Das Sebastian Spanache Trio – ein modernes Temeswarer Jazztrio

Erste CD soll in diesem Frühjahr herausgegeben werden

Das Sebastian Spanache Trio beim MÜPA Showcase Festival in Budapest

Sebastian Spanache am Klavier

Radu Pieloiu am Schlagzeug

Der Kontrabassist Csaba Sánta (32 Jahre alt) wurde in Neumarkt/Târgu Mureş geboren, wo er seinem Musikstudium bis zum Abitur nachging. Gleich Radu Pieloiu erhielt er im Alter von sechs Jahren Klavier- und Geigenunterricht. Erst im Alter von 17 Jahren begann er, am Kontrabass zu spielen. Seine Studien vervollständigte er an der Temeswarer Musikhochschule und wirkte ab 2000 als Kontrabassist im Orchester der Temeswarer Staatsoper mit. Nach acht Jahren trat er als Kontrabassist der Staatsphilharmonie Banatul bei.

Sebastian Spanache, Radu Pieloiu und Csaba Sánta. Ein Pianist, ein Drummer und ein Kontrabassist – das sind die drei Mitglieder des 2011 in Temeswar/Timişoara gegründeten Sebastian Spanache Trios. Ihre erste CD soll voraussichtlich im April in Temeswar vorgestellt werden, gefolgt von einer Promotionstour durch die größten Städte Rumäniens und anschließend einer Auslandstournee. Wie das erste Album heißen wird, ist noch ungewiss. Was aber feststeht, sind die acht Musikstücke, darunter „Argentina“ und „7 Is Your Friend“, die die CD beinhalten wird.

Als „moderner zeitgenössischer Jazz mit allerlei Einflüssen: Klassik, Jazz und Fusion, zwischen Ambient Rock, Latin und Elektronik“, stuft Spanache die Musik des Trios ein. Er steht auf und bringt mir eine Informationsmappe über die Gruppe und ihr jüngstes Unterfangen. Die drei Musiker sind 2012 u.a. beim „Dixie Jazz“-Festival in Veliko Târnovo, beim International „Ethno-Jazz“-Festival in Smolyan (beide in Bulgarien) und beim Timi{oara Capital Jazz Festival aufgetreten. In diesem Jahr nahmen sie am MÜPA Jazz Showcase in Budapest (Ungarn) teil. Ein Fan des Trios ist der bekannte Temeswarer Jazzmusiker Toni Kühn, der den Jungs eine vielversprechende Karriere voraussagt.

Zurzeit ist die Gruppe mit der Aufnahme ihrer CD im „Negură Bunget“-Studio in Temeswar voll beschäftigt. Die Multiplizierung soll in Bukarest und das Mastering auf Rat ihres Toningenieurs Mihai Neagoe bei einer Facheinrichtung im Ausland stattfinden. Geplant ist außer der Herausgabe von 1000 CDs auch das Pressen von 100 Vinyl-LPs in Frankreich. Finanziert werden soll das ganze Projekt mittels „Crowdfunding“, einer neuen Online-Unterstützungsmöglichkeit (siehe www.multifinantare.ro).

Sebastian Spanache: Pianist und Komponist

Der 28-Jährige stammt aus einer Musikerfamilie: die Mutter, Elisabeta Spanache, ist Klavierlehrerin an der „Filaret Barbu“-Kunstschule in der Temescher Stadt Lugosch/Lugoj, während der Vater, Dan Spanache, lyrischer Künstler – Opernsänger – an der Temeswarer Staatsoper ist. Als Mitglied einer Musikerfamilie musste sich Sebastian Spanache schon im frühen Kindesalter für ein Instrument entscheiden.

Da im Hause Geige und Klavier gespielt wurde und das Streichinstrument keinen besonderen Reiz auf ihn ausübte, entschloss sich der Junge für das Klavierstudium, mit dem er im Alter von fünf Jahren begann. Er lernte am „Ion Vidu“-Nationalkunstkolleg, wo er während des Lyzeums seine erste Jazzband gründete.

Anschließend studierte er an der Musikhochschule der West-Universität in Temeswar, ein Studium, das er nach einem Jahr aufgab, um an der 2005 neu gegründeten „Richard Oschanitzky“-Jazzfakultät der Tibiscus-Universität ebenda weiterzumachen. Nach zwei Studienjahren folgte er der Anregung des Temeswarer Musikers und Hochschullehrers Horia Făgărăşanu, der ihn auf die Aufnahmeproben für Pianisten auf Kreuzfahrtschiffen, die in Kronstadt/Braşov stattfanden, aufmerksam machte. Er wurde angenommen und spielte dann sieben Jahre auf mehreren Kreuzfahrtschiffen.

„In den ersten vier Monaten habe ich hier mehr über das Spielen auf Musikinstrumenten gelernt als in allen 16 Schuljahren“, sagt Sebastian Spanache lachend zur auf den Kreuzfahrtschiffen erworbenen Erfahrung.

