Im Krieg mit dem Virus

Seit einem Monat bestimmt ein unsichtbarer Feind unseren Alltag. Das neue Coronavirus hat unser Leben verändert. Wir sind in einem weltweiten Krieg in unseren Häusern zu seinen Geiseln geworden. Dementsprechend kämpferisch ist auch die Wortwahl in der Berichterstattung. Die Ärzte und das ärztliche Personal sind unsere Helden in der vordersten Frontlinie. Noch gibt es keine Therapie und keinen Impfstoff gegen diesen heimtückischen Feind, der sogar unbemerkt in den Körper scheinbar gesunder Personen schlüpft. Selbst an Schutzmasken aber auch an Erfahrung in der Bekämpfung einer exponentiellen Ansteckung fehlt es, so dass in manchen Krankenhäusern chaotische Zustände herrschen, einschließlich mit Ärzten und Krankenschwestern, die sogar „desertieren”. Weltweit ist ein rücksichtsloser Konkurrenzkampf um die vorhandenen Schutzausrüstungen und die zu wenigen Beatmungsgeräte ausgebrochen.

Aus dem Ausland eiligst Heimgekehrte werden wie Flüchtlinge angesehen, die zudem noch das Virus im Gepäck haben. Hamsterkäufe sind keine Seltenheit. Das Abspielen der Nationalhymne um 17 und 21 Uhr soll in den leeren Straßen Patriotismus und Solidarität bekunden. Die Präsenz von Soldaten bei den Straßenfiltern soll Sicherheit und Ordnung vermitteln; nur durch eine militärische Verwaltung wird in einigen Krankenhäusern eine Lösung des dortigen Chaos erwartet. Die fast stündliche Evidenz der Todesopferzahl, die nun als Breaking News gilt, zeigt, dass die Alten die bevorzugten Opfer des Virus sind, wobei sich aber niemand als immun betrachten sollte.

Von Zusammenhalt wird viel gesprochen und erwartet, aber Furcht ums eigene Schicksal und Zukunftsängste sind oft stärker. Alle wollen möglichst bald „Frieden”. Der banale Alltag vor der Krise, die Normalität, wird schmerzlich vermisst. Das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels ist in Sicht, heißt es in den Botschaften vieler Regierungs- und Staatschefs. Hoffentlich ist es auch ein echter Frieden und nicht lediglich ein Waffenstillstand bis zur nächsten Infektionswelle dieses oder, wer kann es wissen, eines anderen Virus.

Die Wirtschaft ist in großem Maße lahmgelegt und es ist ungewiss wie lang es dauern wird, bis das ganze Gefüge wieder wie bisher laufen kann. Die Politik ist vorläufig im Stillstand, denn niemand weiß Erfolgsrezepte für die krisengeschädigten Bevölkerngsgruppen und Staaten. Hierzulande kommt eine Ironie des Schicksals hinzu: von den von vielen erhofften vorgezogenen Wahlen sind wir nun bei verlängerten Mandaten der lokalen Verwaltungen und vielleicht auch der Parlamentarier angelangt. Die Zeit nach der Krise wird hoffentlich die Notwendigkeit und Priorität einiger Änderungen mit sich bringen: Am meisten zählt das Leben mit allem, was das voraussetzt (Gesundheit, intakte Natur, sozialer Frieden), das nicht im Namen eines stetig steigenden Konsums oder wirtschaftlichen Wachstums geopfert werden kann. Das neuartige Coronavirus wird, hoffentlich möglichst bald, besiegt werden. Deshalb: Zu Hause bleiben und durchhalten!

Es wird ein teuer bezahlter Sieg werden. Damit er dauerhaft beibt, wird sich vieles ändern müssen.