Șaguna, Franz Joseph, Mihai I., Wolff, Oberth und Eder in Öl

Brukenthalmuseum zeigt 70 Porträts aus vier Jahrhunderten

Künstler und Hermannstädter Niu Herișanu vor dem Porträt von Papst Clemens XII. aus einem anonymen Atelier nach Vorbild von Agostino Masucci (18. Jahrhundert) Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – „Mindestens 90 Minuten Visitation“ empfehlen Dr. Iulia Mesea, Dr. Alexandru Sonoc und der schon seit einem Jahr und einem Monat interimistisch beschäftigte Museums-Direktor Dr. Alexandru Chituță für die aktuelle Ausstellung von 70 historischen Porträts aus eigener Sammlung im Blauen Stadthaus. 

Sie wurde am Donnerstag, dem 26. Oktober, eröffnet, und mag es dem Publikum des Brukenthalmuseums mitunter ein bisschen schwerer als manch anderes künstlerisches Angebot der jüngsten zwei bis drei Jahre am selben Ort machen. Trotzdem die Arbeiten, die der Mehrzwecksaal vom Nachbargebäude des Brukenthalpalais am Großen Ring/Piața Mare noch bis zum Nationalfeiertag Rumäniens zeigt, erzählerisch von der Renaissance Italiens bis zur rumänischen und europäischen Moderne des frühen 20. Jahrhunderts reichen. Wirtschafts-Pioniere und Staatsmänner ersten Ranges, Damen von Welt sowie imperiale, kirchliche und militärische Amtsträger in höchster Verantwortung beherrschen diese vor lauter Prominenz auf Leinwand strotzende Ausstellung, die grundsätzliches Vorwissen in Sachen Geschichte der Region und Europas voraussetzt. 

Und selbst die Kondition gut sitzender Basiskenntnisse reicht vielleicht noch nicht aus, erst nach eineinhalb Stunden Besuchsdauer wieder nach draußen gehen zu wollen – die Liebe zum Detail nämlich, die jedes einzelne Porträt hier zu einem einmaligen Zeugnis seiner Zeit hat entstehen lassen, muss man betrachtend selber aufbringen, sie kommt nicht wie von ganz alleine.

Metropolit Andrei Șaguna, Kaiser Franz Joseph, König Mihai I. als Kronprinz um 1936/37, Volkswirtschafts-Vordenker Dr. Carl Wolff und nicht an letzter Stelle auch der „gesetzlose“ Revolutionär Radu Anghel (rumänisch „haiduc“), den Mitte des 19. Jahrhunderts Mișu Popp aus Kronstadt/Brașov in hier- und stichfester Spitzenqualität porträtierte, sind dagegen auch ohne Bereitschaft zu ausführlichem Vorbeischauen einen Ticketkauf an der Museumskasse wert. 

Auch die an den Fingern einer Hand abzählbaren Skulpturen, von denen Kurator Dr. Alexandru Sonoc zu berichten weiß, dass sie „noch nie zuvor ausgestellt wurden“, kommen dabei gebührend zur Geltung. Kuratorin Dr. Iulia Mesea klärte während der Vernissage darüber auf, dass die Bilder gestalterisch statt chronologisch gruppiert sind. Und selbstverständlich ist ihr zufolge das kantige Selbstporträt mit Pfeife von Kronstädter Hans Eder auch „das eitelste“ unter allen 70 Werken einer „überschüssigen Ausstellung aus der überschüssigen Sammlung“, auf die Dr. Alexandru Chituță nicht ohne Grund stolz ist.

Das Exponat Nummer 71 schließlich wurde erst freitags nach der Vernissage von Donnerstag im Blauen Stadthaus aufgestellt: eine Skulptur von Bildhauer Max Kremser, die Dr. Sonoc zufolge wohl Hermann Oberth zeigt und im Lokal der Denkmalschutz-Behörde Hermannstadts aufbewahrt wird, ohne dass ihre genaue Herkunft und rechtliche Standort-Bestimmung bekannt wäre. 

Der Dank für ihre Ausstellung durch das Brukenthalmuseum gilt dennoch Dan Nanu, dem Direktor der regionalen Denkmalschutz-Behörde. 

Von Max Kremser bekannt ist das Geburtsjahr 1894, und auch, dass er den Zweiten Weltkrieg um einige Jahre überlebte. Sein Todesjahr liegt im Ungewissen.