Ein Second-Hand-Park

An einen ehemaligen Friedhof erinnert nur eine Wandtafel

Die von Graffiti verunzierte Kapelle steht gleich neben dem Dramentheater.

Eine dreisprachige Tafel erinnert an den ehemaligen katholischen Friedhof.

Müll im Busch kann manchmal da entdeckt werden.
Fotos: der Verfasser

Westlich vom Kronstädter Dramentheater befindet sich eine kleine Kapelle welche zum ehemaligen katholischen Friedhof gehört hat.  Auf der unlängst da an  einer Mauer angebrachten dreisprachigen (rumänisch, ungarisch, deutsch) Tafel heißt es: „Zur Erinnerung an den römisch-katholischen Friedhof der von der kommunistischen Diktatur im Jahr 1987 aufgelöst wurde.“

Leider kann diese Kapelle die der ungarischen katholischen Gemeinde gehört, nicht besichtigt werden.  Sie soll nur einmal im Jahr, zu Allerheiligen, geöffnet sein,  wenn hier  eine Andacht zelebriert wird. Leider sind ihre Wände schon seit Jahren eine der von Graffiti-Sprühern bevorzugte Stelle. Ab und zu werden diese Sprüche und Zeichnungen übermalt oder die Wände neu  gestrichen.  Es dauert aber nicht all zu lang und nach höchstens einem Monat fallen die Blicke der Passanten oder Touristen wieder zuerst auf die Zeichnungen und Sprüche an der Kapelle.
Die Stadtverwaltung hat da neue Bänke aufgestellt und den ehemaligen Friedhof in einen kleinen Park mit Alleen und Zierbüschen umgewandelt. Gekehrt wird hier auch,  wobei manchmal die schwarzen Müllsäcke  in den Büschen „zwischengelagert“ werden. Die Stadtverwaltung sieht sich aber nicht in  Verantwortung gezogen, wenn es um die Pflege und somit um das Aussehen der Kapelle geht.  Dafür sei ihr Eigentümer zuständig.

Es ist schade, dass eine grüne Insel mit günstigem zentralem Standort nicht besser zur Geltung gelangt. Der seinerzeit von den kommunistischen Behörden angegebene Vorwand, den Friedhof aufzulösen um somit diesen Standort zu verschönern, kann nicht anstandslos akzeptiert werden. Wie immer: Auch heute  ist man diesen Erwartungen nicht gerecht geworden. Das könnte vielleicht auch mit dem kollektiven Gedächtnis zusammenhängen. Wenige Kronstädter wählen diesen Ort und die Bänke für eine kurze Rastpause oder zur Entspannung.  Der nahe,  viel größere  Titulescu-Park ist dazu besser  geeignet. Ob auch die Erinnerung an den ehemaligen Friedhof und vor allem  an die Art und Weise wie er,  praktisch über Nacht, aufgelöst wurde, eine Rolle spielt? Tatsache ist, dass eher Gruppen von Jugendlichen, Stadtstreicher und Obdachlose da anzutreffen sind, was dieser Stelle zu keinem guten Ruf verhilft.