Er zeichnet Luftbilder mit seinen Händen und beschreibt sehr lebhaft die auf den Schiffen dargebotenen Broadway-Shows mit Bühnenbildern, Tänzerinnen und Tänzern, Lichtern, Laserstrahlen, das Klavier mitten auf der Bühne, die sich erhob oder senkte. „Das Schiff hatte 17 oder 18 Etagen und die Bühne war ganz vorne und erstreckte sich über vier oder fünf Etagen“. Er war damals 22 Jahre alt, ein halbwüchsiger Junge,  „un copilandru“, wie er sagt. „Ich stand plötzlich inmitten all dieser Entertainer, es war alles wie ein Schlag ins Gesicht, in jeder Hinsicht...“, so der Pianist über seine ersten Eindrücke auf den Kreuzfahrten.

Nach sieben Jahren jedoch kehrte er nach Temeswar zurück. Nun pendelt er täglich unermüdlich mit seinem Nord-Stagekeybord von zu Hause zum Probesaal und von dort weiter zum Aufnahmestudio. „Schau nur meine Hände an“, sagt der junge Musiker und dreht seine Handflächen nach oben. Die zu erwarteten fein gepflegten Hände eines Pianisten kommen nicht mehr so richtig zum Vorschein, aber das soll für ihn kein Hindernis sein. Als Gegensatz dazu erzählt er recht humorvoll eine Kindheitserinnerung. „Ich weiß auch heute nicht, wie man Rad fährt!“, denn er durfte nicht wie andere Gleichaltrige Fahrrad fahren, er musste seine kostbaren Pianistenhände schonen. Während die anderen radelten, durfte er in einem Auto, einem Geschenk seines vorsichtigen Vaters, in die Pedale treten.

Alle Songs der neuen CD sind Sebastian Spanaches Kompositionen. Sie sind eigentlich eine Kombination zwischen dem, was er zu einem bestimmten Zeitpunkt studiert und dem Beitrag, den Csaba und Radu zu einem Musikstück bringen können, erläutert der Musiker. „Eine unserer Stärken ist, dass alles, was ich komponiere, für uns drei geschrieben ist. Taylor-made für dieses Trio,“ fügt Spanache hinzu und seine Augen leuchten auf. Seine Begeisterung und Hingabe für ihre Musik sind ansteckend. Er erwähnt auch, dass die Stücke im Probesaal kleineren oder größeren Veränderungen unterzogen werden können und nennt dies „einen kollektiven Prozess des Arrangements der Musikstücke“.

Radu Pieloiu –  jüngstes Triomitglied

Gleich Spanache ist auch Radu Pieloiu gebürtiger Temeswarer, der seine Musikausbildung mit dem Klavierstudium begann. Wie sein fünf Jahre älterer Kollege lernte er am „Ion Vidu“-Nationalkunstkolleg Klavier spielen. Im fünften Schuljahr jedoch wechselte er vom Klavier- zum Schlagzeug über. Mit Sebastian Spanache spielte er schon während der Lyzeumszeit. „Wir kennen uns seit dem Gymnasium, er war zwei-drei Jahrgänge älter als ich“, erzählt Radu Pieloiu und spielt mit dem goldenen Reif an seinem Ringfinger. Die Jungs haben die gleiche Musikschule besucht.

Das lange braune Haar ist zu einem Zopf am Hinterkopf zusammengebunden, die hellen Schlitzaugen beschattet von buschigen Augenbrauen, die feinen Gesichtszüge hinter einem Schnurbart und einem schütteren Bart verborgen. Eine äußerst schlanke zierliche Gestalt – für einen Drummer vielleicht etwas ungewöhnlich, was man aber rasch vergisst, wenn der junge Musiker zu seinen Sticks greift. Sein Studium des klassischen Schlagzeugs vervollständigte er an der Temeswarer Musikhochschule unter der Leitung von Doru Roman, assoziierte Lehrkraft und Solist der Staatsphilharmonie Banatul.

Da in den Schuleinrichtungen nur klassisches Schlagzeug studiert wird, musste sich Pieloiu den Satz Trommeln für die Jazzmusik selbst aneignen. Zwei seiner Vorbilder sind die amerikanischen Drummer Mark Guiliana und Eric Harland.
Über das Sebastian Spanache Trio meint der Drummer, es sei eine „Metamorphose dessen, was früher geschah, des Sextetts“ und bezieht sich auf die damalige Besetzung: Sebastian Spanache (Klavier), Ştefi Olariu (Trompete), Lucian Nagy (Gitarre), Csaba Sánta (Kontrabass), Sergiu Cătană (Schlagzeug) und er selbst – alles junge Temeswarer Musiker.

Gemeinsam mit Csaba Sánta und zwei ungarischen Musikern, Zsoltán Zana und Zsolt Bende, trat Radu Pieloiu 2011 im Rahmen von „Locomotiva Jazz“, einem Projekt des Rumänischen Kulturinstituts in Budapest, auf.

Eine seiner letzten musikalischen Erfahrungen war der Vertrag als Drummer auf einem Kreuzfahrtschiff in den Vereinigten Staaten. Sein Aufenthalt dauerte nicht sieben Jahre, wie in Spanaches Fall, sondern nur sechs Monate. Als „sehr schockierende Erfahrung“ bezeichnet der junge Musiker diese Zeit. Er war zum ersten Mal in den USA und aus musikalischer Hinsicht „geschieht alles auf einem sehr hohen professionellen Niveau“, so Pieloiu. Eine rasche Anpassung war in jeder Hinsicht angesagt.