Siebenbürgischer Lehrertag – Auslöser für die „Woche anders“

Schüler der Honterusschule im Sitzungssaal des "Blauen Hauses"
Foto: Ortrun Mahl

Am 24. und 25. Oktober 2015 fand der 25. Siebenbürgische Lehrertag unter dem Motto „Wir sprechen deutsch!“ in Hermannstadt statt. Als Teilnehmerin hatte ich die Ehre, zusammen mit anderen sechs Lehrerinnen Frau Judit Urban, die Leiterin des deutschen Konsulates in Hermannstadt zu interviewen. Es war für mich ein einmaliges Erlebnis. Natürlich konnte ich es kaum erwarten, alles was ich beim Lehrertag gelernt hatte mit meinen Schülern auszuprobieren. Also ging ich mit meinen 34 Schülern (Klasse 4A Honterusschule) an die Arbeit. Ein Interview vorbereiten und natürlich auch live durchzuführen, ist spannend und macht natürlich auch allen Spaß. In der Aufsatzstunde gingen wir gemeinsam alle Schritte durch: Informieren, Gesprächstermin vereinbaren, Frageliste vorbereiten, Probeinterview, Interview durchführen und Kontrolle. Um das Gelernte praktisch auszuführen durften sie mich interviewen. Sie hatten soviel Freude daran, dass uns die Idee kam „Interview“ als Thema für die „Woche anders“ zu wählen. So kam es, dass wir in der „Woche anders“ unterwegs waren und Interviews geführt haben.

Montag in der Firma Stabilus mit Frau Paula Zaharia, Dienstag im Archiv der Schwarzen Kirche mit Herrn Bernhard Heigel und im Blauen Haus der Schwarzen Kirche mit Herrn Richard Sterner, im Klassenraum mit Herrn Zoltan Fejer (Schiffskapitän), im Schulinspektorat mit Frau Gabriela Adam (Deutschinspektorin) und im Bürgermeisteramt mit Herrn Ciprian Bucur (Vizebürgermeister Kronstadt).Die Schüler hatten in Gruppenarbeit die Interviews vorbereitet und jeder aus der Gruppe durfte eine Frage stellen. Wenn die meisten von ihnen sich bis jetzt nicht mit der Frage beschäftigt hatten, was sie mal werden wollen, wurde das jetzt zum großen Thema. Alle Interviewten wurden gefragt, warum sie diesen Beruf gewählt haben, wie ihr Arbeitsalltag aussieht, mit welchen Problemen sie konfrontiert werden, welches die Vor- und Nachteile ihres Berufs sind und ob sie auch noch Zeit für das Schöne oder fürs Privatleben haben.

Ende der Woche waren sich alle Kinder einig, dass das Lernen für ihr Leben sehr wichtig ist. Die Arbeiten in den Produktionshallen der Firma Stabilus hatten sie zum Nachdenken gebracht. Am Fließband oder an Maschinen jeden Tag 8 Stunden denselben Handgriff tun, wollten sie nicht. Lieber in den schönen Büros arbeiten, wo die Ingenieure saßen und am Computer die tollen technischen Zeichnungen machten. Vom Lehrerberuf waren sie auch begeistert, Frau Adam hatte ihnen gestanden, dass sie sich keinen schöneren Beruf vorstellen kann, als den, mit Kindern zu arbeiten und von mir hatten sie erfahren, dass ich schon als kleines Kind Puppen unterrichtet habe. Beim Vizebürgermeister waren sie beeindruckt, dass kein Arbeitstag dem anderen gleicht, weil es jeden Tag andere Probleme und Herausforderungen gibt und man dafür den richtigen Sinn und Blick haben muss, aber nicht alleine, man arbeitet im Team. In der Schwarzen Kirche mussten sie die Herren Bernhard Heigel und Richard Sterner erst gar nicht fragen, ob ihnen ihr Beruf gefällt, denn die Begeisterung, mit der uns die alten Bücher und das wunderschöne Blaue Haus präsentiert wurde, sagte alles aus. Sie nahmen auch den wertvollen Rat mit nach Hause, dass Altes und Modernes zusammen harmonieren kann.

Keiner der von den Kindern Interviewten hatte viel Freizeit, alle waren froh, wenn sie ein bisschen Zeit mit der Familie verbringen können.
Wenn der Beruf aber Spaß macht...................?

Ortrun Mahl,
Lehrerin an der
 Honterusschule