Es geht um Arbeitsplätze – Ausbildung – Sicherheit

Gespräch mit Christian Macedonschi, Kronstädter Bürgermeisterkandidat seitens des Deutschen Forums

Christian Macedonschi (rechts) im Gespräch mit dem Forumsabgeordneten Ovidiu Gan] und dem stellvertertenden Forumsvorsitzenden des Ortsforums Kronstadt, Dieter Drotleff (links).

Die Kronstädter Stadtrat-Kandidaten, „Macedonschis Team“, auf einem mobilen

Christian Macedonschi ist in Kronstadt vor allem als Mitglied des Deutschen Wirtschaftsklubs und als Vorsitzender des Verbands zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Kronstadt (APDT) bekannt. Er ist einer der (anfangs) wenigen, die an den Erfolg eines Kronstädter „Kleinen Oktoberfestes“ geglaubt hat, der das Mittelalter in Form von Ritterspielen („Turnier der Burgen“) touristisch vermarktet, der weitere ehrgeizige touristische Projekte (z. B. Reisebusse für Burzenländer Kirchenburgen) vorlegt.

Der 1972 geborene Kronstädter hat die Grundschule am Honteruslyzeum besucht und die Klassen V-VIII an der deutschen Abteilung der Allgemeinschule Nr. 12. Die Reifeprüfung legte Macedonschi in Nürnberg am Dürer-Gymnasium ab, nachdem er das Lyzeum am Şaguna-Kolleg begonnen hatte und nachdem er nach der Wende nach Deutschland ausgesiedelt war. Der zukünftige Unternehmer begann ein Wirtschaftsstudium an der Nürnberger Friedrich Alexander Universität, ein Studium, das er an der Kronstädter Transilvania-Uni beendete.

Durch Beschluss des Kronstädter Ortsforum, der anschließend vom Kreisforum bekräftigt wurde, ist nun Christian Macedonschi als Bürgermeisterkandidat und als Nummer 1 auf der Kandidatenliste des Forums für den Kronstädter Stadtrat in den Wahlkampf getreten. Über sein Wahlprogramm sowie über einige der Probleme, die in den letzten Jahren die Kronstädter beschäftigen, spricht Christian Macedonschi im folgenden Interview.


Warum sollte Kronstadt den Forumskandidaten, also Sie, zum Bürgermeister haben?

Es liegt ja auf der Hand. Wir haben das beste Beispiel in Hermannstadt. Wir haben gesehen, wie sich Hermannstadt mit einer deutschen Forumsführung entwickelt hat, sich geöffnet hat und das nicht nur in kultureller Hinsicht als europäische Kulturhauptstadt 2007, sondern auch von der wirtschaftlichen Entwicklung her. Nehmen wir nur die Zahl der Arbeitslosen: Kronstadt hat über 10 Prozent Arbeitslose, Hermannstadt unter einem Prozent!

Wie kann man auch jene als Wähler gewinnen, die nichts über Kronstadts sächsische Vergangenheit wissen?

Tatsächlich kennen viele die Stadtgeschichte nicht. Aber: der Deutsche Wirtschaftsklub Kronstadt ist sehr bekannt durch seine Tätigkeit in den letzten Jahren. Die Mitglieder des Deutschen Wirtschaftsklubs Kronstadt (DWK) haben zusätzlich fast 20.000 Arbeitsplätze geschaffen in Kronstadt, Burzenland und nächste Umgebung.

Es ist offensichtlich dass wir, mit einer deutschen Forumsführung der Stadt und mit einer gewichtigen Vertretung im Stadtrat, diese Arbeitsplätze verdoppeln können, dass wir neue Investoren heranziehen können. Ich habe gerade vor Kurzem erfahren, dass letztes Jahr über 90 Investoren in Kronstadt waren mit Terminen beim Bürgermeisteramt. Nur zwei davon sind in Kronstadt geblieben. Das können wir ändern – wir wünschen uns, dass zwei nicht bleiben und 88 Firmen vor Ort investieren.

Die Schaffung neuer Arbeitsplätze ist also das wichtigste Thema im Wahlkampf.

