Erster rumänischer Reiseführer für Kronstadt in einer Neuauflage

„Die geschichtliche Bibliothek Kronstadts“ um einen weiteren Band bereichert

Die von der Kronstädter Kreisbibliothek „George Bariţiu“ (Direktor Daniel Nazare) herausgegebene Kulturzeitschrift „ASTRA“, deren Chefredakteur der Direktor des Geschichtsmuseums des Kreises Kronstadt, Nicolae Pepene, ist, bringt seit 2012 die Buchserie „Die geschichtliche Bibliothek Kronstadts“ heraus. In dieser werden alte, aber weiterhin interessant gebliebene Bücher zur Geschichte der Stadt unter der Zinne in Neuausgaben veröffentlicht, um den heutigen Leser in die alte Geschichte der Stadt und des Gebietes einzuführen. Diese erscheinen als Beilagen der ASTRA-Zeitschrift die an und für sich schon für ihre geschichtlichen Dokumentationen landesweit sogar mehr Anklang finden als in Kronstadt selber.  So wurde 2012 die von Alexandru Petit verfasste Monographie des Kreises und der Stadt Kronstadt, erstmals 1922 erschienen, herausgebracht. Es folgte ein Führer in die Burzenländer Berge und ins Fogarascher Gebirge von Ioan Turcu, deren erste Auflage 1896 erschienen war. Eine weitere, 1948 veröffentlichte Monographie des Kreises Kronstadt wurde 2013 ebenfalls erneut herausgebracht.

Nun liegt noch eine Neuauflage vor, und zwar jene des ersten rumänischen Reiseführers für Kronstadt, dem umliegenden Gebiet  und den siebenbürgischen Bädern, der 1891 erschienen ist. Der unter besten drucktechnischen Voraussetzungen nun herausgebrachte Band wurde in festlichem Rahmen  in den Räumen des Museums der städtischen Wohnkultur am Kronstädter Marktplatz vorgestellt. Für dessen Herausgabe zeichnen  der Museumsdirektor Nicolae Pepene und Bogdan-Florin Popovici, Direktor der Direktion der Nationalarchive des Kreises. Diese haben die alte, damalige Schreibweise beibehalten, haben aber zahlreiche Zusatzerklärungen als aktualisierte Fußnoten beigefügt. Somit kann  der Reiseführer besonders von den Kronstädtern auch heute zu Rate gezogen werden. Einige Schreibfehler bei den deutschen Zusatzerklärungen wie Petersburg, statt Petersberg (Seite 42), Neustandt statt Neustadt (Seite 39)  u.a. muss man übersehen.

Ergänzt wurde der Band allerdings mit zahlreichen Kunstfotos von zwei der ehemaligen bekanntesten Kronstädter Fotografen, Leopold Adler und Carl Muschalek. Somit enthält die neue Ausgabe des Reiseführers zahlreiche Archivfotos vom Ende des 19. Jahrhunderts, besonders auch von Gebäuden die aus dem Stadtbild gewichen sind oder bauliche Veränderungen erfahren haben und heute ein ganz anderes Aussehen aufweisen.
Zudem ist die sächsische Komponente des Reiseführers auch sehr gut vertreten und aufschlussreich, da in diesem, außer Baudenkmälern, immer wieder auch auf die Geschichte und Persönlichkeiten der Stadt zurückgegriffen wird, Unternehmer und Geschäftsleute genannt werden mit deren damaligen Adressen im Stadtgebiet. Außerdem umfasst der Reiseführer, der auch als Wanderbuch bezeichnet werden kann, sehr viele Werbeinserate seitens deutscher Firmen oder Handwerkern aus der Stadt und dem Umfeld – die Tuchfabrik Wilhelm Scherg, die Papierfabrik in Zernescht von Martin Copony, die Druckerei Adolf Albrecht, der Juwelierladen von  Adolf Resch, der Uhrmacher Josef Drotleff, der Selchwarenbetrieb M. Fleischer u.v.a. -  sodass man auch diesbezüglich die Gewissheit erhält, Kronstadt war wirklich eine blühende Stadt.

Der rumänische Originaltitel lautet: „Noul Călăuz al străinului prin Braşov si regiunea dimprejur, precum şi prin băile transilvane: Zizin, Elöpatak, Malnaş, Tuşnad, Covasna si Borsec“ (Der neue Begleiter des Fremden durch Kronstadt und der umgebenden Region wie auch durch die siebenbürgischen Bäder: Zizin/Zaijzon, Elöpatak/Vâlcele, Malnasch, Tuschnad, Covasna und Borsec).

