Es steht viel auf dem Spiel

Das Superwahljahr steht uns bevor. Immer wieder ist zu hören, wie wichtig, richtungsweisend, die Wahlen für Europa und Rumänien sein können. Ein Rechtsruck wird befürchtet, sowohl bei den EU-Wahlen, als auch bei den hiesigen Parlaments- und Kommunalwahlen. Die Gefahr des Rechts-Populismus wird ernst genommen.

Auch auf das Landesforum kommen große Herausforderungen zu. Vor allem, wenn man an die Lokalwahlen denkt, denn da zeigt das Forum, wie stark es in einer Stadt oder Gemeinde ist, wie überzeugend seinWahlprogramm für die Mehrheitsbevölkerung ist. Denn aus eigener Kraft, also nur mit Stimmen der eigenen Mitglieder, kann nicht viel erreicht werden, selbst wenn diese in möglichst großer Zahl zu den Urnen gehen und interne Streitigkeiten beiseite lassen können.

Fachleute weisen darauf hin, dass praktisch überall minderheitenbezogene Themen immer mehr von den großen Themen wie Klimaerwärmung, Wirtschaftskrise, Ukraine-Krieg, Globalisierung in den Schatten gestellt werden. Minderheiten gibt es viele: ethnische, religiöse, sexuelle, soziale. Vor allem rechtsextreme Strömungen schenken ihnen wenig Aufmerksamkeit, wenn sie sie nicht als Störfaktoren oder sogar Feinde dämonisieren. Oft hört man aus solchen Kreisen, dass die Belange der Minderheiten von den großen Problemen nur ablenken. Oder dass diese Randgruppen sich der Mehrheit unterordnen müssen, denn das sei letztendlich die Essenz der Demokratie. Gleichberechtigung und Menschenrechte seien „Launen“, „reine Zeitverschwendung“ in Krisenzeiten mit ganz anderen  Prioritäten.

Wie steht nun das Deutsche Forum als Vertreter der deutschen Minderheit in der Wählergunst? In Kronstadt wohl nicht sehr gut, wenn man ans Wahlergebnis vor vier Jahren denkt. Damals konnten die je zwei Mandate im Stadt- und im Kreisrat nicht beibehalten werden. Eine andere, zahlenmäßig stärkere nationale Minderheit, die Ungarn, verzeichneten denselben Misserfolg. Es scheint, dass raue Zeiten in Sachen Wahlkampf aufs Forum zukommen.

Da stellt sich unweigerlich die Frage, wie geht man in diese Wahlen. Vielleicht sogar, ob man sich ihnen stellt. Denn ein Wahlergebnis in der Rubrik „und so weiter“, also mit einer Stimmzahl um die 1 Prozent der Wahlstimmen, ist vielleicht schlechter als ein (vorläufiges) Fernbleiben von den Wahlen. Entscheidend ist bereits jetzt und in den nächsten Monaten, wie diese Wahlen vorbereitet werden. Wer sind die besten Kandidaten? Was beinhaltet das Wahlprogramm? Was kann es, über die eigenen Belange hinweg (z.B. deutsche Schule, deutsches Kulturleben) für alle Kronstädter  bieten? Auf die Verdienste der Vorfahren, auf Traditionen, auf die Brückenfunktion zu Deutschland hinzuweisen ist zwar schön und richtig, aber nicht ausreichend. Das reicht für einen Kulturverein oder eine siebenbürgisch-sächsische Förderstiftung, nicht aber für eine politische Kraft, die mehr als nur Präsenz zeigen will. Deshalb ist es vielleicht sinnvoll,  eine Wahlallianz nicht grundsätzlich auszuschließen, falls man die richtigen Partner findet und die Forumskandidaten sich auf aussichtsreichen Positionen  in der Wahlliste wiederfinden.  Es sind Fragen und Varianten, die offen angesprochen und beantwortet werden sollten, denn: „Es steht viel auf dem Spiel“.