Ein inhaltsreiches Leben ging zu Ende

Johann Stadler, der letzte ausgebildete Organist der Südbukowina, verstarb in Kronstadt

Foto: privat

Zwar lebte er mit seiner Gattin seit einigen Jahren in Kronstadt – jedoch erfuhren wir vom Tod von Johann Stadler, der kurz vor seinem 90. Lebensjahr stand, von dem Mitarbeiter des Bukowina-Instituts in Augsburg und unserem Freund Luzian Geier. Johann Stadler war der letzte ausgebildete Organist der Südbukowina im Rahmen der römisch-katholischen Kirche. Er war nicht nur im Leben der römisch-katholischen Kirche ein sehr aktiver Kirchenmusiker, sondern auch Initiator der Gründung des Deutschen Ortsforums in Gura Humora im Jahre 1990.

Geboren wurde Johann Stadler am 11. August 1924 im Dorf Pralea, zugehörig der Gemeinde Căiuţi im Kreis Bacău. Er war der älteste der drei Kinder der Familie Stefan und Maria Stadler.  Den Grundschulunterricht besuchte er in seinem Geburtsort. Schon als zehnjähriger Junge begann er bei der Forsteisenbahn zu arbeiten. Parallel dazu setzte er seine schulische Ausbildung bis zum 17. Lebensjahr fort.

Einen Wendepunkt in seinem Leben verzeichnete Johann Stadler 1941, als er an die Schule für Kirchenmusiker des römisch-katholischen Bischofsamtes von Jassy eingeschrieben wurde, die er im März 1945 absolvierte. Kurz darauf wurde Stadler aber zum Militärdienst einberufen, in dem er bis 1948 stand. Für seinen diesbezüglichen Einsatz wurde ihm 2002 die Medaille „Crucea Comemoratiă² a celui de-al doilea război mondial“ (Gedächtniskreuz des Zweiten Weltkrieges) verliehen.

In den Anfangsjahren, in denen eine starke atheistische Propaganda des kommunistischen Regimes geführt wurde, konnte Stadler mit seiner abgeschlossenen Ausbildung als Kirchenmusiker keine feste Arbeitsstelle finden. So war er weiter als Forstarbeiter tätig und wurde  1950 nach Hunedoara geschickt, um eine Fachschule im Bereich zu besuchen. 1954 heiratete er Erna Hellinger in Gura Humora, wo er im Handel tätig wurde. Später trat er der Handwerkergenossenschaft bei, wo er als Techniker bis zu seinem Rentenantritt 1984 tätig war. Sein Sohn Waldemar, der heute als Bauingenieur leitende Funktionen in der Branche in Kronstadt ausübt und unseren Lesern durch seine Kunstfotos bekannt ist, wurde 1959 geboren.

Johann Stadler hat als Kirchenmusiker ab 1968 in der römisch-katholischen Kirche in Gura Humora die Gottesdienste musikalisch mitgestaltet. Er ist der letzte ausgebildete Organist der Südbukowina gewesen.
Auf seine Initiative hin  wurde 1990 das Deutsche Lokalforum in Gura Humora gegründet, dessen Kassierer er bis zu seiner Umsiedlung 2005 nach Kronstadt war. Als Anerkennung seiner Verdienste um das Forum, wurden  ihm anlässlich des 20-jähigen Jubiläums seitens des Regionalforums Suceava das Ehrendiplom mit Medaille überreicht.  Johann und Erna Stadler wechselten ihren Wohnsitz in die Stadt unter der Zinne, um ihrem einzigen Sohn Waldemar nahe zu sein. 2004 konnten Johann und Erna Stadler ihre Goldene Hochzeit feiern. Die ersten Anzeichen einer Krankheit, die viele Senioren trifft, tauchten 2012 auf, wobei Stadler sich 2013 auch einen Beckenbruch zuzog. Am 5. Januar 2014 ist er in Kronstadt verstorben. Seine letzte Ruhe fand  Johann Stadler am Innerstädtischen Friedhof. Sein ganzes Leben war von der geistlichen Gesinnung geprägt; er war hilfsbereit und hatte stets einen guten Rat für seine Mitmenschen bereit.