„Ein Zeichen für die Lebendigkeit der deutschen Gemeinschaft in Rumänien“

Dritte Auflage der Veranstaltungsreihe „Kulturwoche Haferland“

Der Gottesdienst in der Wehrkirche wurde von Bischof Reinhart Guib gehalten.

Feierliche Eröffnung der Ausstellung „Geschichte lehrt uns“. V.l.n.r: Bildungsminister Sorin Cîmpeanu, Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Bischof Reinhart Guib und Michael Schmidt, Geschäftsmann und Initiator der „Kulturwoche Haferland“

1500 Gäste von nah und fern kamen am vergangenen Samstag nach Deutsch-Kreuz

Das idyllische Deutsch-Kreuz hat ein großes touristisches Potenzial

Die Burzenländer Blaskapelle ...

und die Korona-Tanzgruppe boten ein gelungenes Folklore-Programm an
Fotos: haferland.ro, die Verfasserin

Die Ortschaften Schweischer/Fişer, Keisd/Saschiz, Deutsch-Weißkirch/Viscri, Deutsch-Kreuz/Criţ und Meschendorf/Meşendorf standen in diesem Jahr vom 6. bis zum 10. August im Mittelpunkt der 3. Auflage der „Kulturwoche Haferland”, die größte Veranstaltungsreihe die den siebenbürgisch-sächsischen Traditionen gewidmet ist. Organisatoren der Kulturwoche waren in diesem Jahr die Stiftungen „Michael Schmidt“, „Peter Maffay“, „Adept“ und „Mihai Eminescu Trust“ und das Bürgermeisteramt Bodendorf /Bunesti.

Nur fünf Tage lang dauerten in diesem Jahr die Events, die sich in den vorigen Auflagen über eine Woche erstreckten. Dafür war die Auswahl an Veranstaltungen sehr groß und mannigfaltig: ein Besuch im Altersheim Schweischer, die Einweihung einer Töpfereiwerkstatt in Keisd, Orgel- und Gitarrenkonzerte, ein Erzählabend in der Scheune, ein Siebenbürgisch-Sächsischer Ball mit Livemusik und ein Besuch der Wasserbüffelfarm aus Meschendorf standen unter anderem im Programm. An diesen Tagen ergab sich die Gelegenheit für  die Besucher, eine leider viel zu wenig bekannte Region zu entdecken, auf neu angelegten Wegen Rad zu fahren oder zu wandern, an Workshops teilzunehmen und Museen und Kirchenburgen zu besuchen. Das Motto der 3. Auflage, „Die Geschichte lehrt uns“, wurde in Anlehnung an das Schwerpunktthema „Jahr der Bildung“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien ausgewählt.

Die Initiatoren der Veranstaltungsreihe, die zum ersten Mal 2013 organisiert wurde und nun schon zur Tradition geworden ist, sind der gebürtige Deutsch-Kreuzer Geschäftsmann Michael Schmidt und der aus Kronstadt stammende Starmusiker Peter Maffay. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um die zahlreichen mit der deutschen Minderheit verbundenen Organisationen vor Ort miteinander zu vernetzen und die Besucher auf das große touristische Potenzial des Haferlands aufmerksam zu machen.  Der Name der Gegend, die im Mittelpunkt eines imaginären Dreiecks liegt, das von den Städten Hermannstadt, Schäßburg und Kronstadt gebildet ist, ist dadurch zu erklären, dass sich hier wegen dem rauen Wetter die Bauern auf Haferanbau spezialisiert haben. 

Der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe fand am Samstag, dem 8. August, in Deutsch-Kreuz statt. Laut Organisatoren haben an diesem Tag über 1500 Personen das kleine Dorf, 21 km von Reps entfernt, besucht.

