Volles Haus im neuen Kloster

Mönchtum und klösterliche Spiritualität weiter hoch im Kurs

Viele Gottesdienstbesucher lassen sich nach dem Gottesdienst von Erzbischof Teodosie segnen. Archivfoto: Jürgen Henkel (2018)

Mitten in der Dobrudscha, fernab aller großen Städte. Etwa 40 Kilometer nördlich von Konstanza zwischen den unbekannten Orten Târgușor und Gura Dobrogei liegt eine ruhige malerische Lichtung inmitten von kleinen Waldstücken in einer sonst kargen, steinigen und trockenen Landschaft, die wie eine Gegenwelt zum lauten und grellen Tourismusrummel von Mamaia bis Mangalia wirkt. Wer sich über Schotterpisten dorthin durchkämpft, findet mitten in einem kleinen Wäldchen eine spirituelle Oase. Zwischen den Bäumen ragt ein noch taufrischer Kirchturm in die Höhe. Die elegante und optisch dezente frisch erbaute Kirche ist umgeben von Gebäuden eines neuen orthodoxen Klosters, das den Heiligen Dionysios Exiguus und Ephraem dem Neuen geweiht ist.

Die Dobrudscha hat einige christliche Heilige und Märtyrer der Antike vorzuweisen. Und so betont auch die rumänische Orthodoxie dort bis heute ihre historischen Wurzeln. Hier soll schon der heilige Apostel Andreas missioniert haben. Es gibt frühe Kirchen wie in Capidava, der Bischof von Konstanza trägt bis heute den Titel „Erzbischof von Tomis“. So nimmt es nicht wunder, wenn sich heute Klöster in der Region auf Heilige aus der Antike berufen. Das neue Kloster dort hat den heiligen Dionysios Exiguus als Namenspatron. Der Skythe starb um 540. Er hat die christliche Zeitrechnung begründet und griechische Kirchenväter ins Lateinische übersetzt.

Die Gottesdienste in den Klöstern der Dobrudscha zwischen Dervent, Celic Dere und Techirghiol sind genauso gut besucht wie die Liturgien in der Bischofsstadt Konstanza. Der rührige und aktive Erzbischof Teodosie von Tomis besucht seine verstreuten Gemeinden gerne. Er feiert regelmäßig in Klöstern und selbst in kleinsten Dorfgemeinden Gottesdienste. Wenn er jeweils Anfang September zum Patronatsfest in Târgușor aufschlägt, herrscht volles Haus im neuen Kloster. Es kommen weit über fünfhundert Gläubige zum Gottesdienst, viele pilgern zu Fuß zu der heiligen Stätte. Die orthodoxe Liturgie dauert mehrere Stunden und wird im Stehen gefeiert, im Sommer im Freien unter schattenspendenden Bäumen. 

Erzbischof Teodosie nimmt sich viel Zeit für diese Besuche in den historischen und neuen Klöstern seiner Erzdiözese. Bei den von ihm zelebrierten Liturgien sind noch mehr Gläubige zugegen als sonst ohnehin. In seinen Predigten schafft er es, die oft komplizierte orthodoxe Theo-logie in anschaulichen Worten seinen Gläubigen verständlich zu machen. Viele lassen sich persönlich von ihrem Bischof nach der Messe segnen und führen ein kurzes Gespräch mit ihm. 

Die große Verbundenheit der orthodoxen Gläubigen mit ihren Klöstern lässt sich im Erzbistum Tomis in der Dobrudscha live besichtigen. Die Dobrudscha steht da den Moldauklöstern oder berühmten Klöstern in Siebenbürgen wie Sâmbăta de Sus oder Râmeț in nichts nach. Gab es 1989 nur noch 114 orthodoxe Klöster im Land mit rund 450 Mönchen und Nonnen, so sind es heute wieder etwa 650 mit zirka 8000 Mönchen und Nonnen.