Weidenbach – „Schmuckkästlein des Burzenlandes“

Dokumentationsband in rumänischer Sprache über diese Burzenländer Gemeinde erschienen

„Ghimbav, file de cronică şi imagini“, Mihaela Lupu, Gernot Nussbächer, aldus Verlag Kronstadt 2013, 110 Seiten, Lei 25.

Erneut ist der Kronstädter Historiker Gernot Nussbächer mit einer Neuerscheinung präsent. Dieses Mal in Teamarbeit mit Mihaela Lupu, Bibliothekarin an der Kronstädter Kreisbibliothek „George Bariţiu“ von Kronstadt. Die Initiative für diesen Band ging von ihr auch aus und sie konnte Gernot Nussbächer für diese gemeinsame Arbeit gewinnen, die von großer Bedeutung, nicht nur für die Bewohner dieser Burzenländer  Gemeinde und heutigen Stadt ist.

Die Autorin, die seit 1978 in Weidenbach/Ghimbav lebt, stellte den Mangel an Schriften in rumänischer Sprache über diese Ortschaft fest. Daher ihr Wunsch, in einer umfassenden Arbeit die wichtigsten Daten aus der Geschichte Weidenbachs zusammenzufassen. Besonderes hilfreich dabei war Gernot Nussbächer, der vor allem mit den Überlieferungen deutscher Texte und Autoren die Dokumentation bereicherte. Der kürzlich in rumänischer Sprache im „aldus“-Verlag erschienene Band geht aus von der ersten urkundlichen Erwähnung der Ortschaft,  deren Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte, bis hin über das Zusammenleben von Sachsen und Rumänen und bis zu den erwähnenswerten Ereignissen der letzten Jahre.

Im Vorjahr  wurden in festlichem Rahmen 670 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung von Weidenbach – am 25. April 1342  als „Widinbach“ bezeugt - begangen. Somit gliedert sich der Band bestens in die Folge dieses Ereignisses ein, führt dazu, dass die Ortsbewohner besser über ihre eigene Geschichte sowie jene der Ortschaft  informiert werden. Die beiden Autoren sind in ihren Forschungen  mehreren Quellen aus Archiven und Bibliotheken nachgegangen um diesen Band erstellen zu können. Für die hilfreiche Unterstützung, vor allem was die Illustration betrifft, dankt Gernot Nussbächer im Vorwort des Bandes Architekt  Hermann Fabini, Dr. Bogdan Popovici, Peter Simon, Bianca Osnaga für den technischen Beistand und dem Leiter des Archivs der Schwarzen Kirche, Thomas Şindilariu sowie  der Inhaberin des aldus-Verlags, Astrid Hermel, in dem der Band unter guten Voraussetzungen herausgebracht werden konnte. 

Nach einer einleitenden kurzen geografischen Vorstellung der Ortschaft, werden in Stichdaten die wichtigsten Ereignisse aus der Geschichte Weidenbachs angeführt. Voraussichtlich ist die Ortschaft etwa einhundert Jahre älter als die erste urkundliche Erwähnung. Das wäre um 1250, da der Bau einer romanischen Basilika  bekannt, doch nicht auch urkundlich belegt ist. Einige der angeführten Daten  sollten doch hervorgehoben werden. Beispielsweise stellt der ungarische König Ludwig I.  ein Privilegium aus, durch das die Bindungen zwischen Kronstadt und den 13 Burzenländer sächsischen Ortschaften belegt werden.

Die erste türkische Invasion fand 1421 statt, die auch in  Weidenbach arge Spuren hinterließ. Der Leser erfährt weiter Daten über die ersten Studenten aus Weidenbach, sowie über den ersten Pfarrer. Aus dem Jahre 1526 stammt die erste Liste  mit den 162 sächsischen Steuerzahlern. Weidenbach ist auch auf der  ersten Landkarte Siebenbürgens aus dem Jahre  1532 von Johannes Honterus, westlich von  Corona (Kronstadt) eingezeichnet. Die älteste Glocke  in der evangelischen Kirche der Gemeinde stammt aus dem Jahr 1591.  Weidenbach blieb aber auch von Überschwemmungen (1605) oder Bränden  nicht verschont. 1599 wurde die Ortschaft von den Truppen Michaels des Tapferen in Brand gesetzt. Gabriel Bathori tat gleiches am 23. September 1611. Im Jahre 1700 zählte die rumänische Bevölkerung rund 30 Familien. 1780 wird die orthodoxe Kirche an Stelle einer 1777 abgebrannten Kapelle gebaut. Der Bau wird erst 1830 abgeschlossen. Die Kaserne wird 1863 bis 1864 gebaut. Darin befindet sich heute das Rathaus.

Anlässlich seines Besuchs am 16. Juli 1879 in Weidenbach, bezeichnet der evangelische Bischof Georg Daniel Teutsch die Ortschaft als „Schmuckkästlein des Burzenlandes“. Ein Jahr darauf lebten da 1412 Bewohner davon 905 Deutsche, 415 Rumänen, 4 Slowaken, 8 Ungarn und andere 45 Personen. Eine neue deutsche Schule wird 1895 gebaut, 1902 wird das öffentliche Bad der Gemeinde zur Verfügung gestellt, am 28. Juli 1908 trifft der erste Zug am Bahnhof ein. 1921 wird der Sächsische Gewerbeverein gegründet. Fritz Bartesch eröffnet 1921 seine Kartonfabrik, Michael Brenndörfer nimmt 1928 eine neue Mühle in Betrieb. Zwei Jahre darauf erschien das „Weidenbächer Wochenblatt“. Im Jahre 1941 wird ein Flughafen eröffnet  auf dem Zwischenlandungen der Flüge Bukarest – Turda und Bukarest – Arad stattfinden. So hatte man nun auch die Verbindung zu Auslandsflügen. Der Baubeginn der Papierfabrik fällt in das Jahr 1955. Die Wetterwarte wird  1963 eröffnet. Am 1. Oktober 1968 wird das Unternehmen für Flugzeugbau gegründet, das die Tradition des seit 1925 bestehenden Betriebes in Kronstadt fortführt. 2002 wird Weidenbach zur Stadt erklärt.

Ergänzt wird der Band mit einer Liste der Abkürzungen und einem reichen Bildanhang, der Reproduktionen von alten Urkunden, Archivfotos und Fotos der Gegenwart umfasst. Bestellt werden kann der Band wie auch andere Bücher im aldus Antiquariat – Anticariat aldus, Piaţa Sfatului 17, 500031 Bra{ov, Telefon 0268-478.823, E-Mail: aldusro@yahoo. com – per Nachnahme.

Der aufliegende Band würde es verdienen, öffentlich bei einem Lesertreffen, am besten sogar in Weidenbach, vorgestellt zu werden.