Rumänien enttäuscht bei der Fußball-EM

Einen einzigen Punkt (1:1 mit der Schweiz) – das ist die ganze Ausbeute der rumänischen Nationalelf bei der Fußball-EM in Frankreich. Vor allem die Niederlage gegen Albanien wurde als Demütigung von den Fans empfunden. Ein Sieg hätte vier Punkte in der Gruppenwertung bedeutet und damit wäre das Achtelfinale erreicht gewesen. Aber um einen Sieg zu verzeichnen muss zumindest ein Tor mehr als der Gegner erzielt werden. Im Angriff sah die rumänische Elf erschreckend blass aus. Ideenlos agierten die rumänischen Stürmer. Keşeru und Alibec konnten nicht viel ausrichten; Bogdan Stancu erwies sich zumindest als treffsicherer Elfmeterschütze und Florin Andone, soviel er spielen durfte, konnte im Alleingang nicht viel erreichen. Hinzu kam eine unsichere Verteidigung mit einem Torwart, der bei den Flankeneingaben sich als zimperlich erwies, und mit einem Mannschaftskapitän und Innenverteidiger Chiricheş, dem man anmerkte, dass er bei seinem Verein nur die zweite Wahl darstellt.

Trainer Iordănescu verteidigte zunächst seine Schützlinge und somit auch seine Arbeit und wollte nur noch seinen Urlaub antreten. Anschließend äußerte er dann aber sein Bedauern für den Misserfolg, der so viel Ärger und Enttäuschung im Lande ausgelöst hatte. Sein Abgang ist beschlossene Sache und, erstmals in der Verbandsgeschichte, soll nun ein ausländischer Trainer (und zwar ein deutscher) unter Vertrag genommen werden. Die Überraschungen der EM sind die Neulinge Island und Wales gewesen. Als Außenseiter schafften sie historische Siege gegen England bzw. Belgien. Vor allem an Island könnte sich der rumänische Fußballverband ein Beispiel nehmen. Denn dort hat man nicht über zu wenig Fußballnachwuchs geklagt oder das Fehlen von modernen Fußballstadions bemängelt. Auch dort gibt es keine starke Landesmeisterschaft, aber wohl keine Skandale und Bestechungen. Die Isländer glaubten an ihre Chancen, kämpften mit viel Herz und gewannen, außer den begeisterten eigenen Fans, viele neue Anhänger in ganz Europa.

Heute folgt das zweite Halbfinalspiel. Gastgeber Frankreich startete schwerfällig ins Tournee. Wenn aber im Angriff so phantasievoll und schnell gespielt wird, wie phasenweise beim 5:2 gegen Island, wenn die Verteidigung solider als bisher auftritt, wird es Weltmeister Deutschland schwer haben, ins Endspiel vorzustoßen. Khedira und Gomez fallen verletzungsbedingt aus, Mats Hummels ist gesperrt. Aber die deutsche Elf hat nun die große Chance, dem Weltmeistertitel auch den Europameistertitel hinzuzufügen, wie das vor vier Jahren Spanien vorgemacht hat.