Adam Müller-Guttenbrunn und das Banat

Die Gedenkstätte des Schwabendichters in seinem Heimatort Guttenbrunn

Der Schreibtisch des Schwabendichters in der Gedenkstätte in Guttenbrunn Foto: Zoltán Pázmány

„Adam Müller-Guttenbrunn war der Lehrer, wir alle dürfen seine Schüler sein“. So einfach und treffsicher resümierte einer seiner banatschwäbischen Nachfahren, Pfarrer Andreas Reinholz aus Maria Radna, kürzlich, anlässlich der Feier zum 90. Todestag im Heimatort Guttenbrunn/Zăbrani das heutige Erbe des Schwabendichters.

Schöne, nachhaltige Zeichen über den wohl bekanntesten und berühmtesten großen Sohn der Banater Schwaben gibt es vielerorts vom Banat bis Wien und Fürth (Odenwald): Sein Ehrengrab ist auf dem Wiener Zentralfriedhof zu besuchen, in Wien, Linz und Salzburg trägt je eine Straße seinen Namen, in Baden-Württemberg stehen zwei Gedenkstätten und eine Schule, in Fürth (Odenwald) eine weitere, der Temeswarer deutsche Literaturkreis wurde nach ihm benannt, auch das Neuarader deutsche Lyzeum, das Gebäude des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat in Temeswar mit Altenheim und gleichnamiger Stiftung usw.

Den Banater Schwaben jedoch so recht am Herzen liegen und gewiss am eindrucksvollsten erscheinen die in seinem Heimatdorf gesetzten Zeichen, wo Adam Müller anno 1852, vor 161 Jahren, als uneheliches Bauernkind geboren wurde: Sein Geburtshaus steht nach wie vor gepflegt in der Herrenstraße, es kann von jedermann besucht werden, schon 1921 wurde da eine Gedenktafel eingeweiht. Im kleinen, gepflegten Gemeindepark „Zum Feuerwehrturm“ hat die Gemeindeverwaltung eine Bronzebüste des Dichters neben dem „Guttenbrunn“, dem legendären Urquell der ersten deutschen Ansiedler, aufgestellt – laut Legende haben sich hier 1724 die ersten Ansiedler müde, aber glücklich um eine gute Quelle niedergelassen.

Das Herzstück macht aber in der Dorfmitte, im Dreieck mit Gemeindehaus und Dorfkirche wie eh und je, die Adam Müller-Guttenbrunn-Gedenkstätte in einem der wohl imposantesten Bauten der Gemeinde aus. Der zweistöckige, von der Gemeinde schon 1927 errichtete Bau, hatte von Anbeginn und im Laufe der Jahre immer eine zentrale Rolle im Leben der banatschwäbischen Dorfgemeinschaft gespielt. Das Haus beherbergte viele Jahre den Dorfkindergarten, das Büro des Notars, das Postamt (wie auch heute übrigens), ist aber gleichzeitig auch die seit Jahrzehnten mit wertvollen Exponaten bestückte AMG-Gedenkstätte. Diese wurde von der Gemeinde ab 1995, letztens 2010 gar mit EU-Mitteln, von Grund auf saniert, modernisiert und neu ausgestattet.

Die Ausstellungsräume im ersten Stock des Hauses bieten den Besuchern (laut Gästebuch in recht ansehnlicher Zahl, aus dem In- und Ausland) eine gut dokumentierte Schau über Leben und Werk des Schwabendichters, Journalisten, Bühnenautors, Kritikers und Theaterdirektors wie auch Politikers und nicht zuletzt des beliebtesten Sohnes des Dorfes. Interessenten werden sachkundig durch die Etappe „Elternhaus, Jugend und Studienjahre“ geführt, u. a. mit zahlreichen Dokumenten und Fotos aus Kindheit und Jugend in der banatschwäbischen Gemeinde, auch über sein Studium in der Piaristenschule Temeswar und in Hermannstadt.

Bekanntlich hatte der Bauernsohn Adam Müller-Guttenbrunn eine bewegte und kontrastreiche Studienzeit: Die Piaristenschule in Temeswar verließ er nach der Einführung des Ungarischen als Unterrichtssprache. 1865-68 machte er gar bei seinem Onkel Johann Guthier eine Lehre als Feldscher und Barbier, darauf versuchte er es am Wiener Josephinum mit der Ausbildung zum Militärarzt. Es folgte der Besuch einer Handelsschule, eines Kurses als Telegrafist, dann folgte das Studium an der philosophischen Fakultät in Wien.   Neben dem Geburtshaus ist das Haus der deutschen Ahnen aus Fürth (Odenwald) zu sehen. Fotos, Manuskripte, Bücher, Zeitungsausschnitte belegen „Literarische Anfänge und Theatertätigkeit 1873-1903”. Hier erfährt man vieles über seine schriftstellerische und journalistische Tätigkeit, über die als Direktor des Raimundtheaters und des Kaiserjubiläums-Stadttheaters von Wien.

Der Autor, der insgesamt 82 Bücher veröffentlicht hat, schrieb in den letzten fünfzehn Jahren seines Lebens vorwiegend Heimatromane. Dem literarischen Schaffen ist der Ausstellungsraum „Literarische Höhe, die Heimatromane“ gewidmet: In der Zeitspanne 1910 – 1918 entstanden „Der kleine Schwab“, „Die Glocken der Heimat“, „Meister Jakob und seine Kinder“. Sein Erfolgsroman „Der große Schwabenzug“ hat eine damals außergewöhnliche Auflage von 90.000 Exemplaren erreicht.

In diesen Ausstellungsräumen – u. a. auch mit etlichen persönlichen Gegenständen und gut erhaltenen Möbelstücken wie dem Schreibtisch des Dichters, Gemälde und Fachzeitschriften – erwarten den Besucher auch ganz rare Gedenkstücke zum Thema AMG: So das Faksimile eines Briefes von Peter Rosegger an Adam Müller-Guttenbrunn oder die Originalurkunde der Auszeichnung „Bene Merenti“ I. Klasse, die dem Dichter für seine Verdienste und seine Freundschaft zum rumänischen Volk 1923 vom König Rumäniens Ferdinand I. gewährt wurde. Diese Urkunde ist übrigens mit einer gleichfalls berühmten Unterschrift versehen, der des Dichters und damaligen Kultusministers Ion Minulescu.