Performance über Zugehörigkeit

„Reise am Weihnachtsabend“ in der Redoute aufgeführt

Das Bühnenbild hatte zahlreiche sächsische, ungarische und rumänische Elemente. Fotos: Orsolya Balint

Montagabend, 18. Dezember, 18 Uhr. Petra Antonia Binder, Kulturmanagerin beim Verein „Cu timp pentru cultură“ und der Leiter des Redoute-Kulturzentrums Adrian Vălușescu führen Binders aktuelle Performance „Eine Reise am Weihnachtsabend ~ Lăsați colinda-n casă? ~ Karácsonyi Meseország“ beim Publikum in der Redoute ein. Es ist eine Veranstaltung, die Lieder, Bräuche und Traditionen der rumänischen, deutschen und ungarischen Ethnien in Siebenbürgen zu Weihnachten auf spielerische Weise in den Vordergrund bringt und die sich dem multikulturellen und multiethnischen Geist der Region widmet.

Es wird dunkel im Saal – Getöse lauter und immer lauter. Auf einmal strömen von allen Seiten Jugendliche mit Musikinstrumenten in der Hand in den Saal und laufen überall herum. Sie rufen einander und versammeln sich, denn es ist Weihnachtszeit und sie sollen von Haus zu Haus gehen, um Weihnachtslieder zu singen. Gemeinsam spazieren sie zu allen Nachbarn, singen Lieder in Deutsch, Rumänisch und Ungarisch, sagen Gedichte in den drei Sprachen auf und erzählen einander Geschichten, so wie es einst ihre Mütter und Großmütter taten. In der Performance werden bei einem Spinnabend alle drei Sprachen gesprochen – das zeugt vom friedlichen Zusammenleben der Menschen in Siebenbürgen. Die Mädchen erfahren von den Älteren über das Dorfleben, über die Dorfbewohner, aber auch über Tradition und Werte, sie lernen traditionelles Handwerk wie auch einander besser kennen. Beim gemeinsamen Abend interpretieren sie traditionelle Lieder, Gedichte oder Balladen, Rätsel oder Sprichwörter, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Die Abwechslung von Theater-, Tanz- und Musikelementen hat die Schauspieler sichtlich erfreut, sie haben sich frei bewegt, musiziert und lebhaft gesungen und auf Instrumenten gespielt, als seien sie tatsächlich beim Weihnachtssingen. „Das Verweben der Methoden bereichert die Vorführung und bereitet Schauspielern und Publikum zugleich viel Spaß“, erklärt Petra Binder. Seit September arbeitet sie mit den acht Schülern (Amalia-Roxana Grosu, Ema Achim, Emil Bărbat Vătășan, Irina Bica, Maria Bucșa, Roberta Petenchea, Stanca Maria Spiridon und Sophia Neguș) anhand von Geschichtsbüchern, Texten des siebenbürgischen Folkloristen Ioan Pop-Reteganul und anhand von Erzählungen von Familienmitgliedern und Bekannten über das Zusammenleben der Völkergruppen in Transsylvanien. „Meine gesamte Arbeit beruht darauf, jungen Leuten die Kultur und Geschichte ihrer Vorfahren, und somit ihrer selbst näher zu bringen. Jugendliche suchen und formen ihre Identität und es ist sehr wichtig, dass sie starke Werte haben und ihre Wurzeln kennen, denn nur so können sie einen Zugehörigkeitssinn entwickeln“, führt sie fort.

„Eine Reise am Weihnachtsabend ~ Lăsați colinda-n casă? ~ Karácsonyi Meseország“, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart verflechten, wurde bereits in Bukarest, im Rahmen des Tags der Nationalen Minderheiten (17. Dezember) im Dorfmuseum „Dimitrie Gusti“ vorgeführt. Es besteht der Plan, die Performance, die von der Deutschen Botschaft Bukarest finanziert und in Partnerschaft mit dem Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt entstand, im kommenden Jahr auch in anderen Städten zu zeigen.