Drei junge Musiker auf dem „Weg zum Ruhm“

Ein Abend mit drei Solokonzerten im Großen Saal des Rumänischen Rundfunks

„Drumul spre celebritate“ (Der Weg zum Ruhm) lautet der Titel eines Talentwettbewerbs, der vom rumänischen Kultursender Radio România Cultural, vom Centrul Cultural Palatele Brâncoveneşti (Kulturzentrum Brâncoveanu-Paläste) und von der Künstleragentur ExcesMusic bereits zum dritten Mal in Rumänien organisiert wird. Ziel des Wettbewerbs ist es, nicht nur musikalische Talente zu entdecken und zu fördern, sondern auch ein neues Publikum für die Sparte „Klassische Musik“ heranzubilden und zu formen. Die Veranstaltungen der verschiedenen Etappen des diesjährigen Wettbewerbs finden – wie  im Falle der beiden Vorjahre – im Mogoşoaia-Palast nahe Bukarest statt. Die Preisträger der dritten Wettbewerbsfolge werden dann im Rahmen eines Abschlusskonzerts am 26. Mai 2012 ermittelt.

Den Preisträgern der zweiten Folge dieses Talentwettbewerbs, die ihre Auszeichnungen letztes Jahr im Rahmen des Abschlusskonzertes am 7. Mai 2011 errungen hatten, wurde in der vergangenen Woche Gelegenheit gegeben, ihr überragendes Können im Mihail-Jora-Saal des Rumänischen Rundfunks unter Beweis zu stellen. Die drei Preisträger, ein Schüler und zwei Studenten, begeisterten das anwesende Konzertpublikum mit drei Solokonzerten, die vom Kammerorchester des Rumänischen Rundfunks unter Leitung von Radu Popa begleitet wurden.

Eröffnet wurde der Konzertabend mit dem jungen Geiger Alexandru Mălaimare, der an der Nationalen Musikuniversität Bukarest in der Violinklasse von Florin Croitoru seine Geigenkunst perfektioniert, bereits an verschiedenen Meisterkursen im In- und Ausland teilgenommen hat, im Nationalen Jugendorchester Rumäniens mitwirkt und außerdem Mitglied diverser musikalischer Formationen, beispielsweise des Klaviertrios „Musica Viva“, ist.

Alexandru Mălaimare interpretierte gemeinsam mit dem Rundfunkkammerorchester Mozarts Violinkonzert D-Dur (KV 218), das der neunzehnjährige Komponist im Jahre 1775 in seiner Heimatstadt Salzburg zu Papier gebracht hatte. Zusammen mit den Violinkonzerten G-Dur (KV 216) und A-Dur (KV 219) zählt dieses dreisätzige Opus zu den ersten und zugleich gelungensten Werken, in denen sich der Serenadenstil von seiner eigentlichen Gattung ablöst und sich in ein anerkanntes Genre der Konzertmusik integriert. Der pastorale Grundcharakter der Serenade wird dabei in eine Ästhetik transformiert, die ihre Schönheit in der Natur findet. Diese zeigt sich beispielsweise in der Andeutung von Naturklängen, in Volksliedzitaten, in musikalischen Anspielungen der Jagd oder – wie im finalen Rondosatz des besagten Violinkonzerts KV 218 – in der Nachahmung von Dudelsackklängen. Vor allem im zweiten Satz, einem Andante cantabile, entfaltet sich die Gefühlswelt der Idylle in einer Vielzahl von musikalischen Eingebungen, die mit den Worten des Mozartforschers Allanbrook „traumhaft, friedlich, grenzen- und folgenlos, frei von Scham und weltvergessen“ ist. Alexandru Mălaimare brachte bei seiner Interpretation des Mozartschen Violinkonzerts KV 218 nicht nur dessen harmonisch-idyllischen Grundzug zum Ausdruck, sondern stellte auch in den Kadenzen seine virtuosen Fähigkeiten bravourös unter Beweis.

Im Anschluss daran betrat der Cellist Ştefan Cazacu das Podium, der momentan das Musiklyzeum „George Enescu“ besucht und, neben seiner Mitgliedschaft im Violoncelloquartett „Cellissimo Junior“, bereits eine rege Konzerttätigkeit, nicht nur in Rumänien, sondern auch in Kroatien, Italien, Österreich, Israel und den Niederlanden, entfaltet hat. Er begeisterte das Publikum mit Tschaikowskys op. 33, den Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester, die der russische Komponist in Anlehnung an den Musikstil Mozarts verfasst hat. Die vielfältigen Variationen zu dem von Tschaikowsky geschaffenen, stilistisch dem Rokoko nachempfundenen Thema verlangen dem Cellisten das Äußerste ab: an musikalischer Finesse, spielerischer Versatilität, technischer Beherrschung des Instruments und virtuoser Expressivität. Die Skala des musikalischen Ausdrucks reicht dabei von leichten, luftigen, eleganten und galanten Klangfiguren bis hin zu martialisch-gewaltvollen Schlägen, von melancholisch-kontemplativen Tongebungen bis zu kräftigen und entschiedenen Setzungen, von beschaulich dahin fließenden Bewegungen bis hin zu atemlos jagenden, mit dem Orchester um die Wette eilenden Passagen. Vor allem auch in den Kadenzen, die der junge Cellist bravourös meisterte, zeigte sich, dass Ştefan Cazacu zu Recht der erste Preis des Talentwettbewerbs „Der Weg zum Ruhm“ 2011 zuerkannt worden war.

Nach der Pause brachte Mihai Ritivoiu, der an der Nationalen Musikuniversität Bukarest bei dem bekannten Pianisten Viniciu Moroianu Klavier studiert und bereits mehrere nationale und internationale Preise bei Musikwettbewerben, beispielsweise beim Concours Musical de France, erringen konnte, ein Werk wiederum von Wolfgang Amadeus Mozart zu Gehör: das Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur (KV 467). Dieses Werk besticht vor allem durch seinen langsamen Satz, der wegen seiner fast durchgängigen Triolenbewegung ein mustergültiges Sinnbild von Einfachheit und Ebenmäßigkeit zu sein scheint. Musikwissenschaftler wie Cuthbert M. Girdlestone haben aber nachgewiesen, dass die raffinierte Gelassenheit dieses Stücks eine innere Bewegung verheimlicht, eine andauernde Unbeständigkeit, die sich zum Beispiel in den ständigen Modulationen und in plötzlichen chromatischen Ausbrüchen Raum und Ausdruck verschafft. Gerade diese untergründige Dimension ans Licht zu bringen, die den ganzen Satz von ununterbrochener und zeitlos scheinender Schönheit durchwirkt, ist dem Pianisten Mihai Ritivoiu an diesem Abend ahnungsvoll gelungen. Auch er brillierte in den Kadenzen des von ihm dargebotenen Klavierkonzerts und beendete damit den Reigen der drei Solokonzerte.

Weil die drei Preisträger nach ihren Auftritten jeweils auf Einzelzugaben verzichtet hatten, betraten sie zum Abschluss des Konzertabends noch einmal zusammen die Bühne, um die Zuhörer mit einer Zugabe in Trioformation zu überraschen. Sie spielten gemeinsam das Werk „Primavera Porteña“ (Frühling in Buenos Aires) aus dem Zyklus „Vier Jahreszeiten“ von Astor Piazzolla und entließen dann das Bukarester Publikum mit frühlingshaften Tangoklängen im Ohr in die klirrende Kälte des frostigen Winters.