Wir haben hochgerechnet, dass wir, durch die Kontakte des DWK, durch die Kontakte zu Industrie- und Handelskammern zum Beispiel in München und Nürnberg, aber auch durch die sehr guten Kontakte in Österreich und in der Schweiz, rund 20.000 Arbeitsplätze in der nächsten Zeit nach Kronstadt bringen könnten. Sicherlich nicht in zwei oder vier Jahren aber auf alle Fälle in der nächsten Periode.

Diese 20.000 Arbeitsplätze bedeuten eigentlich Investitionen von einer Milliarde Euro. Wenn diese Summe nach Kronstadt kommt, so bin ich mir sicher, mit einer guten Lobby in Bukarest und natürlich auch hier, können wir die Achse Kronstadt – Hermannstadt stärken. Wir können die hiesige Infrastruktur verbessern. Es ist sehr wichtig, eine vernünftige Infrastruktur zu haben, nicht nur in und um Kronstadt. Wir brauchen eine Infrastruktur die uns mit der Welt verbindet: Autobahnen, Schnellzüge Richtung Westen aber auch nach Bukarest. Das wurde alles boykottiert. Wir sind wie eine Enklave: mitten im Lande und trotzdem irgendwie abgeschnitten.

Der zweite Punkt ist die Ausbildung. Das beste Beispiel ist die deutsche Berufsschule in Kronstadt. Es ist ein Pilotprojekt für ganz Rumänien. Elf Firmen aus dem DWK haben sich die Hand gegeben und unter der Schirmherrschaft des DWK wurde diese Berufsschule gegründet, nach dem deutschen dualen System. Das wird es ab Herbst für die Bereiche Mechatronik und CNC-Steuerung geben. Mein Ziel ist es, dieses System auszubauen.

Die Tourismusschule, die wir in Kronstadt in den 1960er Jahren hatten und die in ganz Rumänien gut bekannt war, sollte wiederbelebt werden. In der deutschen Ausbildungsschule sollen Fachkräfte im Bereich touristische Dienstleistungen geschult werden, aber nicht nur. Es gibt keine Schreiner mehr, keiner lernt die klassischen Holzberufe mehr, keine Bäcker, im Baugewerbe mangelt es an qualifizierten Arbeitskräften.

Der dritte Punkt unseres Wahlkampfes verbindet im Endeffekt die ersten zwei Punkte. Wenn die Bürger einen gut bezahlten Arbeitsplatz haben, wenn sie über eine vernünftige Ausbildung verfügen, so gibt es ihnen automatisch die Sicherheit des Arbeitsplatzes, die Sicherheit des morgigen Tages, die Sicherheit der Erziehung der Kinder, die Sicherheit des Alters. Natürlich ist auch die Sicherheit der Straßen sehr wichtig. Durch die Armut, in die wir in die letzten Jahren gestoßen wurden, sind die Straßen recht unsicher geworden.

Wie können Sie einige, den Kronstädtern wohlbekannte Problembereiche lösen? Beginnen wir mit den Straßenhunden und den Bären.

Ich bin in engem Kontakt mit dem Verein „Vier Pfoten“. Die haben auch Programme, die sie dem Bürgermeisteramt vorgeschlagen haben. Selbstverständlich  werde ich immer mit Spezialisten und Beratern zusammenarbeiten, denn man ist auf sie angewiesen. Was die Bären betrifft, so bin ich in Kontakt mit Frau Lapis und ihrem Bärenreservat in Zărneşti. Mit ihrer Hilfe lösen wir auch dieses Problem.

Parkplätze, Tiefgaragen?

In Deutschland habe ich gesehen, dass in der Regel die Stadt die ganze Parkplatzverwaltung übernimmt und nicht eine Privatfirma das ganze Geld abkassiert. Natürlich muss man Parkhäuser errichten. Dazu gehört ein gutes Parkleitsystem womit man sich schnell zurechtfindet, um, zumindest im Stadtzentrum, schnell zu einem sicheren Parkplatz zu gelangen.

Marktplätze?

