„Theater ist wahnsinnig wichtig für Kinder“

8. Auflage des Kindergarten- und Grundschul-Theatertags

Die große Gruppe des Maia-Kindergartens führt das Stück „Wann kommt der Frühling wieder?“ auf. Foto: Verein Pfiffikus

Am 22. und 23. Mai fand der Kindergarten- und Grundschul-Theatertag statt. Es ist zum 8. Mal, dass die Initiative der Kindergärtnerin und Referentin Mihaela Litean hunderte Kinder und deren Erzieherinnen und Lehrerinnen auf der Bühne der Redoute vereint. Zehn Theaterstücke wurden aufgeführt, alle als Musical inszeniert. Eines davon, von 4- bis 6-Jährigen, die restlichen von Schülern zwischen 7 und 12 Jahren vom „Johannes Honterus“-Nationalkolleg, von der 12er Schule und, als Premiere, vom Goethe-Kolleg Bukarest.

„Musik gehört einfach dazu“

Das Thema der diesjährigen Auflage lautet Musical. „Kinder lernen viel schneller und leichter durch Musik, außerdem wenden sie das Deutsch, das für die meisten eine Zweit- oder Fremdsprache ist, mit Leichtigkeit und Freude an“, erklärt die Veranstalterin. Deutsch aktiv anzuwenden ist etwas Besonderes und ist Theater und Musik zu verdanken – darüber sind sich die teilnehmenden Lehrkräfte einig. Denn wie kann man mehr Spaß an einer Sprache haben, als sie zu singen oder auf spielerische Weise anzuwenden? Das haben im Laufe der letzten Jahre auch Musiker wie Ursula Philippi, Steffen und Gabriela Schlandt, wie auch Tereza Cristian unterstützt, die sich für die musikalische Umrahmung mancher Stücke eingesetzt haben.

Klassische Märchen, bekannte Fabeln oder moderne Geschichten wurden von Lehrkräften und Kindern an ihre Vorstellungen angepasst und aufgeführt. Auch im Gestalten des Bühnenbilds und bei der Auswahl der Musik waren sie sehr einbezogen und haben ihre Ideen umgesetzt. So machen sich schon die ganz Kleinen Gedanken über das gesamte Stück und üben sich darüber hinaus auch im Malen, Basteln oder Tanzen.

Für ihre Mühe haben Glühwürmchen, Papageno und Prinzessinnen, Mäuse, Hasen und Wölfe, Bäume und Blumen Beifall von Geschwistern, Eltern und Großeltern im Saal geerntet. Auch die Lehrkräfte wurden für ihre Arbeit beglückwünscht.

Kinder brauchen Theater

„Kinder brauchen Theater. Sie lernen und entwickeln die Sprache anders, als sie es in der Schule tun. Sie lernen sich anders ausdrücken“, meint Lehrerin Mirela Râșnoveanu. Sie ist seit 2013 immer bei der Veranstaltung dabei, heuer mit der  Klasse 0. Wie die anderen Lehrerinnen auch, geht sie auf die Wünsche der Kinder ein, fädelt ihre Ideen in das Stück so ein, dass jeder Teilnehmer sich auf der Bühne ausdrücken und entfalten kann. In diesem Sinn bekommt auch jeder die gewünschte Rolle, sei es ein Hund, ein Vogel oder ein Drache. So kam es dazu, dass im aufgeführten Theaterstück, das von Andersens Märchen „Das hässliche Entlein“ ausging, zwei, statt einem hässlichen Entlein erscheinen und fünf Jäger, statt einem. „Die Jäger wollten Fußball spielen, da haben wir das ins Stück eingebaut“, lacht Râșnoveanu.

Viel Freude brachten alle Lehrerinnen mit. „Ich mache immer mit, weil es den Kindern sehr großen Spaß macht. Und mir auch. Die Kinder sind so stolz, alles alleine zu machen und dann von der Bühne aus anderen zu zeigen. Sie verlieren die Hemmungen“, meint Rozina Găescu. Ihre vierte Klasse hat das Stück selbst ausgewählt, die Rollen geschrieben und dabei auf Reime und Melodien geachtet.

Kooperation und Kommunikation fördern

„Sie werden zum Team. Sie lernen zusammenzuarbeiten, aufeinander zu hören und einander zu helfen. Indem sie gemeinsam Musizieren und spielen, stimmen sie sich aufeinander ab, nehmen einander deutlicher wahr. Das ist einfach wunderbar, es stärkt ihre sozialen Kompetenzen“, weiß auch Lehrerin Adriana Dimitriu. Vor zehn Jahren war sie zum ersten Mal dabei und hat seither keinen einzigen Theatertag verpasst. Sie arbeitet immer mit ihren Schülern Märchen, Geschichten oder Fabeln szenisch um. „Es ist wahnsinnig wichtig für sie, Theater zu spielen“. Es hilft auch der Konzentration und Kommunikation, wirkt sich aber auch positiv auf Empathie aus. Denn die Realität und den Alltag anderer Menschen durch den Perspektivwechsel näher kennenzulernen, ist ein Weg, andere zu verstehen.

„Ich mache so oft ich kann beim Theatertag mit“, sagt auch Costinela Haideț, Lehrerin an der 12er Schule. Sie freut sich immer mit den Schülern auf diese Tätigkeit, die sie aus dem Alltag reißt. Für sie ist das Fördern der Kreativität und der Spontaneität der Schüler wichtig. Und dass die Kinder während der Proben und auf der Bühne zur Familie werden – das sieht sie als langfristigen Vorteil.

Auch die allerjüngsten Schauspieler vom Maia-Kindergarten haben für ihr Stück „Wann kommt der Frühling wieder“ eng zusammengearbeitet. Beim ständigen Wiederholen der Lieder, des Textes und der Bewegungen haben sie Ideen ausgetauscht, gespielt und gesungen, sie haben gelernt zuzuhören“. In der familiären Atmosphäre haben sie jegliche Zurückhaltung vergessen, frei agiert und sich frei in Deutsch unterhalten. „Das stärkt ihr Selbstvertrauen“, sagt ihre Erzieherin Mihaela Litean. Sie freut sich, dass die Kleinen das Gesprochene verstehen, die gelernten Ausdrücke dann im Alltag anwenden und somit riesige Fortschritte in Deutsch machen. „Durch Theater lernen sie auch etwas über die deutsche Tradition und Kultur.“

Für all diese Vorteile und viele weitere nahmen auch Ortrun Mahl, Enikö Jozsa und Roxana Bobâlneanu (1. bzw. 4. Klasse Honterus-Kolleg), Petra Călina (Vorschulklasse, 12er Schule) und Ioana Tănăsescu (Goethe-Kolleg Bukarest) an der diesjährigen Auflage des Theatertags teil. Die Lehrerinnen vom Honteruskolleg bereiten seit 2013 Jahr für Jahr ihre Klassen für diese Veranstaltung vor, allein 2020 und 2021 wurde das Festival pandemiebedingt eingestellt. „Ich werde immer an diesem Theaterfestival teilnehmen, solange ich in der Schule bin“, versichert Adriana Dimitriu.

Das positive Feedback, das die Veranstalterin erhielt, ermutigt sie weiterzumachen. Für die Zukunft besteht der Wunsch, die eingeübten Theaterstücke vor einem breiteren Publikum vorzustellen, etwa durch Besuche im Forum, im Altenheim oder zumindest bei der Abschlussfeier, vor der Familie.

Der Kindergarten- und Grundschul-Theatertag wurde vom Verein Pfiffikus, mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt und des Departements für interethnische Beziehungen an der Regierung Rumäniens (DRI) veranstaltet.