Zu viel, zu groß, zu teuer

Statuen-Inflation in Mazedoniens Hauptstadt Skopje

Alexander der Große auf seinem Pferd und auf einem überdimensionierten Sockel.

Im Vardar „badet“ die Statue eines Mädchens.

Philipp der Zweite, der Vater Alexanders, hat einen Ehrenplatz unter den Statuen von Skopje
Fotos: Ralf Sudrigian

Im Vorjahr berichteten die Medien über die „bunte Revolution“ in Skopje. Sie bestand in dem Werfen von Farbbeuteln vor dem Eingang und an die Wände staatlicher Behörden, so dass Farbkleckse zurückblieben. Von Paintball-Geschossen betroffen waren auch die vielen neu entstandenen monumentalen Statuen im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt.

Die Bürgerbewegung protestierte unter anderem gegen die Verschwendung öffentlicher Gelder mit dem umstrittenen städtebaulichen Projekt „Skopje 2014“. Dieses sollte bis zuletzt 200 Millionen Euro verschlucken, die in der ex-jugoslawischen Republik dringend für andere Investitionen wie jene in das staatliche Gesundheitssystem oder in den Unterricht notwendig wären.

Tatsache ist, dass heute eine Vielzahl von Statuen und Statuengruppen an öffentlichen Plätzen, Straßenkreuzungen, Parks und Alleen anzutreffen sind. Eine sogar, eine Badende die sich für einen Kopfsprung ins Wasser vorbereitet, kann man sogar von der alten Steinbogenbrücke im Fluss Vardar der durch Skopje fließt, erkennen. In der Nähe ist ein für den kleinen Fluss viel zu großes hölzernes Segelschiff zu erkennen – es ist da nicht gestrandet, sondern war von Anbeginn als Restaurant für Touristen gedacht.

Mit den Statuen, mit imposanten Neubauten als Sitz verschiedener staatlicher Institutionen, mit einem Triumphbogen „Makedonija“ wollte die Regierung vor allem „identitätsstiftend“ wirken und dabei auch touristische Sehenswürdigkeiten vorzeigen. Über den künstlerischen Wert der Denkmäler kann man streiten. Vielen erscheinen sie als „historischer Kitsch“ oder als „mazedonisches Disneyland“. Die Heldengalerie wird von Alexander dem Großen dominiert. Allein seine 28 Meter große Statue soll an die zehn Millionen Euro gekostet haben. Aber bereits der Name „Mazedonien“ des neuen Staates bereitete Ärger. Griechenland will ihn nicht anerkennen, weil unter dieser Bezeichnung der Norden von Festland-Griechenland bekannt ist. So wurde international als Kompromiss durchgesetzt, dass der 1991 gegründete neue Staat unter dem Namen Former Yugoslav Republic of Macedonia (FYROM) - Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien - bezeichnet wird.

Wenn Touristen die rund 500.000 Einwohner zählende Hauptstadt dieses Balkanlandes besuchen, bekommen sie die Gelegenheit, direkt zu sehen, wie Politik, Geschichte und Kunst zusammenspielen. Manche werden sich wundern; für einige wird dieses wohl als für staatliche Propaganda missbrauchte Kunst gelten; andere sehen diese Statuenwelt als Kuriosität und interessantes Fotomotiv an; anderen imponiert diese Denkmalvielfalt mit ihren Dimensionen. Neugierig darauf wird man allemal.

Dabei hat Skopje auch vieles andere zu bieten. Bereits von weitem erkennt man das 66 Meter hohe kreuzförmige Stahlgerüst auf Skopjes Hausberg Vodno.

Dieses 2000 errichtete Milleniumskreuz gilt als eines der weltweit größten Gipfelkreuze. Skopje und Mazedonien werden aber nicht nur von orthodoxen Christen bewohnt. Da gibt es, als Folge der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft, auch Muslime, so dass die ethnischen Mazedonier (64 Prozent der etwas über 2 Millionen Einwohner) sowohl Christen als auch Muslime sind. Hinzu kommen noch Albaner, Türken, Roma, Serben und Mazedorumänen (Aromunen) sowie Meglenorumänen. Interessant ist zu vermerken, dass (als wohl weltweite Premiere) in diesem ethnisch gemischten Land auch Romani und Aromunisch (Walachisch) als Amtssprachen anerkannt werden.
Man kann für oder gegen den künstlerischen Wert der Statuen in Skopje sein – eine Attraktion sind sie dennoch.