Konzeptfotografie von sechs Autoren

Die Fotoausstellung „Die ganze Stadt“ im Kunstmuseum

Fotografin Maria Sewcz neben einem ihrer Bilder aus der Reihe „Tagesabläufe“. Foto: Hans Butmaloiu

Ob auf Plakaten oder in Illustrierten, das Foto ist so sehr allgegenwärtig geworden, dass wir manchmal kaum noch den Unterschied zwischen dem „herkömmlichen“ Pressefoto machen und einem Foto durch welches uns der Autor etwas mitteilen will. Ganz fern von dieser Verallgemeinerung sind jedoch die mittel- und großformatigen Bilder welche in den Sälen des Kunstmuseums (Rudolfsring/B-dul Eroilor 21) zur Zeit zu sehen sind. Die Ausstellungsreihe, vom Deutschen Institut für Auslandsbeziehungen zusammengestellt, von dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt veranstaltet und im Kunstmuseum ausgestellt, vereint sechs Autoren mit sehr unterschiedlichen Ausdrucksweisen und einem gemeinsamen Thema: Die Stadt welche sie porträtieren.

Wie unterschiedlich die Herangehensweise auch ist, ein jeder Autor bringt den von ihm als markant empfundenen Eindruck ein und nur so entsteht ein Gesamtbild von dem, was heute einen Städter umgibt. Ob es nun Menschen mit Alltagsgestik auf Sportstadien oder in der U-Bahn sind, menschenleere und halb abgerissene Industrielandschaften, beide in weichen schwarz-weiß Aufnahmen oder großformatige Farbporträts, jedes Augenpaar – und hiermit sind auch die leeren Fensterlöcher verlassener Gebäude als Augen zu betrachten – erzählt eine Geschichte (Zoltán Jokay/Ulrich Wüst).

Keine Geschichte aber viel Freiraum für eigene Vorstellungen findet man in den Bildern von Eva Bertram, deren Mitte immer verdeckt bleibt. Ebenso herausfordernd sind auch die Aufnahmen der Reihe der Fotografin Maria Sewcz, wo sich nebeneinander direkt oder durch Gegensätze verbundene Augenblicke befinden. Bei der Eröffnung anwesend, beschrieb die Autorin eines ihrer Lieblingsbilder, die Vergrößerung zweier auf dem Negativ nebeneinander liegenden Aufnahmen: Plattenbauten über welche sich aus dem Hintergrund der Berliner Fernsehturm erhebt, und ein im Wohnungsinneren spielendes Kind.

„Das Bild widerspiegelt den Sinn dieser Aussage, der Wechsel zwischen innen und außen, zwischen öffentlich und privat“. Dass Privatraum ebenso gut als Portrait dienen kann, beweist Tomo Yamaguchi mit ihren Bildern von Wohnräumen. Die wüste Unordnung in, welcher man sich eine schlampige Person vorstellen kann im Gegensatz zu dem spießigen Wohnzimmer mit einfallslosen Standardmöbeln und kitschigen Nippes;  die kühle Glas&-Chrom- und Leder-Einrichtung die zu einem Anwalt passen könnte, im Gegensatz zu einer sehr persönlich eingerichteten Arbeitsecke, in welchen man sich nur einen Schriftsteller vorstellen kann – alle Räume definieren ihre Bewohner deren „Abdruck“ sie tragen.