Das Fässchen von Khorsabad

Kulturerbe aus Assyrien im Nationalen Geschichtsmuseum

„Sargon, Vertreter von Baal, Leutnant von Assur, Pupille der Augen von Oannes und Dagon, der große König, der mächtige König, ..., dessen glorreicher Name bis ans Ende der Welt vorgedrungen ist“, so beginnt der Keilschrifttext auf dem Fässchen. Foto: George Dumitriu

Wie kommt das keilschriftbedeckte „Fässchen“, wie der dokumentierende Grundstein des Palastes von Khorsabad, der im 8. Jh. v. Chr. neu errichteten Hauptstadt von Assyrien, liebevoll genannt wird, ausgerechnet nach Rumänien? Die Protagonisten dieser spannenden Geschichte entstammen den drei Ländern, die anlässlich der Eröffnung der Mikroausstellung am 21. Februar als Gastredner geladen waren: der irakische Botschafter, der stellvertretende Direktor des französischen Kulturinstituts und der rumänische Historiker und Akademiemitglied Dan Berindei.

Das neunseitige Fässchen aus gebranntem Ton dokumentiert in assyrischer Sprache die Schlachten und Eroberungen von König Sargon II., sowie Organisation und Verwaltung seiner neuen Hauptstadt, die sich im heutigen Mosul (Irak) befindet. Assyrische Könige hatten die Angewohnheit, in das Fundament bedeutender Gebäude Objekte zu integrieren, die Aufzeichnungen für nachfolgende Generationen enthielten. So war auch das Fässchen von Khorsabad zusammen mit weiteren ähnlichen Gegenständen – von denen heute nur noch sieben erhalten sind, die sich in Museen in Frankreich, England und Israel befinden – in den Fuß einer Palastsäule integriert. Das einzige neunseitige zylindrische Objekt – alle anderen weisen acht oder zehn Seiten auf – wurde von dem französischen Diplomaten und Archäologen Victor Place bei Grabungen 1851 bis 1855 entdeckt.

Als die Funde, die nach Frankreich verschifft werden sollten, jedoch per Floß auf dem Tigris transportiert wurden, ereignete sich ein Unglück – das Floß sank und die kostbare Ladung ging verloren! Nur das Fässchen von Khorsabad befand sich noch in der Obhut des Diplomaten, der es mit Antritt seiner neuen Mission als Konsul in der Moldau (1855 bis 1863) nach Rumänien brachte. Place heiratete später in Jassy/Iaşi, und so verblieb das außergewöhnliche Stück Geschichte im Kreise seiner Familie, bis es 1974 vom Nationalen Geschichtsmuseum erworben wurde.

Die Ausstellung, die noch bis zum 21. März in der zentralen Halle des Museums zu sehen ist (Mittwoch bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr), berichtet über die Hintergründe der Entdeckung und liefert Einblicke in die assyrische Kultur, ihre Kunst und Mythologie, vor allem den Bau des sagenhaften Palastes von Khorsabad. Sie schildert aber auch den Lebensweg des französischen Diplomaten und renommierten Wissenschaftlers Victor Place, der in der rumänischen Politik als Berater von Alexandru Ioan Cuza eine bedeutende Rolle spielte. Obwohl Place sich später mit Cuza überworfen hatte, blieb er Rumänien freundschaftlich verbunden und setzte sich am Ende seiner Auslandskarriere in Jassy zur Ruhe.