Im Mittelpunkt steht die Kommunikation

Natalie Orleanu vermittelt Spaß an der deutschen Sprache

Immer lächelnd und freundlich: Natalie Orleanu im Unterrichtsraum von „Germanica“.

„Mörle“ ist im Deutschkurs stets präsent. Fotos: Christine Chiriac

Der helle, einladende Unterrichtsraum des neu eröffneten Kronstädter Kommunikationszentrums „Germanica“  (Neagoe-Basarab-Str. 53, www.germanica.ro) freut sich zurzeit auf die ersten Schüler. Die Deutschlehrerin selbst ist gebürtige Dortmunderin, lebt seit rund zehn Jahren in Rumänien, bezeichnet sich selbst als „verrumänisiert“ und verspricht im Unterricht alles, nur nicht langweilige  Konjugationstabellen und trockene Übungen.

Natalie Orleanu, die energische Betreiberin der  kleinen Privatschule, ist Diplom-Biologin und hat sich vor einigen Jahren am Goethe-Institut Bukarest zur Deutschlehrerin ausbilden lassen. Etwas „gegen den allgemeinen Trend“ tauschten sie und ihr Mann das Zuhause in Deutschland gegen eine neue Heimat in Rumänien aus – nicht nur, weil der Geophysiker Michael Orleanu hierzulande familiäre Wurzeln hat, sondern vor allem aus beruflichen Gründen und um die Nähe der „noch unberührten Natur“ zu genießen. Ein Gästehaus in Moeciu, eine Stiftung für Umweltschutz (Centrul de Ecologie Montana, www.cem.ro), ein jährlicher Öko-Marathon und auch sonst viel Freude an den Bergen und der frischen Luft stehen ganz oben auf der Prioritätenliste der Familie.

Lange Zeit war ihr Lebensmittelpunkt Bukarest, wo auch die zwei Töchter zum Kindergarten gingen. Als die „chaotische“ Stadt zunehmend anstrengend wirkte, wurde es für Familie Orleanu klar, dass es Zeit für einen Umzug ist. Sie entschlossen sich für Kronstadt, mit dem Argument: „Wenn man so lange in Bukarest gelebt hat, dann weiß man die Kronstädter, ihre Ruhe, ihre Freundlichkeit und Offenheit zu schätzen!“

Die Lehrerin nahm das im Vorjahr gegründete Sprachzentrum „Germanica“ nach Kronstadt mit. Hier gibt sie nun seit Jahresbeginn Kurse für Deutsch als Fremdsprache, angepasst an alle Alters- und Kenntnisstufen. Sie arbeitet in kleinen Gruppen von sechs bis zwölf Kursteilnehmern, denn ihrer Meinung nach „wird der Unterricht zu zweit irgendwann für beide Seiten langweilig.“

Natalies „oberstes Ziel“ ist dabei die Kommunikation. Sie spricht ab der ersten Stunde Deutsch, selbst mit den Anfängern, macht sich bei ihnen mit internationalen Wörtern und Synonymen verständlich, appelliert sogar an „Pantomime, Bewegung oder Zeichensprache“ – alles, um den Schülern zu helfen, ihre Hemmungen zu überwinden und selber zu kommunizieren. Das gelingt zum Teil auch Dank der Assistentin „Mörle“, eines Maskottchens aus Plüsch, das als lustige Anregung eingesetzt wird. „Mut zu Fehlern“ muss man beim Lernen unbedingt auch haben, so Natalie (und Mörle), denn „der Perfektionismus, nur dann zu sprechen, wenn man ‘die Sprache beherrscht’, ist nicht mehr aktuell!“

Die Struktur der Kurse richtet sich bei „Germanica“ nach dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen: Ein Modul besteht aus 60 Unterrichtseinheiten, eine Unterrichtseinheit dauert 45 Minuten, nach zwei erfolgreich abgeschlossenen Modulen ist der Schüler reif für eine der Zertifikat-Prüfungen (die allerdings nur vom Goethe-Institut Bukarest und von den Partnern, z.B. den Deutschen Kulturzentren angeboten werden).

Gerne bringt Natalie Orleanu ihre Erfahrungen als „Deutsche in Rumänien“ im Unterricht ein und verbindet damit Tipps für Rumänen, die sich auf Deutschland-Aufenthalte vorbereiten. Bei den kulturellen Unterschieden handelt es sich „gewöhnlich um banale Dinge, die immer wieder zu Irritationen führen können“, wie zum Beispiel der Bukarester Brauch, „fast nur bei roter Ampel über die Straße zu gehen.“ Oder die Tatsache, dass Frauen hierzulande nicht per Handschlag begrüßt werden – für deutsche Frauen hingegen eine selbstverständliche Geste.

Was Natalie in Rumänien vermisst, ist eine kritischere,  engagiertere Mentalität der Menschen – und den Brunch, eine „typisch deutsche“ Wochenendmahlzeit zwischen Frühstück und Mittagessen. „Doch Rumänien tut mir gut“, sagt sie lächelnd. „Ich plane nicht mehr so viel, ich kann das Spontane besser annehmen und genießen!“