Glamouröses Orgel-Jubiläum

Der Marktplatz – ein Konzertsaal mit Prestige

Zahlreiches Publikum verfolgte am Marktplatz die „Geschichte der Tasteninstrumente“.

Hans Eckart Schlandt an der Buchholz-Orgel, an der er bisher mehr als 1000 Konzerte spielte.
Fotos : Béla Benedek

Unter den führenden Instrumentenfamilien bleiben die Tasteninstrumente meistens im Hintergrund. Man hört oft Streichquartette oder Blechbläserensembles, Tasteninstrumente spielen gewöhnlich lieber separat. Umso schöner ist es, wenn sie als Familie zusammenkommen, wie am 4. August in Kronstadt. Die älteren Verwandten (Clavichord, Spinett, Virginal, Pianoforte) zeigten sich stolz in der Öffentlichkeit, das Klavier musste sich diesmal mit einer kleineren Rolle zufrieden geben, während die Orgel bewies, dass Mozart recht hatte als er schrieb, sie sei „die Königin aller Instrumente“. Hinzu kam zu Gast eine Barocktrompete, die dem Event noch mehr Glanz verlieh.

So feierte Kronstadt am vergangenen Samstagabend 60 Jahre Orgelspielzeit. Das Konzert wurde aus der Schwarzen Kirche live auf den Marktplatz übertragen, der sich für zwei Stunden in einen voll besetzten Konzertsaal mit begeistertem Publikum verwandelte. Der beliebte TV-Moderator Cătălin Ştefănescu führte durch den Abend, der zugleich als Benefizkonzert zugunsten der Restaurierung der Orgel aus Reps gestaltet wurde.

Es sei „ein kultureller und zivilisatorischer Triumph, dass wir in einem öffentlichen Raum, am Kronstädter Marktplatz, diese Art von Musik hören können“, so Ştefănescu. Die aufgeführte Musik fiel erfreulicherweise nicht in die Kategorie „Tasten-Schlager“. Die Musiker hatten Werke ausgesucht, die etwa in der Zeitspanne komponiert wurden, in der die jeweiligen Instrumente im Gebrauch waren.

So spielte Paul Cristian Werke von Johann Heinrich Kittel und Valentin Greff Bakfark (beide „Kronstadt-gebunden“) auf dem Clavichord, bzw. dem Spinett. Man konnte feststellen, wie raffiniert und leise die Klänge der Instrumente sind, die noch vor Bachs Zeit gespielt wurden. Das Gleiche gilt auch für das diskrete, elegante Virginal, auf dem Steffen Schlandt ein Stück von William Byrd wiedergab.

Leise und auch laut (in Musiksprache „piano e forte“) erklang das nächste Tasteninstrument, das von der Universitätsprofessorin Corina Ibănescu mit einer Haydn-Sonate vorgestellt wurde. Es handelt sich um ein Pianoforte, das etwa 1820 gebaut wurde, in einer Zeit wo Beethoven gerade seine letzten drei Sonaten schrieb. Gemeinsam mit einem ihrer besten Schüler, Valentin Mure{an, spielte Corina Ibănescu anschließend am Klavier Auszüge aus der Suite „Dolly“ von Gabriel Fauré. Den ersten Satz des Werkes widmeten sie der zu früh verstorbenen, repräsentativen Kronstädter Pianistin Mihaela Ursuleasa.

Der nächste Konzertabschnitt wurde von der Empore der Kirche übertragen, wo seit einigen Jahren auch die Bodendorfer Orgel steht. 2007 waren sie und „ihre“ Heimatkirche vom Zerfall bedroht, heute gehört die Kirchenburg zu den 18, die generalsaniert werden sollen und die Orgel wurde dank eines großzügigen Spenders gerettet. Auf ihr spielte Steffen Schlandt einen Choral von Johann Ludwig Krebs – die Melodie übernahm auf der Barocktrompete Gabor Hegyi aus Ungarn/Köln. Der Mann, der für die Orgel gespendet hatte, Peter Maffay, war im Publikum am Marktplatz und wurde mit viel Beifall begrüßt.

Schließlich kam die Buchholz-Orgel an die Reihe, ein Meisterwerk und zugleich die „Zentralfigur“ der laufenden Orgelspielzeit. Als Beweis für die vielfältigen Möglichkeiten dieses Instruments bot Steffen Schlandt zunächst eine freie Improvisation, dann spielte Paul Cristian das „Gebet“ von Alexandre Guilmant. Ein Choralvorspiel von Bach konnte nicht fehlen – es wurde von dem Musiker aufgeführt, der seit 1965 die Orgelspielzeit koordiniert und noch 1953 die Anfänge der Konzertreihe erlebte.

Hans Eckart Schlandt, „der Kronstadt als Orgelzentrum durchsetzte“ (Ştefănescu) schloss das Programm mit der gewaltigen „Toccata“ von Louis Vierne ab. Veranstaltet wurde das Konzert im Rahmen der ersten „Viv’Arte“-Auflage von dem Bürgermeisteramt, der Honterusgemeinde und der neu gegründeten Stiftung für Kultur und Kulturerbe „Forum ARTE“. Wer für die Restaurierung der Repser Orgel spenden möchte, erfährt Details unter office@-forumarte.ro