Eine mutige Entscheidung

Interview mit Univ.-Prof. Dr. Franz Schausberger, IRE-Vorstandsvorsitzender

Prof. Dr. Franz Schausberger (stehend) bei der Weidenbacher Tagung. Mit im Bild: Moderator Radu Delicote und Raimar Wagner, Projektmanager der Friedrich-Naumann-Stiftung für Rumänien, Moldau und Bulgarien (rechts) Foto: Ralf Sudrigian

Mit Prof. Dr. Franz Schausberger, Gründer und Vorsitzender des Vorstands des Instituts der Regionen Europas (IRE), ehemaliger Landeshauptmann von Salzburg (1996 – 2004), hatte die dritte Auflage von „Smart Airport Cities“ in Weidenbach einen prominenten Gast, dessen Ausführungen zur gegenwärtigen regionalen geopolitischen Lage mit viel Interesse verfolgt wurden. In dem am Rande dieser Tagung geführten Kurzgespräch unterstreicht der Vertreter des Landes Salzburg im Europäischen Ausschuss der Regionen die Bedeutung dieses neuen regionalen Flughafens und spricht auch über die österreichisch-rumänischen Beziehungen.

Kronstadt hat nun einen Flughafen. War es richtig, so ein ehrgeiziges Projekt umzusetzen?
 Ich bin der Meinung, dass es eines großen Muts bedarf, sowie vieler Bemühungen und eines großen Engagements, solch ein Projekt jetzt zu realisieren. Und ich halte es auch für richtig, dass es umgesetzt wurde – aus mehreren Gründen. Ich glaube, dass Kronstadt und die gesamte Region sich in einer ganz wichtigen geopolitischen Lage befinden. Es ist eine zentrale Lage und auch in der Nähe der Krisengebiete. Es ist für Europa ganz wichtig, dass wir verkehrsmäßig eine sehr gute Verbindung in diesen Raum haben. Wir wissen, dass in Westeuropa das Know-how, die Kenntnisse im Krisenraum nicht so eng und so gut sein können wie hier. Daher ist der Transfer entscheidend. Hinzu kommt, dass der bevorstehende Wiederaufbau in der Ukraine meines Erachtens verbunden ist mit Milliarden von Euro als Investitionen aus Europa und auch aus den Vereinigten Staaten, die  viele Unternehmen und Firmen in die Nähe der Ukraine bringen. Die werden sehr froh sein, wenn sie hier einen Hub vorfinden. Vieles wird über diese Verbindung laufen. Deshalb sehe ich für den Kronstädter Flughafen eine ganz große Zukunft. Es ist wichtig, dass es hierher eine gute Zugverbindung gibt; in nächster Zeit soll auch eine Autobahn fertig gestellt werden. Also – wenn man in einer kritischen Region ist, ist es ganz wichtig, dass man gute Verkehrsverbindungen zum Westen hat.

Ist es nicht äußerst wichtig, dass Rumänien zum Schengen-Raum gehört? Hierzulande ist man sehr enttäuscht über das Veto der österreichischen Regierung in dieser Frage.

Ich verstehe diese Enttäuschung sehr gut. Das ist überhaupt keine Frage. Ich bin auch überzeugt, dass in absehbarer Zeit dieses Problem gelöst wird. Aber es hängt natürlich alles von Brüssel ab. Das muss ich wirklich sagen. Man hat in Brüssel seit 2015 als die Migrationskrise ausgebrochen ist, absolut nichts getan, um für die Zukunft vorzusorgen. Wir in Österreich haben überdimensional viele Migranten. Ich weiß, dass hier in Rumänien diese Stellungnahme als ungerecht empfunden wird. Aber ich bitte Sie zu verstehen, das bedeutet überhaupt nicht, dass wir gegen Rumänien sind. Auch nicht gegen Bulgarien. Aber wir haben kein anderes Druckmittel auf Brüssel. Und wir wollen ja eigentlich für Rumänien und für Bulgarien eine bessere Situation an den Grenzen schaffen.

Es ist vielleicht hier gar nicht bekannt: Österreich ist im Schengen-Raum, genauso Deutschland. Aber Deutschland kontrolliert die gemeinsame Grenze. Bei uns in Österreich stehen die Lkw an der Grenze genauso wie hier. Das ist ein Zustand, den man so nicht beibehalten kann. Entscheidend ist, dass die rumänische und die österreichische Regierung in einem guten Dialog stehen. Der österreichische Innenminister war in Bukarest auf Besuch. Es hat ein gutes Gespräch gegeben. Wenn ich richtig informiert bin, wird auch unsere Europa-Ministerin demnächst Rumänien besuchen. Wir hatten zwischen unseren Ländern sehr gute freundschaftliche, auch wirtschaftliche Verbindungen. Österreich ist der zweitgrößte ausländische Investor in Rumänien.

Es gibt bekanntlich auch Bedenken gegen neue Flughäfen aus Überlegungen betreffend den Umweltschutz.

Es gehört auch Mut dazu, in einer Zeit, wo aus Klima- und Umweltargumenten vieles gegen den Flugverkehr spricht, dass man jetzt hier einen neuen Flughafen zu bauen. Aber, und dazu muss man ebenfalls gratulieren, hier hat man sich für einen nachhaltigen Flughafen entschieden. Man nimmt auf die Klima-Argumente Rücksicht. Ich könnte sagen, dass dieser Flughafen europaweit ein Vorbild für andere Flughäfen sein kann.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der neue Flughafen eine positive Rolle spielt. Die politischen Entscheidungsträger sind sehr aktiv, wenn ich nur daran denke, dass ein Messezentrum im Umfeld des Flughafens geplant ist oder dass Kronstadt den Status einer „Green City“ anstrebt. Ich glaube, da ist man auf dem richtigen Weg.

Herzlichen Dank für Ihre Antworten!

Die Fragen stellte Ralf Sudrigian