„Wenn niemand die Ausbildung übernehmen will, so machen es eben wir“

Die Deutsche Berufsschule Kronstadt

Staatssekretär Stelian Fedorca, Präsidialberater Daniel Funeriu, Vorsitzender des DWK Werner Braun und Bürgermeister George Scripcaru im Vordergrund (von links) und Geschäftsführer Alexandru Blemovici bei der Einweihung der Deutschen Berufsschule Kronstadt.

Vor dem Klassenraum, welcher von der Firma Hutchinson ausgestattet wurde, wird über die Dichtungsprodukte aus Gummi gefachsimpelt.

Werkleiter, Abteilungsleiter, Personalleiter kennen seit mehreren Jahren die Problematik in- und auswendig: der Mangel an ausgebildetem Fachpersonal in der Industrie. Wieso es dazu gekommen ist, dafür gibt es eine einfache Erklärung: Verschwinden der Berufsschulen und Schließung der unwirtschaftlichen, veralteten und überdimensionierten Werke.

Die Unternehmen welche sich in und um Kronstadt vor zehn Jahren angesiedelt haben, hatten es noch leicht – sie konnten die jüngeren, anpassungsfähigen und lernwilligen Facharbeiter mit Berufserfahrung übernehmen und umschulen. Doch während der Bedarf an Fachpersonal gleich geblieben ist und wieder zu steigen begonnen hat, ist das Angebot gesunken oder verschwunden. Die Lösung, welche der Deutsche Wirtschaftsklub Kronstadt gefunden hat, ist demnach mehr als einleuchtend: Eigenschulung in den Bereichen in welchen es Nachfrage gibt. Kurz und bündig brachte Werner Braun, Vorsitzender des DWK, diese Idee auf den Punkt: „Wenn niemand die Ausbildung übernehmen will, so machen es eben wir“.

Bis zu diesem Punkt und der am 17. September eröffneten Deutschen Berufsschule Kronstadt war es jedoch ein langer und nicht immer leichter Weg, welchen wir in seinen wichtigsten Stationen mit Hilfe von Werner Braun, im Folgenden nachvollziehen wollen.

Am 3. Juni 2010 wurde ein erster Vorstoß in Form eines Projekts für ein duales, privates Schulungssystem (Praktikum und Theorie) vorgestellt. Allerdings gab es dafür noch keinen gesetzlichen Rahmen, welcher für diese Schulungsform eine öffentlich-private Lösung bot.

Ein zweiter Schritt wurde am 15. November 2011 unternommen als der DWK sein Programm „Fit for Future“ startete durch welches Abiturenten für eine Karriere vorbereitet werden sollten, eine Lösung, welche jedoch nicht vollständig dem eigentlichen Ziel entsprach.

Erst am 3. Februar dieses Jahres war es soweit: Unter der Nummer 3168 erschien der Ministerbeschluss, welcher die Berufsschulung definierte und als selbständige Ausbildungsform wieder einführte.

Nur vier Tage später, am 7. Februar wurde die Deutsche Berufsschule Kronstadt gegründet, allerdings nur auf dem Papier. Denn das Zusammenarbeitsprotokoll zwischen dem Bürgermeisteramt, dem Schulinspektorat des Kreises, den DWK-Unternehmen welche am „Fit For Future“-Programm beteiligt waren und dem Technischen Kollegium „Mircea Cristea“ wurde erst am 24. Februar unterzeichnet. Damit wurde die Schirmherrschaft des technischen Kollegiums verbrieft, welche die Deutsche Berufsschule noch als Rechtsperson vertritt.

Mit Hilfe des Bürgermeisteramtes und finanziellem Einsatz der zwölf beteiligten Unternehmen des DWK wurden während des Sommers die Arbeiten am Gebäudekomplex des ehemaligen Industrielyzeums des Kugellagerwerkes durchgeführt und rechtzeitig abgeschlossen. Die Ausstattung der Schule erfolgte nach sehr hohen technischen Kriterien: Nicht nur das Rechnernetz sondern vor allem die verschiedenen Anwendungsprogramme, mehrere davon interaktiv, haben Hochschulniveau.

Mit diesen können die Schüler die neuesten Berechnungstechniken lernen, welche bei der Bedienung und vor allem der Wartung von Werkzeugmaschinen mit numerischer Steuerung zum Einsatz kommen. Die vorerst wichtigsten Ausbildungen sind in diesem Bereich sowie in dem der Elektromechanik, also auch Wartung komplexer Maschinen und Anlagen.
„Mit Sicherheit wird schon im nächsten Jahr eine Sonderklasse für Schweißtechniken folgen“, kündigte jetzt schon Werner Braun an. Diese kommen bei unterschiedlichsten Werkstoffen zum Einsatz und benötigen Sonderausbildung.

Ob Werner Braun mit dem Geleisteten zufrieden ist, wollten wir wissen: „Ja, doch wir können noch nicht die ganze Nachfrage nach Fachkräften für die beteiligten Unternehmen sichern, also ist noch viel Arbeit vor uns“.