Texte aus der Schublade

Vlad Stanomir auch in deutscher Sprache zu lesen

or 1989 geschrieben worden sind, gehören zum Teil zu den Bestsellern, die nun aus Schubladen hervorgeholt werden und an den Leser kommen. Der im Junimea Verlag von Jassy 2017 veröffentlichte Band „Râul Mehadia“ (Fluss Mehadia) von Vlad Stanomir enthält vier  zwischen 1978  und 1983 geschriebene Prosastücke, die während seiner Bukarester Studienzeit und hiesigen Aufenthaltes entstanden sind. Gleich wie diese einzustufen sind- als Parabel, Erzählung, Novelle- enthalten sie mit schriftstellerischer Begabung eingeschleuste Bindungen zu der Zeit der Diktatur, in der man nicht offen über die Realität sprechen oder schreiben konnte.

Vlad Stanomir wurde 1951 in Kronstadt geboren, wo er auch die Schule bis zum Abitur besuchte, um anschließend in Bukarest das Studium als Bauingenieur  zu absolvieren. Es gelingt ihm 1983 in die Bundesrepublik Deutschland zu kommen, wo er  sich auf die Modernisierung von wertvollen Altbauten – Jugendstil, sakrale Gebäude – spezialisiert. In Mannheim führt er das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung GmbH.  Erst 2015 beginnt er  Novellen und Erzählungen im Mannheimer Menschin Verlag in deutscher Sprache zu veröffentlichen: „Die blaue Mauer“ 2015, „Mehadia“ und „Symphonia“ 2017. Weitere seiner Texte stehen vor der Veröffentlichung.

In dem im Vorjahr erschienenen Band in Jassy, den uns sein Bruder, der in Heidelberg leben de Philosoph Gheorghe Stanomir, den wir zu den geschätzten, gelegentlichen Mitarbeitern unserer Wochenschrift zählen können, uns zur Verfügung stellte, sind vier Auswahltexte enthalten. Im „Râul Mehadia“ (Fluss Mehadia)  werden die Mitarbeiter vom Abteilungsleiter Voicu  reihum bestellt, um Erklärungen abzugeben über die  Kontakte, die sie mit Ausländern gehabt haben. Die anschließend von den Kollegen gemachten Vermutungen über die jeweils abgegebenen Texte, die auch schlaflose Nächte bereiten, führen zu Spannungen. Das spurlose Verschwinden eines Kollegen, der Schlaganfall eines Mitarbeiters im Büro breiten diese Schreckensatmosphäre aus. Margareta, die Hauptheldin von „Matineu simfonic“, der übernaürliche Eigenschaften zugesprochen werden, zieht verirrte Wanderer an, die in ihren Armen sterben. Schließlich heiratet sie aber Ulrich ,einen Niederländer, mit dem sie viele Jahre zusammenlebt. Die Liebe zwischen dem kriegerischen Alidor und Mițura sind Thema der nächsten Erzählung  „Miez de vară dimineața“ (Sommermittemorgen), während in „O privire in lumea de dincolo“ (Ein Blick in die Welt von jenseits) die Männer einer Ortschaft über die Mauer von Jenseits philosophieren und schließlich zur Einsicht kommen, dass auch dort das Gleiche ist. Die Einführung zu dem Band wird von Mariana Codruț gemacht. Dieser kann über die Internetadresse  www.editurajunimea.ro bestellt werden. Damit sichert man sich eine ansprechende und anspruchsvolle Lektüre, die man nicht bereuen wird.