Stadt- und Gerichtsarzt Eduard Böhlert (1817-1890)

Als Universalerbe die Kronstädter evangelisch-sächsische Kirchengemeinde ernannt

Dr. Eduard Böhlert Fotos: der Verfasser

Das Haus in der Waisenhausgasse 7

Eduard Böhlert ist am 31. Juli 1817 in Kronstadt, als Sohn des Hutmachers Johann Böhlert aus Wolgast, Mecklenburg-Vorpommern und der Regina Schneider aus Kronstadt, als zweites von drei Kindern geboren worden. In den Jahren 1850-1853 hat er in Klausenburg Chirurgie studiert. Mit seinem erworbenen Diplom ist er nach Kronstadt zurückgekehrt, wo er zuerst Gerichtsarzt war, um anschließend Arzt im Siechenhaus zu werden. Am 22. Oktober heiratet er Louise Gust (1823-1899), die Tochter des Kronstädter Goldschmiedes Christian Gottlieb Gust und der Elisabeth Gaatz. Die Ehe blieb kinderlos. Im Jahre 1872 wird er Stadtarzt im Bürgerspital und 1877 erhält er das das Goldene Verdienstkreuz. 1888 geht er in die Rente und stirbt am 8. Juni 1890. Einen Nachruf, verfasst vom Stadtpfarrer Franz Herfurth, finden wir im „Siebenbürgischen Volksfreund“ Nr. 33 des Jahres 1890.

Eduard Böhlert hat ein ausführliches Testament hinterlassen. Zum Universalerben wird die Kronstädter evangelisch-sächsische Kirchengemeinde ernannt mit der Anordnung, dass das unbewegliche Vermögen nie veräußert werden darf.

Seine Frau soll eine Jahresrente von 800 Gulden ö. W. erhalten und das lebenslange Wohnrecht in dem Haus. Es geht um das Haus in der Waisenhausgasse Nr. 7, auch heute noch im Eigentum der Honterusgemeinde. Im gleichen Haus wohnte auch sein Schwager Wilhelm Gust, (1835-1898), Fleischhauer-Meister, der auch das Recht auf lebenslange Nutzung der Wohnung in dem Haus erhält. Sein Neffe Dr. Heinrich Gust, Privatbeamter wohnte auch in dem Haus, der soll aber der Kirchengemeinde Miete bezahlen.

Aus dem sich ergebenden reinen Einkommen seines Nachlasses ist das Schulgeld für arme evangelisch-sächsische Schüler und Schülerinnen zu entrichten, welche die innerstädtischen evangelischen Lehranstalten A.B. in Kronstadt zu besuchen wünschen. Weiterhin bestimmt das Testament, was mit eventuellem Überschuss geschehen soll. Seine Stiftung soll den Namen „Eduard Böhlertische Stiftung“ tragen. Im Jahre des Todes seiner Frau beschließt das Presbyterium, an seinem Haus die Gedenktafel „Stiftungshaus des Stadtarztes EDUARD BÖHLERT, geb. 1817 gest. 1890“ anzubringen. 

Aus dem genannten Überschuss des Stiftungsgeldes kauft die Kirchengemeinde 1894 das Haus am Marktplatz Nr. 18 und eine Wohnung auf der Flachszeile Marktplatz Nr. 21. Im Kellergeschoss des Hauses am Marktplatz Nr. 18 befindet sich heute der Gemeinderaum und im Obergeschoss der Sitz des Kronstädter evangelischen Kirchenbezirks A.B.

Eduard Böhlert wird in der Gruft B16 der Familie Gust, in der Inneren Stadt, beerdigt, die Leichenrede hielt Prediger Fischer und bei der Beerdigung waren viele Schüler und Schülerinnen mit ihren Lehrern anwesend. Eine Gedenktafel der dankbaren Gemeinde wurde zu seinem Gedenken 2016 an dieser Gruft angebracht.