Wie sangen die Engel an Karfreitag?

Einladung zur Johannespassion in der Schwarzen Kirche

In einer Vision sieht der Prophet Jesaja Seraphime um Gottes Thron stehen und unablässig singen (Jesaja 6,2). Auch von der Geburt Jesu in Bethlehem wird verkündigt, dass Engel auf dem Felde zur Ehre Gottes sangen (Lukas 2,13). Über die Todesstunde Jesu wird keine vergleichbare Aussage gemacht. Dürfen wir vermuten, dass auch damals Engel gesungen haben . Wie mag dann wohl ihr Gesang geklungen haben?Klang er froh, weil Jesus in diesem Moment die Macht der Sünde brach und alle Menschen erlöste? Klang er traurig, weil ein so großes Opfer wegen unserer Schuld nötig war? Klang er gewaltig, weil Jesus in das Reich des Todes hinabstieg und die Pforten der Hölle überwand?Eine klare Antwort auf die Frage werden wir in diesem Leben nicht finden. Und dennoch versucht die christliche Kirche von Anfang an das Leiden und Sterben Jesu auch musikalisch darzustellen.

Eines der ältesten Zeugnisse, welches wir davon haben, ist der Philipperhymnus, der nur wenige Jahre nach dem Tode Jesu entstanden ist (Philipperbrief 2,6-11). Der griechische Originaltext ist in lyrischer Form geschrieben. Die Melodie ist leider nicht erhalten geblieben, wir können aber davon ausgehen, dass er gesungen wurde. Mehr als wahrscheinlich ist auch, dass die Gemeinden dieses Lied im Gottesdienst sangen und sich so an den Tod Jesu erinnerten.In der evangelischen Kirche gibt es nun seit vielen Jahren die Tradition, sich der Inhalte einzelner Feste mit Hilfe der Musik und sogenannter Oratorien zu erinnern.

Die Elemente des evangelischen Gottesdienstes werden dafür in die Musik integriert und durch diese hervorgehoben. So werden Texte aus der Bibel gesungen und durch erklärende Stücke ergänzt. Auch ist immer eine Stelle für eine Predigt vorgesehen.Dieser Tradition folgend, lädt die Honterusgemeinde am Karfreitag, 18. April 2014, um 17Uhr, zu einem Gottesdienst ein, in dessen Rahmen die Johannespassion von Johann Sebastian Bach aufgeführt wird. Der Bachchor der Schwarzen Kirche unter der Leitung von Steffen Schlandt wird durch Musiker des Kammerorchesters „Kamerata Kronstadt“ und Solisten erweitert.

Der Gottesdienst wird etwa zwei Stunden und dreißig Minuten dauern.Da die Kirchenmusik immer auch den Inhalt des Gottesdienstes widerspiegelt, werden alle gesungenen Texte zum besseren Verständnis auf deutsch und rumänisch auf eine Leinwand projektiert. Auch die Predigt wird in rumänischer Übersetzung zu lesen sein. So laden wir Sie recht herzlich zu diesem Gottesdienst ein. Wir wünschen Ihnen, dass Sie in der Musik von Johann Sebastian Bach und den Texten der Bibel nachempfinden können, was damals am Karfreitag passierte. Und vielleicht findet so auch die Eine oder der Andere eine Antwort auf die Frage, wie die Engel an Karfreitag sangen.

Wir würden uns freuen, Sie zu Karfreitag begrüßen zu dürfen und verbleiben mit den besten Wünschen,

Kantor Steffen Schlandt und
Pfarrer Martin Meyer