Ein Manifest gegen die Mittelmäßigkeit

In Bukarest hat das Celibidache-Festival begonnen

Auf der offiziellen Eröffnungsveranstaltung sprachen die Organisatoren und Partner des Festivals mit der Presse. In der Bildmitte: Serge Ioan Celibidache
Foto: Daniel Vrăbioiu

Die erste Auflage des Festivals „Sergiu Celibidache 100“ hat am 3. Mai mit einer Pressekonferenz im Foyer des Rumänischen Athenäums in Bukarest begonnen. Seither gingen bereits Filmprojektionen, Buchpräsentationen sowie die Vorstellung einer Münzausgabe zum Jubiläum und ein Solokonzert der Violinistin Ida Haendel über die Bühne. Die Celibidache-Festspiele, ein „Manifest gegen die Mittelmäßigkeit“, sollen im Zweijahrestakt stattfinden, alternativ zu den Enescu-Festivaljahren: „Wenn das Enescu-Festival die Musikwelt nach Rumänien bringt, wollen wir Rumänien für die Musikwelt aufbauen“, sagte im Athenäum Serge Ioan Celibidache, der Sohn von Sergiu Celibidache und Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung.

Der künstlerische Leiter der Festspiele in Bukarest und Intendant der Sergiu-Celibidache-Stiftung München, Mark Mast, stellte zusammenfassend Leben und Werk des großen Musikers sowie das Programm der Festspiele vor. Bis zum 7. Juli sollen insgesamt acht Konzerte und sieben Meisterklassen sowie andere Events an den Dirigenten, Komponisten und Pädagogen Celibidache erinnern. Am 28. Juni, dem Geburtstag des Maestros, soll in seiner Geburtsstadt Roman eine Büste enthüllt werden. Am 29. Juni widmet ihm die Staatsphilharmonie Jassy/Iaşi ihr Abschlusskonzert der laufenden Spielzeit, das am 4. Juli auch im Bukarester Athenäum wiederholt werden soll.
Celibidache wurde im Jahre 1945 quasi „über Nacht“ Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, blieb aber „bis zu seinem letzten Auftritt als Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker im Juni 1996 ein einmaliger Vermittler der sinfonischen Musik“, so Mark Mast, der das unwiderstehliche Charisma des Maestros persönlich erleben durfte. „Jede Probe, jedes Konzert, jede Unterrichtsstunde wurden mit Celibidache zu musikalischen Schlüsselerfahrungen, nicht nur für mich, sondern ebenso für Hunderte und Tausende von Musikern, Künstlern, Studenten und Philosophen...“

Auch im Programm der Bukarester Festspiele soll Celibidache nicht „nur“ als Dirigent präsent sein: An seine langjährige pädagogische Tätigkeit wird durch niveauvolle Meisterklassen erinnert. Im Mai unterrichten in der Hauptstadt konsekrierte Musiker: die Violinistin Ida Haendel, die mit Celibidache als Solistin zusammengearbeitet hat; Helmuth Nicolai, ehemaliger erster Bratschist der Münchner Philharmonie; der Kontrabass-Spieler Dorin Marc, zurzeit Dozent an der Musikuni Nürnberg; Michael Martin Kofler, heute noch erster Flötist in München; Wolfgang Gaag, der zusammen mit Celibidache über Jahrzehnte hinweg den einzigartigen und berühmten Blechbläserklang (vor allem in Bruckner-Werken) entwickelte; schließlich der Violinist Rony Rogoff und der Dirigent Enrique Garcia Asensio, welche die Unterrichtsprinzipien und die Geheimnisse der Schlagtechnik von Celibidache „aus erster Hand“ kennen. Die Meisterklassen sind für Studenten kostenlos und ermöglichen auch passive Teilnahme.

„Celibidache der Dirigent“ wird selbstverständlich mit einer Konzertreihe gefeiert. Am 30. Mai findet im Athenäum ein Symposion mit Dan Grigore, Cristian Mandeal, Rony Rogoff, Serge Ioan Celibidache und Mark Mast statt, in dem persönliche Begegnungen mit dem Maestro geschildert werden. Am selben Tag dirigiert Cristian Mandeal das Rumänische Jugendorchester, u. a. wird die Suite „Der Taschengarten“ („Grădina din buzunar”) von Celibidache aufgeführt. Es folgen Konzerte mit Ida Haendel (Violine), Enrique Garcia Asensio (Dirigent) und dem Bukarester philharmonischen Orchester (1. 7.); mit dem berühmten, von Wolfgang Gaag gegründeten „German Brass“-Ensemble (2. 7.), mit dem Henschel-Quartett und „Celis Freunden“ (3. 7.). Hinzu kommen ein Kammermusikabend mit Ida Haendel und dem Pianisten Misha Dacic (5. 7.) sowie ein sinfonisches Konzert mit dem Star-Schlagzeuger Peter Sadlo, dem Dirigenten Markus Theinert und dem Rumänischen Jugendorchester (6. 7.). Außergewöhnlich wird auch das Abschlusskonzert am 7. Juli sein: Es tritt der Pianist Dan Grigore auf, der im Juni 1996 auch Solist der letzten Konzerte von Celibidache war. Die musikalische Leitung des Bukarester philharmonischen Orchesters übernimmt Mark Mast. Neben Werken von Mozart und Ravel steht auch die Uraufführung von Celibidaches sinfonischem Werk „Haz de Necaz” auf dem Programm.

Die Konzertkarten können landesweit in den Vertretungen von Eventim, Germanos, Orange, Vodafone, Domo, in den Humanitas- und Cărtureşti-Buchhandlungen und online unter www.eventim.ro erworben werden und kosten 75 Lei (1. Kategorie), bzw. 65 (2. Kategorie). Details unter  www.fundatia-celibidache.com