Mein innigster Wunsch ist, dem Alten Marktplatz am Rathaus seinen Glanz von früher wieder zu geben. Da fällt mir das Beispiel Nürnberg ein. Dort beleben am Samstag und am Sonntag die lokalen Produzent den Markt. Es wäre schön und sinnvoll: zum einen unterstützt man die kleinen Agrarproduzenten aus der Umgebung, zum anderen wird ein schöner Platz mit Leben gefüllt.

Sanierung der Inneren Stadt?

Ist sehr wichtig. Langsam sieht man, dass sich in dieser Hinsicht am Marktplatz etwas tut. Mein Ziel ist, mit dem DWK und den Mitgliedsfirmen eine Patenschaft ins Leben zu rufen, damit Firmen die Patenschaft für einzelne Fassaden übernehmen. Die Stadt müsste die Eigentümer historisch wertvoller Bauten unterstützen: zinsfreie Darlehen auf 10, 20 Jahre wenn sie die Fassaden ausbessern, und natürlich auch Steuererleichterungen, damit sie motiviert werden. Dank einer sanierten Altstadt steigt der Tourismus (siehe Hermannstadt) und somit die Einnahmen der Stadt. Also kommt es allgemein zu einer positiven Entwicklung.

Städtepartnerschaft mit einer Stadt im deutschsprachigen Raum?

Seit fünf Jahren versuchen wir, mit Nürnberg eine Städtepartnerschaft zu unterschreiben. Werner Braun, DWK-Präsident und Kandidat für den Stadt- und Kreisrat Kronstadt, wurde persönlich von Dr. Maly, Nürnberger Oberbürgermeister, delegiert, dem jetzigen Kronstädter Bürgermeister einen Nürnberg-Besuch vorzuschlagen, damit es mit dieser Partnerschaft vorangehe. Wir waren mit dem jetzigen Vorsitzenden des Kreisrates in Nürnberg und haben partnerschaftliche Beziehungen vereinbart.

Allerdings ist es keine offizielle Partnerschaft, weil die Entitäten nicht gleich sind - eine Stadt kann nur mit einer Stadt eine Partnerschaft unterschreiben. Leider ist der jetzige Bürgermeister von Kronstadt der Meinung, nichts weiteres für diese Partnerschaft zu tun, weil der Kreisratvorsitzende, der Mitglied einer anderen Partei ist, auch dort war. Das ist sehr schade. So was macht man ja nicht für das eigene Interesse, sondern man tut es für Kronstadt und seine Einwohner. Diese Partnerschaft existiert an sich (siehe z. B. den Christkindlesmarkt), nur ist sie nicht unterschrieben.

Desgleichen gibt es Gespräche mit Sankt Gallen in der Schweiz in dieser Hinsicht, Gespräche, die sich im Falle eines Mandatgewinns konkretisieren können. Im Falle Österreichs gibt es eine Städtepartnerschaft Kronstadt – Linz, die vor Kurzem unterschrieben worden ist. Sie ist aber mehr auf dem Papier und bei der Stadteinfahrt zu sehen. Sie muss mit Leben gefüllt werden, z. B. Erfahrungsaustausch in Verwaltung oder kulturellem Bereich. Unlängst konnte ich mich mit einer großen polnischen Delegation treffen. Krakau würde gern in eine Partnerschaft mit uns treten. Die Stadt zählt acht Millionen Touristen im Jahr und ist außerdem Partnerstadt von Nürnberg. Also  würden sich Kreise schließen.

Sie sind auf Wahlstimmen  rumänischer Wähler angewiesen...

Ja, das ist sehr wichtig. Ich habe sowohl deutsches Blut als auch rumänisches Blut in den Adern, aber in erster Linie bin ich Kronstädter. Wenn man sich die Kinder anschaut, die in deutschen Kindergärten und Schulen eingeschrieben sind, so sind 90 Prozent von ihnen aus rumänischen Familien. Diese Familien müssen verstehen, dass wir ihren Kindern eine sichere Zukunft geben können, dass wir ihnen das Lächeln im Gesicht wieder zurückbringen können.

Wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen ein möglichst gutes Wahlergebnis am 10. Juni!

Die Fragen stellte Ralf Sudrigian