Sehenswerte Gemälde der Zwischenkriegszeit in einer Ausstellung

Kronstädter Kunstmuseum in Zusammenarbeit mit Sammler Dr.Josef Böhm bieten Rückschau

Nach der offiziellen Vernissage stellten sich Kunstsammler Dr. Josef Böhm (2.v.r.) und Dr. Radu Popica den zahlreichen Fragen der Kunstfreunde.

Kunstfreunde, die sich an der Vernissage der Ausstellung „Moderne Kunst und Avantgarde“ am Freitag, dem 9. Juni  im Kronstädter Kunstmuseum beteiligten, werden sicher für lange Zeit dieses Ereignis in Erinnerung behalten, besonders, da  es in letzter Zeit an solchen Veranstaltungen etwas mangelte. Eine Sammlung mit Werken gegenwärtiger Künstler wurde in der neuen „Apollonia Kunstbank“ eröffnet, kann aber noch nicht  besichtigt werden, bis nicht die organisatorischen Probleme gelöst sind, bzw.der Leiter ernannt worden ist.

In die Ausstellung, die bis zum 23. Juli geöffnet bleibt, führten  die neue Direktorin des Kunstmuseums  Bianca Bălășan, der Kunsthistoriker Dr. Radu Popica und der aus Berlin kommende Kunstsammler Dr. Josef Böhm ein, der 49 Gemälde  für diese Schau zur Verfügung  gestellt hat. Die Ausstellung umfaßt  in den drei Räumen Werke  aus dem Bestand des Kunstmuseums bzw. von Hans Eder (1883 - 1995) und Heinrich Neugeboren/Henri Nouveau (1901 – 1959), von Hans Mattis Teutsch (1894 – 1960), und die Gemälde, die von dem Kunstsammler für diese Schau nach Kronstadt gebracht worden sind und von da später im Ausland in einer Ausstellung in Debreczin  gezeigt werden sollen.

Dr. med. Josef Böhm wurde 1960 in Neumarkt/Tg. Mureș geboren als Sohn eines Mediziners, der den Grundstein zu der Kunstsammlung gelegt hat.  Die Familie siedelte nach Großwardein/Oradea um,  um 1981 nach Deutschland auszusiedeln.  Nach dem Studium der Medizin, promovierte  Josef Böhm 1989, ist Chefarzt an der Klinik für Neurologie am Kreiskrankenhaus Freiberg und lebt in Berlin.  Er betrachtet seine Kollektion als Brücke  zwischen klassischer Moderne und zeitgenössischer Kunst. Auch schafft er damit eine unmittelbare Bindung zwischen  sächsischen, rumänischen, ungarischen bildenden Künstlern, die hier gelebt, zum Teil auch ihr Studium hier durchgeführt haben, sich aber auch an den Kunstakademien in Paris und Budapest ausbilden ließen. Werke der Sammlung von Dr. Böhm wurden bisher auch in anderen rumänischen Städten gezeigt, darunter in Großwardein, wo er im Rahmen der Tage ungarischer Kultur mit dem Miklos-Jacobovitz-Preis ausgezeichnet  wurde. Besonderes Aufsehen erzielte er mit den in Deutschland organisierten Ausstellungen u.a. in Berlin 2002, Freiberg 2004, Kornwestheim 2006, Passau 2014, aber auch in Brüssel 2013. Dabei wurden in den Medien und Chroniken zu den Ausstellungen immer wieder  die besonderen Ausdrucksformen der siebenbürgischen Künstler hervorgehoben, deren Werke bis  dahin weniger oder kaum im Ausland bekannt waren.
Von der Vielzahl der Exponate aus der nun in Kronstadt eröffneten Ausstellung sind einige besonders hervorzuheben, Autoren zu nennen, die Bleibendes zu Lebzeiten geschaffen haben. Landschaften, Porträts,  Aktgemälde, Straßenansichten werden  aus dem Schaffen von  Hans Mattis Teutsch und Hans Eder aus der Leihgabe gezeigt: Von Fritz Kimm (1890 – 1979) das Porträt von Maja Philippi, geb.Depner im Jahre 1922, eine Landschaft von Walter Widmann, Mädchen mit Kopftuch von Nagy Istvan, die Malerin Helene Phleps von Grete Csaki-Copony, Notre Dame de Paris von Perfrott-Csaba Vilmos,  Hans Konnerth, Tibor Ernö, Ziffer Sandor, Ernst Honigberger, u.a.  Dr. Böhm,  der auch auf seine ehemaligen sportlichen Leistungen zurückblicken kann, der als Tischtennisspieler 1984 sogar deutscher Meister in Doppel wurde,  bot nach der offiziellen Vernissage  bei der er besondere Dankesworte an Dr. Radu Popica für die Gestaltung der Ausstellung und Zusammenarbeit richtete, auch zahlreiche Details zu den Gemälden, Autoren, Maltechnik, Thematik. Pandemiebedingt musste der Kunstsammler eine Pause nach  der 2019 in Gyula/Ungarn gezeigten Ausstellung einlegen, um seine Tätigkeit nun wieder aufzunehmen. Bezeichnend ist auch, dass er die Kunstwerke der hiesigen  Künstler nicht hier erworben hat, sondern meist von ausgesiedelten Siebenbürger Sachsen in Deutschland.

Dr. Radu Popica  sprach in einem Vortrag am 17. Juni über die Siebenbürgische Kunst, am 22. Juli  wird  der Maler Hans Eder anlässlich seines 140. Geburtstages, im Kunstmuseum, 12 Uhr, von gleichem Referenten gewürdigt. Dazu wird herzlich eingeladen.