen Landesteilen, die  massenhaft besonders in der Zeit der Coronavirus-Pandemie die Stadt regelrecht belagert  haben. Es ist erstaunlich, wie viele Besucher aus anderen Gebieten besonders in den Sommermonaten  nicht nur in Kronstadt anzutreffen waren, sondern auch im Umfeld, einschließlich im Gebirge, in Naturschutzparks, ohne dass von diesen die Schutzmaßnahmen nur teilweise eingehalten worden sind.

Die rumänische Fassung des Bandes, der unter dem Titel „Zidurile cetăţii Braşov – O plimbare in jurul vechiului Braşov“ erschienen ist, wird zusätzlich mit einem Interview, das Christel Wollmann-Fiedler  mit dem am 21. Juni 2018  verstorbenen Historiker Gernot Nussbächer im Jahr 2012 geführt hat, eingeleitet. In diesem werden  der namhafte Historiker, seine Familie und sein Schaffen ausführlich vorgestellt, auch anhand zahlreicher Archivfotos.  Somit erhält der uneingeweihte Leser Einblick auch in das Schulwesen, die Traditionen und Sitten der sächsischen Bevölkerung. In dem Interview wird die Forschungstätigkeit von Gernot Nussbächer, seine Auslandsreisen und Studien in dortigen Archiven, die Wertschätzung der einheimischen Forscher gegenüber dem landesweit geschätzten Archivisten hervorgehoben.

Als Anerkennung seiner Verdienste  wurde ihm 2007 der Apollonia-Hirscher-Preis seitens des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, der Kronstädter und Bartholomaer Heimatgemeinschaften in Deutschland verliehen. Als besondere Ehrung wurde ihm  das  Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2013) verliehen. 1998  erhielt er den Georg-Dehio-Preis der Künstlergilde Esslingen.

Nach dieser ausführlichen Vorstellung vermittels des Interviews,  folgt die Führung entlang der Stadtmauern. Diese beginnt  bei der Geburtenklinik, dem Gebäude des ehemaligen Honterusgymnasiums, das Anfang des 20. Jahrhundert errichtet wurde. Nachdem dieses  im Zweiten Weltkrieg zum Lazarett umfunktioniert wurde, diente es bis zur Gegenwart nur noch als Krankenhaus. Somit wird der Besucher auch in die neuere Stadtgeschichte eingeführt.

Gegenüber befindet sich die Kreisdirektion des Staatsarchivs in der ehemaligen Schmiedebastei,  in der der bekannte Brief des Neacşul aus dem Jahr 1521 an den Kronstädter Stadtrichter Johann Benkner aufbewahrt wird, der als ältestes  rumänisches Sprachdokument bekannt ist.  Weiter geht es entlang der Graft-Bastei , wobei der Schwarze und der Weiße Turm vorgestellt werden. Ergänzt wird der aufliegende Band gegenüber der deutschsprachigen Fassung um Skizzen von Architekt Günther Schuller, der die Restaurierung der Stadtmauer 1986 initiiert hat.  Dem Besucher wird  auch der Wehrturm am Friedhof der Dreifaltigkeitskirche  mit Eingang vom Rossmarkt Nr. 24 vorgestellt, wobei auch für den weniger eingeweihten Stadtbewohner einige da befindliche Ruhestätten von Interesse sein könnten. Auch sind im neuen Band mehrere Fotos vom Weißen Turm aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.

Weitere Archivdarstellungen  des Klostergässer Tores, des Schwarzgässer Tores, des Purzengässer Tores sind zu sehen und wurden von Gernot Nussbächer  beschrieben. Vorgestellt werden einige monumentale Gebäude  entlang der Ostseite, von wo die Stadtmauern weichen mussten. Das ehemalige Gesellschaftshaus des Gewerbevereins  beherbergt seit Jahren das Kunstmuseum.  Der aufgegebene Telefonpalast wird gegenwärtig als Hotel umgebaut. Details erfährt man über die ehemalige Villa Kertsch, für die das Purzengässer Tor weichen musste, und diese wiederum dem Modarom-Rundbau, der  in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurde.

Schlägt man die Richtung zur Burgpromenade ein, kommt man  an der Rotgerber- und der Tuchmacherbastei vorbei, kann die restaurierten Stadtmauern betrachten und gelangt zur Weberbastei, die gegenwärtig unter den Pandemiebedingungen öfters Kulturveranstaltungen beherbergt. Schließlich gelangt man zu den beiden erhaltenen Stadttoren, dem Waisenhausgässer- und dem Katharinentor. Ergänzt wurde der Band mit zusätzlichen Fotos  von Peter Simon, aber auch von Wolfgang Wittstock, Mariana Iliescu, wie auch Archivfotos  von Carl Muschalek, Leopold Adler. Eingeführt wird der Stadtbesucher auch in die Geschichte und Architektur einiger Gebäude, die das Stadtbild prägen. So die ehemalige Handelskammer, ein Bau, in dem sich die Kreisbibliothek befindet, wie auch das daneben befindliche Baiulescu-Haus, ebenfalls Teil der Kreisbibliothek. 

Die Einfahrt zur Klostergasse wird auch heute von dem Wilhelm-Czell-Palais und rechts von der ehemaligen Pensionsanstalt, nun Rektorat der Transilvania-Universität geprägt. Ebenfalls am Rudolfsring befand sich die staatliche Handelsakademie, ein Gebäude, das heute  ebenfalls der Transilvania-Universität zugehörig ist. Eingeleitet wird der Band   mit einem Vorwort von Peter Simon, wie auch der deutschen Fassung, die im Vorjahr erschienen ist.  Für die Übersetzung zeichnet Nicolae Cornel Rusu verantwortlich.

Im Anhang des rund 100 Seiten umfassenden Bandes ist ein Stadtplan der Inneren Stadt mit  den vorgestellten Baudenkmälern, eine Chronologie der Baujahre der verschiedenen vorgestellten  Verteidigungs- und Wehranlagen, wie auch die Übersicht der gegenwärtigen, geschichtlichen und deutschen Benennungen einsehbar. Der 2020 im aldus Verlag erschienene Band  kann in der gleichnamigen Buchhandlung zum Preis von 40 Lei erworben werden. Durch die Vielfalt an Informationen und die ansprechenden Illustrationen ist dieser als eine willkommene Kurzfassung anderer geschichtlicher Abhandlungen über Kronstadt zu werten.