Ein wichtiges Jahr kündigt sich an

Neujahrsempfang des Kronstädter Ortsforums

Die Burzenbläser eröffneten das offizielle Programm mit „Andante Maestoso“ von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Der Neujehrsempfang erfreute sich auch in diesem Jahr einer Vielzahl von Gästen.

Martin Bottesch, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen

Der junge Pianist Botond Szöcs begeisterte mit seinem Talent.

Dr. Daniel Zikeli, Bischofsvikar der Evangelischen Kirche in Rumänien

Thomas Şindilariu, Vorsitzender des Kronstädter Ortsforums

Nach Beendung des offiziellen Programms gab es genügend Zeit, um miteinander zu plaudern.
Fotos: Ralf Sudrigian

Dreimal kam die Zahl 17 beim schon traditionell gewordenen Neujahrsempfang des Kronstädter Ortsforums vor: am 17. Januar 2017 um 17 Uhr versammelte sich eine Vielzahl von Mitgliedern und Freunden des Deutschen Forums aus nah und fern, um im festlichen Rahmen zusammen auf das neue Jahr anzustoßen. Die Veranstaltung wird schon zum zweiten Mal organisiert, wobei im Vorjahr die Anschaffung eines neuen Flügels für den Forumsfestsaal der Anlass war. Während das Jahr 2016 aus politischer Sicht entscheidend für das Deutsche Forum war, spielt im Jahr 2017 die Kirche eine wichtige Rolle.

Am 31. Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther, der Überlieferung nach, an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Das Reformationsjubiläum 2017 wird daher weltweit gefeiert. Zu diesem Anlass werden auch in Kronstadt, der Heimatstadt des Reformators Johannes Honterus, eine Vielzahl von Veranstaltungen stattfinden. Im Rahmen der festlichen Veranstaltung im Forum wechselten sich Wortmeldungen und musikalische Einlagen ab.
 

„Wir wollen als soziales Gemeinwesen lebendig bleiben“

In seiner Eröffnungsrede erwähnte der Vorsitzende des Kronstädter Ortsforums Thomas Şindilariu die vielen Aufgaben, die sich das Forum in demokratischer Selbstbestimmung vorgenommen hat. Dabei sind Kultur, Sprache, Schule und Politik zentrale Begriffe.

Jedoch nicht nur die kulturellen, administrativen und politischen Anliegen sind wichtig, sondern auch die Anlässe zur Begegnung. „Heute wollen wir unser Forum in der vielleicht wichtigsten Hinsicht erleben, der sozialen. Nicht in der sozial-bedürftigen Hinsicht, da geschieht auch einiges, vor allem über die Saxonia-Stiftung, sondern in der sozial-geselligen Hinsicht. Wir wollen als soziales Gemeinwesen lebendig bleiben, indem wir den Kontakt zueinander pflegen und uns so gegenseitig davor bewahren, dass der Alltag uns davonspült“, sagte [indilariu. Er dankte dem nächsten Redner, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen, Martin Bottesch, dass er „als Forumspolitiker stets auch Schulmann geblieben ist, den zentralen Lebensnerv unserer Gemeinschaft nie aus den Augen verloren hat“.
 

„Das Reformationsjahr 2017 ist ein Anlass, über unsere Existenz nachzudenken“

Laut Bottesch war 2016 ein entscheidendes Jahr, in dem sowohl Kommunalwahlen als auch Parlamentswahlen stattfanden und Politik im Vordergrund stand. „Das Deutsche Forum ist als Alternative für die politischen Parteien wahrgenommen worden und somit haben wir eine große Verantwortung, wir müssen eine positive Rolle in der Gesellschaft spielen. Das Reformationsjahr 2017 ist ein Anlass, über unsere Existenz nachzudenken“.