Unter den Teilnehmern waren auch in diesem Jahr viele Persönlichkeiten anwesend, darunter Werner Hans Lauk, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, der Bundestagabgeordnete Bernd Fabritius, Konsulin Judith Urban, Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, der rumänische Bildungsminister Sorin Cîmpeanu, der Chef der Präsidialkanzlei Dan Mihalache , der ehemalige Bildungsminister Ecaterina Andronescu und natürlich auch die Initiatoren des Programms, Peter Maffay und Michael Schmidt.

Beim Festgottesdienst, der um 11 Uhr startete, betonte Bischof Reinhart Guib in seiner zweisprachigen Predigt, die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft habe als Folge der Deportation 1945 und der großen Auswanderungswelle 1989 viel zu viel verloren. Jetzt gilt es dass zu retten, was noch erhalten geblieben ist. „Dafür braucht unsere Gemeinschaft jeden einzelnen von uns. Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann werden sie das Gesicht der Welt verändern“.

Ausstellung zum deutschsprachigen Unterricht in Rumänien

Im Anschluss an den Gottesdienst folgten die festlichen Reden der Organisatoren und Gäste.
Laut  Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, setzte die Haferlandwoche in diesem Jahr erneut „ein Zeichen für die Lebendigkeit der deutschen Gemeinschaft in Rumänien“. Der Erfolg dieser Veranstaltungsreihe spiegele sich in der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rumänien wider.

Zum Anlass der Eröffnung der Ausstellung „Die Geschichte lehrt uns“ sprach der rumänische Bildungsminister Sorin Cîmpeanu über die Wichtigkeit der Erhaltung des traditionellen Schulsystems in der Sprache der deutschen Minderheit. Für die Zukunft sei es wichtig, die Lehrerposten in deutscher Sprache zu fördern, finanzielle Unterstützung für die Infrastruktur der Schulen zu sichern und das Lehrerfortbildungszentrum in Mediasch zu unterstützen.

Am Nachmittag folgten ein folkloristiches Programm mit der Burzenländer Blaskapelle und den Kronstädter Tanzgruppen „Korona“ und „Korona Edelweiss“, Workshops für Kinder, Filmprojektionen und gleich zwei Konzerte in der Kirche: das erste wurde von Steffen Schlandt unter Begleitung des Quartetts Brassovia koordiniert, beim zweiten handelte es sich um ein Gitarrenkonzert mit „Duo Kitharsis“, Alexandra Petrişor und Dragoş Horghidan. Zur Krönung des Tages fand am Abend ein Siebenbürgisch-Sächsischer Ball mit Livemusik statt.

Die guten Initiativen müssen weitergeführt werden

An den vielen Ständen hatten die Besucher die Möglichkeit, traditionelle Speisen aus Siebenbürgen zu kosten. Leider haben die Organisatoren viel zu wenig Müllkörbe zur Verfügung gestellt, so dass viele der Plastikteller und -flaschen am Boden landeten oder einfach auf den Tischen gelassen wurden.

Wer Lust hatte, konnte einen Spaziergang zu unternehmen: das Dorf bietet wunderschöne Plätze, an denen man sich zurückziehen kann, um auf die grünen Täler und Hügel des Haferlands zu blicken und die Ruhe zu genießen. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Das ist auch der Grund, weshalb die Gegend besonders attraktiv für ausländische Touristen ist: die malerischen Landschaften, der Duft von frischem Gras, die Pferdekutschen, die farbenfrohen Blumenwiesen, die unberührten Naturflecken sind kaum anderswo in Europa anzutreffen.

Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille, die besonders sichtbar ist, wenn man die Dörfer im Haferland außerhalb der festlichen Tage besucht: die verfallenen Häuser, der Müll zwischen den Ruinen, die Armut der Bewohner. Es muss noch viel getan werden, um den Dörfern im Haferland den ehemaligen Glanz zurück zu schenken. Ein wichtiger Schritt wurde schon gemacht. Man kann nur hoffen, dass die guten Initiativen auch in den nächsten Jahren weitergeführt werden.