Einladung zum Theater

Die Kronstädter „Gruppe“ mit einer weiteren Premiere

Theateraufführungen in deutscher Sprache sind in Kronstadt sehr selten geworden. Umso neugieriger wird man, wenn die vor 12 Jahren von Dr. Carmen Puchianu gegründete „Die Gruppe“ wieder vors Publikum mit einer Premiere tritt. Dieses war vor rund zwei Wochen der Fall als anlässlich der XXI. Kronstädter Germanistiktagung im Festsaal des Memo-Komplexes die Kronstädter Germanistik-Studenten „Jedermann oder die Einladung zum Essen“ zum ersten Mal zeigten. Die Mehrzahl der Zuschauer bestand aus Studenten und aus den Tagungsteilnehmern. Sie konnten eine interessante Aufführung verfolgen – nach einem Skript und in der Regie ihrer Lehrerin Prof. Dr. Carmen Puchianu.

„Jedermann oder Die Einladung zum Essen“ kann als Parabel gelten zum Thema Leben und den damit verbundenen Möglichkeiten die allen offen stehen sollten.
Die sechs Gestalten, die namenlos bleiben, komplett weiß gekleidet sind und barfuß auftreten, erhalten eine Einladung zu einem Festmahl. Sie wissen nicht, wer sie einlädt und fragen sich, was wohl dahinter steckt. Eine Stimme aus dem Off, manchmal verzerrt/verfremdet, ist öfter zu hören. Sie klingt wie die eines Roboters, einer Maschine, die durch Wiederholungen auch den Eindruck gibt, außer Kontrolle zu geraten und bald zu versagen. Immer wieder versichert eine der Eingeladenen das Publikum, dass es bald (auf die Sekunde genau) losgehen werde – mal früher, mal später, als ob auch die Zeit nicht mehr gemessen oder gefühlt werden könne. Bald soll aber der Höhepunkt erreicht werden. Der ist das Festessen, an dem alle sechs Gäste sich den Magen richtig voll schlagen, um nachher voller Energie herum zu springen, zu tanzen, sich auszutoben. Die Aufführung endet wie sie begonnen hatte: aus schwarzen Plastikfolien, aus einer großen Kartonschachtel sind zunächst Zuckungen zu bemerken bis sich die sechs Gestalten davon befreien und frei bewegen. Zuletzt ist es dieselbe „Verpackung“ in die sie zurückkehren und so von der Bühne/Bildfläche verschwinden.

Carmen Puchianu hat sich diesmal auf eine Rolle im Hintergrund beschränkt. Begleitet von einer geheimnisvollen bis dissonanten Musikuntermalung kommt ihrer Stimme eine tragende Rolle zu. Es ist übrigens auch ein guter Anlass durch die Wiederholungen und die eingebauten Wortspiele die deutsche Sprache zu erlernen und mit ihr, warum nicht? auch zu spielen. Die von Carmen Puchianu lancierte „Einladung zum Essen“ haben folgende Kronstädter Germanistik-Studenten auf der Bühne vorgetragen: Mădălina Coman, Casian Gherasim, Irina Hoza, Andreea Iordache, Mădălina Matei und Ana Stan.