Windkraft, gestern und heute

In Rumänien ist die Dobrudscha das Gebiet mit dem höchsten Windenergie-Potenzial

In weiten Teilen Europas, und auch in einigen Landesteilen Rumäniens wird heute die Landschaft von unübersehbaren „Windrädern“ beherrscht.
Der Trend führt zu den „Erneuerbaren Energien“ zu denen neben der Wasserkraft, der Sonnenwärme, den Biotreibstoffen eben auch der Wind gehört.

Es stellt sich die Frage nach der historischen Entwicklung der Verwendung dieser Energiequelle, besonders wenn man bedenkt, dass vor allem die Landschaft der Niederlanden und Norddeutschlands ab dem 16. Jahrhundert bis in das frühe 20. Jahrhundert von Windmühlen geprägt war.

Zurückgehend in der Geschichte finden wir die älteste Verwendung von Windrädern in China und Persien und den angrenzenden Provinzen. Von hier wurden sie von den Arabern übernommen, die sie im 12. Jahrhundert nach Spanien brachten. Von da aus verbreiteten sie sich über ganz Europa, vor allem aber an die Küsten und das Hinterland der Nord- und Ostsee, denn die Energie der hier fehlenden Wasserkraft wurde seit dem Mittelalter durch Windmühlen ersetzt, die vor allem zum Antrieb von Pumpen dienten. Hier entwickelten sich dann aus der ursprünglichen Bockwindmühle die Hauben- oder holländische Windmühle.

Die älteste bekannte Darstellung einer Windmühle findet sich in einer Handschrift, die später „Skizzen aus der Zeit der Hussitenkriege“ genannt wurde, denn sie enthält vor allem Abbildungen von Kriegsgerät aus der Zeit. Es ist bemerkenswert, dass die dargestellte Windmühle schon einen Aufzug für die Getreidesäcke besitzt, der offensichtlich vom Mechanismus der Mühle angetrieben wurde.

Eine Bockwindmühle besteht aus einem, meist aus Holz, gefertigten Gehäuse, an dessen oberen Teil die das Windrad tragende Hauptachse fest gelagert ist. In diesem Gehäuse befindet sich der ganze Mechanismus der Mühle. Das ganze Gehäuse wird „nach dem Winde gedreht“, damit die Flügel vom Winde frontal beaufschlagt werden. Dadurch sind die Größe und das Gewicht, das heißt auch die Arbeitsleistung der Bockwindmühle begrenzt.

Bei der Haubenwindmühle steht das turmähnliche Gehäuse fest, es ist meistens aus Mauerwerk ausgeführt und trägt oben eine aus Holz gebaute drehbare „Haube“, in der das Windrad gelagert ist. Diese „Haube“ wird durch ein zur Achse des Windrades senkrecht stehendes Hilfsrad „in den Wind gedreht“. Hierbei muss nur eine kleine Masse bewegt werden und durch den feststehenden Mechanismus können größere, das heißt produktivere Einrichtungen betrieben werden.

Windmühlen blieben bis in das 19. Jahrhundert, trotz allen Unzulänglichkeiten, vor allem ihre Abhängigkeit vom Wind und dessen Stärke, ziemlich unverändert verbreitet. Erst mit dem Aufkommen der Dampfmaschine und später der Verbrennungsmotoren und Elektrizität wurden sie dann allmählich ersetzt.

Windmühlen dienten neben dem Vermahlen von Getreide und dem Antrieb von Pumpen für die Entwässerung, auch als Ölmühlen und vereinzelt zum Antrieb von Werkzeugmaschinen (Sägen, Schleifereien, Hammerwerke oder Drahtzieherei).

Die Erbauer der Mühlen, wasser- oder windgetriebene, waren die ersten Maschinenbauer überhaupt. Sie haben eine ganze Reihe von Vorrichtungen erdacht, die bis heute angewendet werden: wie Zahnradgetriebe, verschieden Hebevorrichtungen, Lagerungen und noch vieles mehr. Diese Tradition hat sich bis in die jüngere Vergangenheit erhalten, die MIAG (Mühlen und Industrieanlagen AG) war bis zum Ende des 2. Weltkrieges ein bedeutendes Maschinenbau- und Waffenunternehmen.