Gegliedert ist der Reiseführer in vier Kapitel: A. Praktische Angaben, B. Beschreibungsteil, C. Illustrationen, D. Der neue Stadtplan. Im ersten Kapitel findet man Angaben über Straßenbenennungen, Eisenbahnverkehr, Post und Telegrafenamt, Mietpferde. Es folgt die Aufzählung damaliger Hotels, Gaststätten, Kneipen. Bei den medizinischen Dienstleistungen werden die Namen der Ärzte, deren Spezialität und Adresse angegeben. Unter diesen werden auch Wilhelm Fink, Josef Fabricius, Eduard Gusbeth, Josef Roth, Victor Nussbächer, Karl Flechtenmacher genannt. Es folgen Angaben über die Kirchen und Konfessionen, bezüglich der öffentlichen Ämter und Bankanstalten. Bei den Schulen wird als erste das evangelisch-lutherische Honterus-Lyzeum genannt das 1544 gegründet worden ist. Als Privatsammlungen sind die des Ornithologen Friedrich Ridely, die Münzsammlung  von Adolf Resch, die Pflanzen- oder die  Käfersammlungen von  Julius Römer bzw. Friedrich Deubel genannt.

Ausführlich wird die geographische Lage und das Klima der Stadt unter der Zinne, die Baudenkmäler der Stadt beschrieben. Viele Details werden zur Geschichte der Schwarzen Kirche  geboten.  Der Fremde wird  des Weiteren  mit anderen Sehenswürdigkeiten aus Ortschaften des Burzenlandes  wie Rosenau, Törzburg, Honigberg, Marienburg, Brenndorf  vertraut gemacht. Darauf folgen Beschreibungen von Wanderungen auf den Hohenstein, den Zeidner Berg, auf den Krähenstein/ Ciucaş,  den Königstein und in das Bucegi-Gebirge. Und, wie im Titel des Reiseführers  schon verzeichnet, werden die Kurbäder von Elöpatak, Malnasch, Tuschnad, Covasna und Borsec beschrieben; es wird auf die Heilwirkung, der da befindlichen Mineralwasserquellen aufmerksam gemacht.

Im zugefügten Bildanhang werden, wie schon vermerkt, Archivfotos von Leopold Adler und Carl Muschalek reproduziert. So erhält man Einblick auf den Alten Marktplatz und das Rathaus, wie sie zu der Zeit gestaltet waren, auf das Schützenhaus oder die Villa Kertsch die aus dem Stadtbild verschwunden ist, auf den Schwarzen Turm vor seinem Zusammenbruch, auf den Rudolfsring  oder das Tor zur Klostergasse vom Schlossberg aus gesehen, die Redoute, das Hirscher-Haus an der Kreuzung der Purzengasse mit der Michael-Weiss-Gasse, der Schutzhütte auf der Zinne, dem Übungsturm der Feuerwehr auf der Postwiese und andere.

Die Neuauflage dieses alten Reiseführers kann in der Kreisbibliothek oder im Museum der städtischen Wohnkultur (Marktplatz Nr. 15) für zehn Lei gekauft werden. Es ist eine lohnende  kleine Investition zur Bereicherung der eigenen Dokumentation zur Geschichte der Stadt.

Beachtenswert sind auch die Dokumentationen, die in der ASTRA-Zeitschrift veröffentlicht werden. In  letzter Ausgabe bietet Nicolae Pepene einen sehr aufschlussreichen  Rückblick  anlässlich des 100. Todestages  des ersten Königs von Rumänien, Carol I., und der Thronbesteigung  von seines Nachfolgers, König Ferdinand.

Emanuel Bădescu bietet einen ausführlichen Lebenslauf von Leopold Adler (1848 - 1924)  und im Anhang dazu, eine Liste seiner  bedeutendsten zeitgenössischen Kronstädter Fotografen: Heinrich Adleff, Wilhelm Adleff, Adolf Karl Bömches, Karl Blöss, Theodor Glatz, Samuel Herter, Heinrich Lang, Carl Muschalek. Die Initiative zur Herausgabe dieser Neuauflagen alter Bücher zur Geschichte der Stadt kann somit nur begrüßt werden.