Ist die Technik noch so weit – Handarbeit bleibt Handarbeit

Rekordeinnahmen beim diesjährigen Basar des Handarbeitskreises in Kronstadt

Die kreativen Damen des Handarbeitskreises hatten auch beim diesjährigen Weihnachtsbasar alle Hände voll zu tun.

Pfarrer Martin Meyer eröffnete den Basar mit einem Grußwort, dann konnte der Verkauf der Handarbeiten und süßen Leckereien starten.
Fotos: Anna Brixa

Wer sich unter dem Besuch des traditionellen Weihnachtsbasars im Demokratischen Forum der Deutschen in Kronstadt ein beschauliches Auswählen und Erstehen von Weihnachtsgeschenken vorgestellt hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt: Bereits vor der Eröffnung herrschte ein Gedränge wie im Sommerschlussverkauf, und viele der begehrten Unikate waren im Nu vergriffen. Einen besonderen Ansturm hatten die Damen des Strickwaren-Standes zu bewältigen, aber auch Lebkuchen, Postkarten, Taschen, festliche Tischdecken und andere Stickarbeiten wechselten in Rekordgeschwindigkeit den Besitzer. Während die Interessenten sich gegenseitig die schönsten Arbeiten beinahe aus den Händen rissen, waren die Verkäuferinnen gut ausgelastet mit dem Beantworten von Fragen zu Größen, Material und Preis – und damit, richtig herauszugeben und irgendwie den Überblick zu behalten. Wieder einmal hatte der Handarbeitskreis seinem hervorragenden Ruf alle Ehre und den vielen Käufern der hübschen Arbeiten eine große Freude gemacht.

Feierlich eröffnet wurde der diesjährige Basar am 30. November durch ein Grußwort von Pfarrer Martin Meyer, welcher über die Pläne sprach, die unseren Alltag bestimmen – und genauso darüber, dass vieles im Leben eben doch nicht planbar sei. Auch brauche man gerade in der Vorweihnachtszeit einen ganz besonders guten Plan, um die Festtage zu genießen und nicht in Stress zu geraten. Das schienen sich auch die Besucher des Basars zu Herzen zu nehmen, denn nach dem ersten Ansturm nahm das Gedränge spürbar ab und verlagerte sich auf das ebenso hervorragende und natürlich  selbst gebackene Angebot des Kuchenbuffets. So kamen endlich auch die sturmerprobten Verkäuferinnen dazu, selbst einen Kaffee zu trinken.

Gerda Orzan, welche die Leitung des Handarbeitskreises von dessen Mitbegründerin und langjähriger Leiterin Krista Sudrigian übernommen hatte, bedankte sich herzlich für die Möglichkeit, die Räumlichkeiten des Forums nutzen zu dürfen. Seit nunmehr 22 Jahren finden sich die fleißigen Kreativtalente jeden Dienstag um 15 Uhr dort ein. Ausdrücklich betonte Frau Orzan, wie wichtig diese Treffen für die Frauen seien: Nicht nur entstünden dabei die vielen schönen Arbeiten, bei denen jede ihrem ganz individuellen Talent freien Lauf lassen kann, sondern auch die Gemeinschaft selbst habe einen hohen Stellenwert. Denn beim Stricken, Häkeln, Sticken und Basteln lässt es sich ganz nebenbei auch über die neuesten Ereignisse im öffentlichen Leben und im Familienkreis plauschen. Neben der gemeinsamen Handarbeit werden auch Geburtstage gefeiert, und wenn jemand krank wird, Besuche gemacht – wie in einer Art kleiner Familie. Wenn der Handarbeitskreis einmal pausiert, betonen viele der Frauen beim nächsten Termin, wie sehr sie die Treffen vermisst haben.

Wichtig sind den Damen, die sich noch gut an die Repressionen der kommunistischen Zeit erinnern können, natürlich auch der Austausch in der deutschen Sprache sowie der Erhalt der regionalen Handarbeitskultur. Und hier kommt dann auch die Technik ins Spiel: Neben modernen Mustern, die der Gruppe regelmäßig aus Deutschland zugeschickt werden, werden bewusst typisch siebenbürgische Elemente und alte Techniken verwendet. Auch dies ist eine sehr wichtige Komponente in den Bemühungen, das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen zu erhalten und im Alltagsleben weiterzugeben.

Spenden in Rekordhöhe – und ein wohlverdienter Frühlingsausflug

Beim diesjährigen Basar haben auch noch weitere fleißige Hände mitgeholfen: selbst Frauen, die keine Mitglieder des Kreises sind, packten beim Backen und Verzieren der Lebkuchen tatkräftig mit an. Und der gemeinsame Einsatz hat sich gelohnt: der Kassensturz ergab, dass mit den Einnahmen ein neuer Rekord aufgestellt worden war. So freuen sich die Damen, die den Großteil ihres erarbeiteten Verdienstes wie gewohnt an das Altenheim der Honterusgemeinde, das Hospiz und das Forum spenden, besonders auch darüber, dass eine ausreichende Summe für einen kleinen gemeinsamen Ausflug in die Umgebung übrig geblieben ist.

Im Anschluss an den Basar wurden auch noch Sachspenden gepackt, darunter vor allem Strickwaren für das Altenheim sowie ein Kinderheim. Nun aber geht es für die kreativen Handarbeiterinnen erst einmal in die wohlverdiente Winterpause, bevor schon wieder die Arbeit für den Osterbasar ruft. Die ersten Ideen machten bereits die Runde: Schneeglöckchen vielleicht, mit weißem Garn auf grünem Grund...? Da kann man den fleißigen Damen nur wünschen, dass beim Aufblühen der ersten echten Schneeglöckchen bereits ein schönes Ausflugsziel feststeht, wo sie den Frühlingsanfang in vollen Zügen genießen können. An einem Tag, an dem das Handarbeitszeug ausnahmsweise einmal zu Hause bleibt.