Geschichtlicher Überblick zu den Burzenländer Blaskapellen

Ausführliche Dokumentation auf Vorschlag der Nachbarväter der Heimatortsgemeinschaften ausgearbeitet

"Die Blaskapellen des Burzenlandes. Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden“, HOG Burzenland, Stuttgart 2013, 314 Seiten, reich illustriert.

Ein über 300 Seiten starker Band, reich illustriert zum Teil mit Archivfotos aber auch mit aktuellen Bildern, die vor allem die nun im Ausland bestehenden Formationen zeigen, umfasst die „Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden“, wie im Untertitel verzeichnet. Die Ausarbeitung dieser Dokumentation, die nun als Buch unter dem Titel „Die Blaskapellen des Burzenlandes“ in Deutschland erschienen ist, wurde auf der 29. Arbeitstagung der Nachbarväter und Ortsvertreter der Regionalgruppe Burzenland (20. – 22. April 2012 in Westgartshausen/Crailsheim) beschlossen.

Und siehe, nach nur etwas über einem Jahr konnte der Band, herausgegeben von dem Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V.,  Regionalgruppe Burzenland, vor der Jahreswende 2013 erscheinen, um dessen Zusammenstellung sich Karl-Heinz Brenndörfer, Vorsitzender der Regionalgruppe, verdienstvoll bemüht hat. Die 16 Beiträge über die jeweiligen Blasformationen wurden von den Vorsitzenden oder Vorstandsmitgliedern der jeweiligen Heimatortsgemeinschaften ausgearbeitet und samt zusätzlichen Urkunden über Gründungstermine, Archivfotos und aktuellen Illustrationen an den Vorstand der Regionalgruppe Burzenland in Deutschland eingereicht.

Die Erfassung der Beiträge für den Band besorgte Klaus Oyntzen, Renate Kaiser nahm sich der  sprachlichen Bearbeitung an, Hilde Müller besorgte das Layout des Bandes und gestaltete auch den Umschlag des aufliegenden Bandes. Unter den Autoren erscheint auch der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), Wolfgang Wittstock. Er stellt die in Kronstadt nach der Wende und auch heute bestehende „Burzenländer Blaskapelle“ vor, das einzige Ensemble dieser Art im Burzenand, sowie auch einen kurzen Lebenslauf dessen ersten Dirigenten und Komponisten Ernst Fleps . Zwar wurde das gesamte Projekt unter etwas Zeitdruck für die Autoren erstellt, doch lässt sich die Endfassung nun sehen. Dieses  Dank aller Beteiligten an der Ausarbeitung dieser Dokumentation, aber auch  von Comuto Digital Media, Augsburg, der Firma, die die Drucklegung besorgte.

In seinem Vorwort zu dem aufliegenden Band vermerkt Karl-Heinz Brenndörfer, dass dieser sich auf die 180-jährige Geschichte der Blasmusikformationen von deren Gründung in den Burzenländer Gemeinden bis heute bezieht. Die meisten dieser Formationen wurden im Gebiet nach 1830 gegründet. Aufschluss über die Entwicklung der Blasmusik, die eine wichtige Rolle im Gemeindeleben spielte, erhält man aus den Presbyterial- und Konsistorialprotokolle der einzelnen Kirchengemeinden. Es gab auch gemeinsame Eigenschaften dieser Formationen. Fast in jeder Gemeinde gab es zeitgleich zwei Formationen, eine junge und eine alte Blaskapelle. Diese spielten zu allen Gelegenheiten wie Dorffeste, Schulfeiern, Hochzeiten, von den Vereinen organisierten Bällen, aber auch zu Beisetzungen auf. In einigen Ortschaften leiteten die Bläser das neue Jahr ein, in anderen spielten sie traditionell am 1. Mai auf.

Die Blasmusikformationen hatten auch ihre eigene Organisationsform und spielten eine wichtige Rolle so wie auch die Nachbarschaften in der Ortschaft. Erfreuten sich diese bis zum dem Zweiten Weltkrieg der Unterstützung der evangelischen Kirchen, so fanden sie in der Nachkriegszeit den Anschluss an die Kulturheime der Ortschaften oder Großbetriebe, wobei auch neue Aufgaben hinzukamen,  beispielsweise das Mitwirken bei den Aufmärschen an den kommunistischen Festtagen oder bei anderen Großveranstaltungen auf Stadien. Diese traten aber auch bei Kulturabenden auf, boten gelegentlich Konzerte, spielten weiterhin auf großen Hochzeiten. Die sächsischen Blaskapellen sicherten auch den Nachwuchs und die Verstärkung  von großen Betriebskapellen wie die der Kronstädter Traktoren- oder Kugellagerwerke, der CFR-Eisenbahnregionale. Geleitet  wurden die Burzenländer Blaskapellen von namhaften Dirigenten wie Rudi Klusch, Martin Thies, Ernst Fleps u.a. die auch als Komponisten Bleibendes geleistet haben, dem Bläsernachwuchs besondere Bedeutung schenkten. Biografische Angaben über die genannten drei Musiker sind im Anhang des Bandes nachzulesen.

