„Ein glücklicher, täglicher Tag“

Duo Bastet mit der Uraufführung „Tägliche Tage“ nach Samuel Beckett

Robert Gabriel Elekes und Carmen Elisbath Puchianu in „Tägliche Tage“ nach Samuel Beckett in der Uraufführung im Reschitzaer Kultur-palast
Foto: Lucian Duca

Das Theater lebt, auf den Bühnenbrettern kommt uns die verbrauchte Welt, wie zum Trotz, wieder frisch und lebendig entgegen: Die deutschsprachige Kronstädter Theatergruppe „Duo Bastet“, mit Carmen Elisabeth Puchianu und Robert Gabriel Elekes nur ein Zwei-Seelen-Ensemble, stellte bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza erneut unter Beweis, dass man heute und hierzulande auch ohne große Besetzung und aufwendiges Bühnenbild gutes und attraktives, sogar noch deutsches Theater machen kann.
Der Einsatz lohnt sich: Ihre schon längere Beschäftigung mit den nicht ausgeschöpften Möglichkeiten modernen Theaters hierzulande, der Einsatz für junges Improvisations- und Regietheater führte in kurzer Zeit, seit der Gründung des Duos 2008, zu einem erfreulichen, alternativen deutschen Theater in Rumänien. Mit der Inszenierung „Tägliche Tage“, frei nach dem Stück „Glückliche Tage“ (Happy Days) von Samuel Becket, das nun in Reschitza seine Uraufführung erlebte, hat das Theater-Duo nach „Nykrophobie, oder Mephistos später Gruß an Faust“ (2009) und „Stühle für den Neuen Mieter“ (2010), zur erneuten Freude des Publikums aus dem Banater Bergland (Das Ionesco-Stück erlebte seine Uraufführung in Orawitza) ihre unkonventionelle Art Theater, zudem kreatives Theater zu spielen, vorgeführt.

„Ja, es wird wieder ein glücklicher, täglicher Tag werden“, räsoniert Winnie (Carmen Elisabeth Puchianu) von Zeit zu Zeit in diesem Zweipersonenstück von Beckett, Galionsfigur des Theaters des Absurden. Das neben „Warten auf Godot“ und „Endspiel“ wohl meistgespielte Stück des irischen Nobelpreisträgers wurde 1961 in New York uraufgeführt. Die Ehefrau Winni steckt unentrinnbar in einem Erdhügel, gibt sich jedoch weiterhin ihren Erinnerungen und Illusionen hin, ihren kleinen Sachen wie Hygieneartikel und Schminkutensilien. Der Ehemann Willy (Robert Gabriel Elekes), für die Zuschauer meist unsichtbar und unhörbar, frönt seinem eigenen, täglichen und banalen Ritual im Hintergrund.

Wie man es aus Becketts Theater gewohnt ist, besitzt dieses Stück keine erkennbare Handlung, alles vermittelt Sinn- und Aussichtslosigkeit. Die jedoch schönen Sprachspiele finden vor einer statischen und düsteren Kulisse statt. Diese Welt vermittelt eigentlich nur Endzeit-Gedanken, im philosophischen Sinne jedoch sehr eindringlich eine menschliche, existentielle Grundsituation. Von beiden Gestalten gibt es nur sparsam eingesetzte, schwache Lebenszeichen, was die illusorische Existenz des Menschen andeutet. Dass Gabriel Elekes das mit quälenden, kraftaufwendigen Pantomimennummern untermalt, betont nur noch mehr die tragikomische Hilflosigkeit dieser Gestalten.

Noch ein ernstes Wort zu Textinterpretation und Sprache: Man erlebt es auf einheimischen Bühnen eher rar, dass dem auktorialen Text, aber auch der schönen deutschen Sprache soviel Respekt und Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein Sonderlob also in dieser Hinsicht für Carmen Elisabeth Puchianu: Obwohl sie mit ihrem Singsang gewollt Verfremdungseffekte anstrebte, brachte sie den Beckettschen Text Wort für Wort, klar und lebendig, mit feinsten Nuancierungen zu Gehör. Akzent auf Sprecherziehung, auf Kraft und Schönheit der Sprache: Das ist heutzutage gar nichts Alltägliches in unserem raschlebigen professionellen Theaterbetrieb, dem deutschen wie dem rumänischen.