Die Windmühlen konnten nie die Bedeutung der vom Wasser angetriebenen Mühlen erreichen, sie fanden ihre Verbreitung in den Gebieten, wo es an entsprechender Wasserkraft fehlte, denn ihr größter Nachteil bestand in der Unregelmäßigkeit des Windes und der fehlenden Möglichkeit die gewonnene Energie zu speichern, wie das bei dem Wasser möglich war.

Hierzulande wurden vor allem in der Dobrudscha, der südlichen Moldau und in der Donautiefebene aber auch im Banat Windmühlen verwendet, denn in den andern Landesteilen gab es genügende Wasserkraft für den Antrieb der Mühlen.

Die ersten schriftlichen Hinweise auf Windmühlen in Rumänien stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert gab es sogar in Bukarest Windmühlen, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten. 1861 gab es in der Walachei 197 Windmühlen, davon 140 in dem heutigen Landkreis Brăila. 1901 werden in der Moldau 127, in der Dobrudscha 639 und eine Windmühle in der Walachei gezählt. Im Banat gab es 1892 16, 1895 10 und 1920 nur noch eine. Hier waren es meistens Haubenmühlen, im Altreich dagegen überwiegend Bockwindmühlen. Ich konnte keine Hinweise dafür finden, dass auch in Siebenbürgen Windmühlen verwendet worden wären, das ist leicht erklärlich, denn hier gab es genug Bäche und Flüsse die als Antriebskraft genutzt werden konnten.

Am Ende des 19. Jahrhunderts erlebten die Windmühlen eine Renaissance. Sie wurden nun aber als Antrieb für Wasserpumpen und Stromgeneratoren in abgelegenen Ortschaften, an Bahnlinien zur Wasserversorgung der Lokomotiven, vor allem in den USA, Australien und den Trockengebieten der europäischen Kolonien in Afrika genutzt.

Im 20. Jahrhundert wurde es um die Windenergie still. Dampfmaschine, Verbrennungsmotor, elektrische Verbundnetze schienen das Aus für diese unsichere Energieform zu sein.

Erst durch die Energiekrise der 70- er Jahre des 20. Jahrhunderts und den Alarm des Klimawandels sind Windräder wieder salonfähig geworden. Sie werden immer größer, moderne Technologien machen sie auch wirtschaftlich konkurrenzfähig, ihre Leistung wurde in den Megawattbereich gesteigert.

Allerdings, einige der systemimmanenten Nachteile sind erhalten geblieben: Die Unregelmäßigkeit des Windes, durch die sich nur eng begrenzte Gebiete zur Anlage von „Windparks“ eignen, die oft großen Entfernungen zu den Verbrauchern, durch die große und teuere Leitungsnetze notwendig werden und die Schwierigkeit den Strom zu speichern um die durch Windstille bedingten Ausfälle zu kompensieren, sind auch heute noch nicht gelöst.

Die einzige wirtschaftliche Speicherung besteht in Pumpspeicherwerken, das sind höher gelegene Speicherbecken, in die zu der Zeit da der Stromverbrauch gering ist, mit dem überflüssigen Strom Wasser hochgepumpt wird, das dann bei gesteigertem Strombedarf, über Turbinen Strom liefert. Diese Anlagen sind recht teuer und können auch nur in von der Landschaft her geeigneten Gebieten gebaut werden. Interessant ist, dass viele Umweltschützer, die gegen AKW und Kohlekraftwerke kämpfen, sich auch gegen Überlandstromleitungen und Pumpspeicherwerke wehren.

In der Gegenwart sind es die Windkraftwerke und Solaranlagen die zu den klassischen Energiequellen, den fossilen oder atomaren Energieträgern, eine echte Alternative darstellen.

Heute werden auch hierzulande Windparks angelegt, in der Dobrudscha werden sie langsam bestimmend für die Landschaft, in andern Landesteilen ist ihr Erscheinen sporadisch, aber doch immer wieder präsent.