In der Heimat gab es bis zu der großen Auswanderungswelle nach 1989,  zwischen den Formationen auch Erfahrungsaustausch, gemeinsame Auftritte. Erinnert sei an die drei großen „Burzenländer Bläsertreffen“ an denen sich 1987 in Heldsdorf sieben Bläserformationen, 1988 in Neustadt elf und das letzte 1989 in Zeiden sogar 15 Blaskapellen beteiligten Es waren nicht nur Burzenländer Formationen dabei wie beispielsweise die aus Mediasch, aber auch die Militärkapelle der Kronstädter Garnison. Hans-Günther Kessler erwähnt diese Treffen im aufliegenden Band, in seinem Beitrag über die Blaskapelle von Schirkanyen. Nach diesen Veranstaltungen fanden professionelle Aussprachen zwischen den Dirigenten statt.

Organisiert worden waren diese von dem damaligen Kreisrat der deutschen Minderheit und von der „Karpatenrundschau“, die sich einen Namen für die von der Wochenschrift veranstalteten Kulturabende gemacht hatte. In Deutschland wurde die Tradition aus der Heimat der Bläsertreffen 2008 wieder aufgenommen, die seither jährlich in Friedrichroda stattfinden.

Die nach der Wende in den Burzenländer Gemeinden zurückgeblieben Bläser wurden dann unter der Leitung von Prof. Ernst Fleps zur Burzenländer Blaskapelle zusammen geschlossen, die als einzige Bläserformation die Tradition  der sächsischen Blaskapellen fortsetzt, obwohl gegenwärtig nur noch ein Sachse, Hans Gagesch aus Rosenau als Instrumentalist da mitwirkt.

Die Beiträge über die jeweiligen Formationen weisen viele Gemeinsamkeiten auf bezogen auf das Gründungsjahr, Leiter der Formation, eventuelle Bläserlisten der Kapellen, Archivfotos von verschiedenen Auftritten bei Hochzeiten oder Beerdigungen die aus Privatbesitz zur Verfügung gestellt wurden. Bezug wird auch auf das Repertoire genommen.

Die Dokumentationen für die jeweiligen Formationen  wurden von Otto Gliebe für Brenndorf, Monika Tontsch für Heldsdorf, Klaus Knorr für Honigberg, Walter Tartler für Bartholomä, Elfriede Salmen für Marienburg, Helfried Götz für Neustadt, Harald Zelgy für Nußbach, Hans Jakob für Petersberg, Horst Boltres für Rosenau, Otmar Schall für Rothbach, Hans-Günther Kessler für Schirkanyen, Peter Kaufmes für Tartlau, Klaus Oyntzen für Weidenbach, Hans Fröhlich für Wolkendorf, Peter Roth für Zeiden und Wolfgang Wittstock für die Burzenländer Blaskapelle, wie schon erwähnt, erstellt. All diesen wird der Dank von Klaus Oyntzen für ihre Mitarbeit und Bereitwilligkeit sich dieser Thematik anzunehmen, im Nachwort ausgesprochen.

Im Inhalt des Bandes sind auch einige Zeitungsartikel aus der deutschsprachigen Presse des Landes bezüglich einiger Blaskapellen wiedergegeben; der Text des „Siebenbürgenliedes“ in deutscher und rumänischer Fassung wurde in den Band aufgenommen. Die Auslieferung dieses Bandes erfolgt durch die Heimatortsgemeinschaft e.V. Weidenbach in Deutschland, von Klaus Oyntzen, Breisgaustr. 5, 77933 Lahr. Informationen Telefon 0049 (0)7821 981909, E-Mail: klaus.oyntzen@weidenbach-burzenland.de

Das Erscheinen dieses sehr gelungenen Bandes als Teamarbeit ergänzt auf willkommene Weise die Bibliografie zur Geschichte des Burzenlandes, der hiesigen Gemeinschaften für die die Blaskapellen  bedeutende Begleiter in allen Lebensstationen darstellten.