Studententheater in deutscher Sprache

„Die Gruppe“ feiert 10-jähriges Jubiläum

„Die Verwandlung. Eine Kafka-Kollage in 6 Bildern“

Szene aus „Die Verwandlung“

2008 bei einer Aufführung in Passau
Fotos: privat

Meistens tragen sie weiße T-Shirts und stehen barfuß auf der Bühne. Oft sind ihre Gesichter weiß bemalt. Sie sprechen wenig, dafür setzen sie in ihren Produktionen oft die Körpersprache ein. Seit der Gründung im Jahr 2006 durch Dr. Carmen Puchianu an der Germanistik-Abteilung der Kronstädter Philologischen Fakultät hat sich das Studententheaterensemble „Die Gruppe“ einen eigenen, unverwechselbaren Stil erarbeitet. Ihre Produktionen kombinieren auf eine gelungene Art Elemente des Improvisationstheaters mit Kabarett, Pantomime,Tanz und Musik.

Theater als Lernmethode im Unterricht

Am 1. März feierte „Die Gruppe“ ihr zehnjähriges Jubiläum im Multimedia-Saal der Transilvania-Universität. Anwesend waren Konsulin Judith Urban, Rektor Ioan Vasile Abrudan, Lehrer und Studenten der Kronstädter Philologie-Fakultät, gewesene und aktuelle Mitglieder der „Gruppe“. Carmen Puchianu führte das Publikum anhand von Fotos und Videoprojektionen durch die zehnjährige Geschichte der Gruppe. Seit der Gründung hat das Ensemble unter wechselnder Zusammensetzung schon sechs Eigenproduktionen vor einem zahlreichen Publikum präsentiert. Dabei handelt es sich um Adaptionen nach bekannten Werken von Franz Kafka, Georg Büchner oder nach griechischen Sagen. Es begann im Jahr 2006, als Carmen Puchianu anfing, die Methode des szenischen Lernens im Unterricht zu verwenden. Für viele Germanistik-Studenten war Deutsch eine Fremdsprache, und Theaterspielen ist als Mittel für den Fremdsprachenerwerb oft während des Unterrichts eingesetzt. Meist dient es zur Verbesserung mündlicher Kommunikation. Theater im Unterricht wirkt aber noch mehr Wunder: nicht nur der Wortschatz wächst, sondern auch das Selbstbewusstsein und die Kreativität der Studenten.

Es gibt keine  Nebenrollen

Die Arbeit an einer Inszenierung fängt meistens an, indem sich die Studenten mit einem literarischen Werk auseinandersetzen, es neu interpretieren und zusammen „umschreiben“. Was die Rollen betrifft, gibt es in den Produktionen der „Gruppe“ keine Haupt-und Nebenrollen. Alle Mitglieder haben gleich wichtige Rollen, alle haben gleich wichtige Aufgaben zu erfüllen.  Neben den Darstellern werden oft Gegenstände eingesetzt, die auch eine wichtige Rolle spielen. Zum Beispiel eine schwarze Plastikfolie. Ihr Rascheln erzeugt eine eigenartige, düstere Musik. Das Rampenlicht spiegelt sich auf ihrer Oberfläche. Sie kann unzählige Formen annehmen. Bei der Gruppe wird oft improvisiert und experimentiert, neben der Sprache wird  ein besonderer Akzent auf Gruppenbewegung gesetzt. Auch Musik ist wichtig. 2014 haben in der Inszenierung „Orphäus und Eurydike tanzen in der Unterwelt“ die Musiker Elena und Paul Cristian mitgewirkt. Ebenfalls wurden bei manchen Produktionen Video-Elemente eingesetzt.

Während der 10 Jahre trat „Die Gruppe“ unter anderen beim EuroArt-Theaterfestival, im Rahmen von „Etnovember“, bei der Internationalen Germanistikkonferenz oder beim neuen Studententheaterfestival „Experiment Theater. Treffpunkt Kronstadt“ auf. Die Tourneen führten das Ensemble ins In- und Ausland. Die Produktionen wurden unter anderen in Temeswar, Hermannstadt, Großwardein, Bukarest, Budapest und Passau gezeigt. In den 10 Jahren seit der Gründung wurden folgende Produktionen vor einem breiten Publikum gespielt: „Traumgeschichte“. Improvisationsstück in bewegten und in Standbildern (Premiere im März 2006), „Warten auf G.Improvisationen auf ein Thema von Samuel Beckett“ (Pemiere im April 2007), „Die Verwandlung. Eine Kafka-Collage in 6 Bildern“ (Premiere im Mai 2009), „Lena und Lena“ (nach Leonce und Lena von Georg Büchner, Premiere im November 2012), „Orpheus und Eurydike reloaded“ (mit der Mitwirkung von Kabarett Kaktus, Premiere im November 2014) und „Orpheus und Eurydike tanzen in der Unterwelt“ (Premiere im Oktober 2015).

Die Freude am Spielen

Mitglieder der Gruppe waren Mihaela Anghelache, Andreea Stanciu, Anna Maria Timar, Oana Mărăscu Klein, Kitty Deoancă Oana Chiţac, Robert-Gabriel Elekes, Elisabeta Capoiu, Ioana Scurtu, Ioana Cucu, Alexandra Greavu, Cristina Pacinschi, Andra Leau, Simona Puşcaş, Roxana Târziu, Mădălina Matei und Attlia Krisztian Pan. Für das Jubiläumsjahr 2016 warten neue Projekte auf „Die Gruppe“. Am 8. April findet die Premiere der ergänzten Inszenierung „Orphäus & Eurydike tanzen in der Unterwelt- das Finale“ in der Redoute statt. „Wir planen auch mit neuen Mitgliedern der Studentenspielgruppe Probearbeiten zu beginnen. Dann werden wir entschließen, ob eine größere Produktion ab Herbst möglich sein wird“, meint Carmen Puchianu. Vorläufig macht man „Werkstattarbeit“. Es wird viel versucht, experimentiert, diskutiert, improvisiert, gespielt. Was „Die Gruppe“ wie eine Art Motor vorantreibt ist der Enthusiasmus ihrer Mitglieder und deren Freude am Theaterspielen. Das kann man auch erkennen, wenn man im Publikum sitzt. Die Energie, die von den jungen Darstellern ausgeht, verleiht den Inszenierungen „das gewisse Etwas“.