Bottesch wies auf zwei besondere Ereignisse hin, die das gemeinschaftliche und kirchliche Leben in Siebenbürgen im kommenden Jahr 2017 prägen. Es handelt sich um das Sachsentreffen vom 4. bis 6. August in Hermannstadt, an dem unter anderen viele siebenbürgisch-sächsische Jugendliche aus Deutschland erwartet werden, die die Heimatorte ihrer Vorfahren kennenlernen werden. Im Herbst wird aus Anlass der 500 Jahre Reformation am 30. September 2017 in Kronstadt der Evangelische Kirchentag stattfinden. Beide Veranstaltungen haben internationalen Charakter und es wird mit großer Teilnahme gerechnet. „Das Siebenbürgenforum hat heute über 3000 Mitglieder. Vieles, was wir gehofft haben, hat sich bewahrheitet. Aber auch vieles, was wir befürchtet haben. Wir sind immer weniger und die Frage, wie es weitergeht, beschäftigt uns ständig. Es bedarf ständiger Anstrengung, aber wir können und wollen weiterhin etwas bewirken für unsere Gemeinschaft“.

Weiter begrüßte der Vorsitzende des Kronstädter Ortsforums Dr. Daniel Zikeli, Bischofsvikar der Evangelischen Kirche in Rumänien und Bezirksdechant im Kronstädter Kirchenbezirk. „Es ist sicherlich eine gute Sache, wenn Forum und Kirche bei einem festlichen Anlass wie dem heutigen auch gemeinsam in Erscheinung treten“, meinte er.

Dr. Daniel Zikelis Rede drehte sich um die Jahreslosung 2017: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch“ (Ezechiel 36,26). Deren Fortsetzung lautet: Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch“ (Ezechiel 36,26b). „2017 gibt uns eine Chance, reformatorische Inhalte neu zu entdecken und konkret zu gestalten. Der Glaube an Gott hilft uns, das Gleichgewicht zu halten“.
 

Ein Einblick in die Geschichte

Es folgte der Festvortrag von Thomas Şindilariu „Im Bann der Sieben“. Dabei bot er einen Einblick in die Geschichte nur derjenigen Jahre, die eine Sieben enthalten (dieser Einblick zeigt, laut Şindilariu, dass „es keine Alternative für unsere Minderheit gibt, als für unsere europäischen Werte weiterhin einzustehen“) und befasste sich mit der Frage der Identität der Siebenbürger Sachsen. „Die Anzahl der Sprecher des siebenbürgisch-sächsischen Dialekts ist bedauerlicherweise in starkem Rückgang begriffen. Etwas überspitzt kann man sagen, dass diese Entwicklung zeitgleich mit der Etablierung des Begriffs „Siebenbürger Sachsen“ einsetzt. Zumindest für die Innere Stadt von Kronstadt kann man das sagen, wo die weitgehend unkritische Hingabe an die Modernität in Kombination mit der Begeisterung für die Reichseinigung in Deutschland unter Bismarck im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts das Ablegen des Dialekts bedeutete. Man fühlte sich fortan als Siebenbürger Sachse und Deutscher gleichermaßen. Praktischer Nebeneffekt war, dass die Integration in die Gemeinschaft leichter wurde für Zuwanderer aus Deutschland, aus Böhmen oder anderen Regionen und Nationen. Die Zugewanderten fühlten sich bald selbst als Sachsen. Das hat Zukunftspotential in einer Gegenwart, wo die Zugehörigkeit zur Minderheit zwangsläufig mehr und mehr eine Frage der sprachlichen Kenntnisse und des kulturellen Bekenntnisses werden muss“.

Zwischen den Ansprachen spielte das Klavier die Hauptrolle. An den neuen Flügel, dessen Klänge durch den Abend führten, setzte sich Botond Szöcs von der Musikfakultät der Transilvania-Universität, Klasse von Prof. Dr. Stela Drăgulin.

Vor und nach den Ansprachen spielten die Burzenbläser, bestehend aus Dr. Peter Klein, Trompete, Andreas Hartig, Tenorhorn, Konrad Scheller, Posaune Tenor, Andreas Philippi, Posaune Bass und Klaus-Dieter Untch, Cornett Alto und musikalische Leitung.

Nach dem gemeinsamen Singen des Siebenbürgenliedes folgte eine Sektöffnung. Alle Gäste haben auf ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr angestoßen. Wieder einmal bewies die Veranstaltung, dass es wichtig ist, als Gemeinschaft zusammenzuhalten.