„Doat liirsst te net, bäss de krooen af schtielze goon!“

Man unterschscheidet die Saatkrähe und die Nebelkrähe. Das beinhalten einige nordsiebenbürgische Belege: „de schwoarz kraao“ (‘die schwarze Krähe, die Saatkrähe’) und „de graao kraao“ (‘die graue Krähe, die Nebelkrähe’; Kleinbistritz, auch Mettersdorf). In Nordsiebenbürgen hat die schwarze Krähe auch einen Beinamen: „Em seit fu dian schwuarze nät fil, miir heesse se hääner kroone, haae sei meesst fu diese groone“ (‘man sieht nicht viele schwarze Krähen, wir nennen sie Heidenerkrähen, hier sind mehr von diesen grauen’; der Aufenthaltsort der schwarzen Krähe beschränkt sich auf die Landschaft zwischen Mieresch und Somesch, die den Namen Heide, trägt; Weilau).

Von interessanten Sagen, Redensarten, Sprichwörtern und Zaubersprüchen, in denen die Krähe belegt ist, wollen wir einige Beispiele hervorheben. In nordsiebenbürgischen Sagen heißt es: „Am augusst seit em nichen kroone, de oaldn erzoaln, doat an jeet kroone mat er koornäär am meul noo Babilon flich, bei dn fogelkinek“ (‘im August sieht man keine Krähen, die Alten erzählen, dass jede Krähe mit einer Kornähre im Maul nach Babylon zu dem Vogelkönig fliege‘; Weilau). Wenn die selbstgesponnene und selbstgewebte Leinwand bei der Bleiche nicht schön hell wird, sagt man: „Em huat baim blaichen de kroon nässt gejuacht“ (‘man hat beim Bleichen die Krähen nicht verjagt’; Kreweld, auch Senndorf). Südsiebenbürgisch belegt sind anschauliche Redensarten und Sprichwörter mit dem Wort Krähe im Sinne von ‘niemals’: „Won de kriue weiss fadre bekun“ (‘wenn die Krähen weiße Ferdern bekommen’; Dunesdorf) oder „doat liirsst te net, bäss de krooen af schtielze goon!“ (‘das lernst du nicht, bis die Krähen auf Stelzen gehen’!; Durles).

Von einem schlechten Grundstück wird gesagt: „Doo de krooe mässten“ (‘wo die Krähen missten’; Meschen). Dass aus einem schlechten Menschen kein guter wird, beinhalten die nordsiebenbürgischen Belege: „Auss der kreo moacht em niche boafliisch“ (aus der Krähe macht man keinen Speck’; Wallendorf) oder „än kreo blaift än kreo sai duach, det wit nichn dauf“ (etwa in dem Sinn: ‘eine Krähe bleibt ein Leben lang eine Krähe, es wird aus ihr keine Taube’; ebenda).

Die Krähe kommt auch im nordsiebenbürgischen Aberglauben vor (ohne Angabe des Ortes). Man legt ein Stückchen Speckschwarte auf den Zaun und spricht zum Heilen der Warzen folgenden Zauberspruch: „De schwuort wierfn ich de kroon, mai wuarze si’n fergoon“ (‘die Schwarte werfe ich den Krähen, meine Warzen sollen vergehen’). Eine Fieberbeschwörung lautet: „Wält te nät fergoo, fraassn dich de kroon“ (‘willst du nicht vergehen, fressen dich die Krähen’).