Invasion der Musiker

Eine Woche klassischer und zeitgenössischer Musik beim Internationalen Musikfestival Sibiu-Hermannstadt

In der katholischen Kirche wurde Mozarts Requiem zum Abschluss des Festivals geboten. Foto: Sebastian Marcovici

Das Gala-Konzert am 28. Mai 2013 hatte Liebhabern der klassischen Musik einen flüchtigen Blick auf die erste Ausgabe des Internationalen Musikfestivals Sibiu-Hermannstadt geboten. Das Ziel der Veranstalter, die rumänische Stiftung für Exzellenz in der Musik, war hoch gesetzt, doch konnte es überboten werden. Versprochen worden war im Vorjahr, Hermannstadt „zu einer Republik der Musik“ zu machen und eine „Invasion von Musikern mit besonderem Talent“ zu veranlassen. Gelungen ist dies. Mit minutenlangen Standing Ovations dankten das Publikum in der bis auf den allerletzten Stehplatz vollen römisch-katholischen Stadtpfarrkirche am Samstagabend Dirigent und Festivalinitiator Christian Badea, der Mozart Kammerphilharmonie und einem wunderbaren Chor sowie den vier Gesangssolisten für ein beeindruckend gebotenes Mozart-Requiem, mit dem die  Musiktage endeten.

Vom 24. bis 31. Mai hatte das Internationale Musikfestival die Stadt zum Magneten für alle von der klassischen Musik Begeisterten verwandelt. Kammerkonzerte, eine Konzertreihe, die ausschließlich den jungen Musikern gewidmet war, drei Auftritte der Mozart Kammerphilharmonie und zwei des weltberühmten „Borodin Quartetts“ machten jeden Abend zu einem besonderen musikalischen Vergnügen. Weil die diesjährige Ausgabe der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet war, gab es im Programm jedes Abends mindestens ein Werk aus seinem umfangreichen Schaffen. Begonnen wurde das Festival mit einem Konzert, bei dem die „große“ g-Moll-Sinfonie Nr. 40, die „Prager“-Sinfonie Nr. 38 und gemeinsam mit dem Solisten Mario Caroli (Italien) das zweite Konzert für Flöte und Orchester in D-Dur interpretiert wurden. Am 28. Mai bezauberten die Mozart-Philharmoniker gemeinsam mit Giuliano Carmignola (Italien) das Publikum mit dem Violinkonzert Nr. 4 in D-Dur. Für diese Auftritte, wie auch das Abschlusskonzert, wählten die Organisatoren wohlbedacht die römisch-katholische Kirche.

Ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches Konzert bot am 27. Mai das „Borodin Quartett“ aus Russland im Festsaal der Astra-Bibliothek. Vor Beginn des Konzertes mussten die Musiker, die aus London angereist waren, für ihr Erscheinungsbild um Entschuldigung bitten: Ihr Gepäck war nicht mitgekommen, die Künstler spielten in der Reisekleidung. Diese Tatsache störte die erfahrenen Musiker nicht und sie gaben eine ausgezeichnete Vorstellung. Nach dem Streichquartett Nr. 9 in C-Dur aus der Reihe der „Rasumovsky-Quartette“ von Ludwig van Beethoven, dem Streichquartett Nr. 7 in fis-Moll sowie dem Streichquartett Nr. 8 in c-Moll von Dmitri Schostakowitsch – das Letztere wurde vom Komponisten den Opfern des Faschismus und des Krieges gewidmet – wollte das Publikum die Musiker nicht entlassen. Auch Schostakowitschs „Elegie für Streichquartett“ und insbesondere die spielerische, verführerische und zündende „Serenata alla spagnola“ von Alexander Borodin, die das Quartett als Zugabe gespielt hat, fanden großen Anklang.

Das „Borodin Quartett“ gehört zu den ältesten bestehenden Streichquartetten der Welt. 1945 gegründet, wurde es besonders bekannt durch den engen Kontakt zum Pianisten und Komponisten Dmitri Schostakowitsch, der es regelmäßig beim Komponieren seiner Streichquartette konsultierte. Das Ensemble gilt als Koryphäe im Bereich der Schostakowitsch-Quartette, wovon der Komponist 15 geschrieben hat. Jedoch umfasst das Repertoire des Ensembles auch zahlreiche Quartette anderer Komponisten.

Die meisten Konzerte fanden in der evangelischen Johanniskirche statt. Zu ihnen gehörte auch jenes am 25. Mai von Dario Bonuccelli (Italien), dem zeitgenössischen Ensemble S/HIMF und Vlad Maistorovici. Ebenfalls hier konzertierte auch Tamás Varga (Cello). Am 30. Mai beendete das Trio Martin Owen (Großbritannien), Dario Bonuccelli und Vlad Maistorovici die hiesige Konzertreihe.