Es war an der Zeit

Erster Raum für alternative Kulturevents in einer ehemaligen Fabrikhalle eröffnet

In einer ehemaligen Schuhfabrikhalle entsteht ein modernes Kulturzentrum.

Seit drei Jahren wirft das Festival für zeitgenössische bildende Kunst „Amural“ ein neues Licht auf die Stadt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Hilfe von Video-Mapping wird die Architektur Kronstadts zum Leben erweckt: historische Gebäude werden zur Leinwand, die mit verschiedenen Kunstwerken angestrahlt wird. 2015 zum ersten Mal organisiert, ist Amural schnell zu einem der wichtigsten Veranstaltungen in Rumänien geworden. Es ist vielleicht das einzige Festival, für das man speziell nach Kronstadt kommt. Jetzt stellt das Team von „Amural“ ein neues Projekt vor: Visssual. Es handelt sich um ein neues Kulturzentrum, das in einer ehemaligen Halle der Schuhfabrik Tino (Timpuri Noi) entstehen wird. Kronstädter Künstler haben endlich einen Raum, in dem sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen können.

Ein Trend, der in anderen Städten schon seit Jahren existiert

In allen ehemaligen Industriestädten gibt es das gleiche Bild: graue Fabrikgelände am Rande der Stadt stehen leer. Viele werden abgerissen, damit man neue Wohnviertel, Shopping-Malls, Supermärkte baut. Es geht ums Geld. Für Kultur bleibt kaum noch Platz. Und trotzdem haben es freie Kulturschaffende in vielen europäischen Großstädten geschafft, ehemalige Fabrikgelände in Galerien, Konzert-oder Theatersäle umzuwandeln.

Kulturveranstaltungen finden in modernen Städten längst nicht mehr im Zentrum statt. Wer alternative Kunst will, wer die neuesten Trends erleben will, muss an den Stadtrand. Jetzt ist endlich auch in Kronstadt etwas los: wo einst Schuhe vom Fließband liefen, sollen Theateraufführungen, Filmvorführungen, Kunstausstellungen und Festivals stattfinden.

„Visssual“ liegt auf der Fabricii-Straße, in der Nähe des Kaufland-Supermarkts, der sich auf der Avram Iancu Straße befindet und wünscht sich, in Zukunft ein Produktionsraum für kreative Industrien zu werden. „Wir wollen ein Zentrum schaffen, wo Künstler, Freischaffende aber auch Programmierer und Handwerker alles finden können, um ihre Projekte zu verwirklichen. Der Raum heißt Vissual (kommt vom rumänischen „Vis“-Traum), weil es der Traum vieler Kronstädter war, ihrer Kreativität freien Lauf lassen zu können. Gleichzeitig wird es ein Raum sein, wo wir visuelle Erziehung bieten werden. In der Ära der Technologie wird unser Leben immer stärker von Bildern geprägt. Diese Bilder neigen aber oft zum Kitsch. Solche kreative Hubs gibt es in anderen europäischen Städten schon seit den 89er Jahren, und seit vielen Jahren auch in anderen Städten Rumäniens. Kronstadt hatte bisher noch keinen solchen Raum“, meint Răzvan Pascu, einer der Initiatoren des Projektes.

Das erste Event, das im neuen Raum organisiert wurde, hat am Samstag, dem 31. März stattgefunden. In der ehemaligen Fabrikhalle wurde eine ganze Nacht lang Video-Mapping und Musik gemacht, die Besucher hatten die Gelegenheit, eine Ausstellung mit Werken von jungen zeitgenössischen Künstlern zu bewundern und eine Tanz- und Poesie-Performance zu sehen. Ebenfalls wurde ein Dokumentarfilm augestrahlt und mehrere innovative Projekte wurden dem Publikum vorgestellt. Es gab also einen kleinen Einblick in die Zukunft des neuen Veranstaltungsortes. Vor allem sollen hier junge Künstler und Projekte, in der Kunst und Technologie miteinander verwebt sind, gefördert werden. Der Schwerpunkt lag auf Videomapping. Dabei handelt es sich um eine innovative Form der Medienkunst, die eine individuell auf ein Objekt abgestimmte Videoprojektion bezeichnet. Die Technik des Videomappings wird unter anderem von Künstlern und Werbetreibenden verwendet, die optische Illusionen auf statischen Objekten erlebbar machen wollen. Ein Videomapping wird häufig mit Audioeffekten kombiniert, um eine audiovisuelle Erzählung zu erschaffen.

Die Stadt beginnt, sich kreativ zu entwickeln

Als Eintritt zahlte man eine Spende von 25 Lei, das Geld wird man verwenden, um den neuen Raum zu sanieren. „Mehrere Künstler aus ganz Rumänien haben ihre Werke gespendet, um uns zu helfen, mit dem Projekt weiterzukommen“, meinte Pascu.

Die Bauarbeiten werden in mehreren Etappen stattfinden. Zuerst wird man das Erdgeschoss sanieren, wo ein Tonstudio und ein Makerspace eingerichtet werden. Der Makerspace, eine öffentlich zugängliche Werkstatt, ist ein Raum für Menschen, die kreative und neuartige Produkte selber entwickeln und produzieren. In der Werkstatt können sie gegen geringe Gebühren mit verschiedenen Werkzeugen arbeiten, herumprobieren, Ideen entwickeln und realisieren. Alles geschieht in einer offenen, freundlichen Atmosphäre und mit Unterstützung anderer Gleichgesinnten. Ebenfalls im Erdgeschoss werden in naher Zukunft Konzerte stattfinden. Ebenfalls ist ein Ausstellungsraum geplant. Für die Halle zahlen die Organisatoren eine monatliche Miete von 1400 Euro. Das wichtigste Ziel, das die Organisatoren vor Augen haben, ist, an diesem Ort eine kreative Gemeinschaft zu schaffen. Alle, die eine Idee verwirklichen wollen und neugierig sind, neue Technologien kennenzulernen, alle, die an alternativen Kunstformen interessiert sind, werden hier erwartet. „Visssual“ ist ein Beweis dafür, dass die Stadt beginnt, sich kreativ zu entwickeln.
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