Auch Keisd lässt seine Orgel in Honigberg renovieren

Sieht wunderbar aus und wird bald auch wieder wunderschön klingen: die Orgel der evangelischen Kirche in Keisd. Fotos: Árpád Magyar

Wie groß eine Orgelbauwerkstatt unbedingt sein sollte, lässt sich bereits nach dem Zerlegen eines Instruments in seine Einzelteile ermessen.

Schäßburg – Unlängst zum Treffen der Siebenbürger Sachsen von Freitag, dem 29. September, bis Sonntag, den 1. Oktober, hat Kantor Bruno Roth die seit vielen Jahren nur stark eingeschränkt taugliche Orgel der evangelischen Kirche von Keisd/Saschiz noch gespielt, ehe sie knappe vier Wochen später an ihrem Standort auf der Empore vom Team der Firma COT Hărman (Construcții Orgi Tâmplărie) abgebaut und anschließend aufmerksam zerlegt in die Orgelbauwerkstatt des burzenländischen Honigberg/Hărman transportiert wurde.

Trotz der dürftigen Eignung für Gottesdienst und Konzert handelt es sich bei dem 1786 errichteten Pfeifenwerk mechanischer Traktur „um eines der gut erhaltenen Instrumente des Orgelbauers Johannes Prause“, sagt Jürg Leutert, Musikwart der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR). Läuft alles Weitere nach Plan, wird es Oktober 2024 an seinem Spielort neu eingeweiht werden. Für die Belegschaft und den Geschäftsführer Magyar Árpád von der GmbH COT Hărman bedeutet die Generalüberholung der Orgel aus Keisd kein Novum mehr, da sie die kunsthandwerklichen Eigenheiten der Instrumente von Johannes Prause spätestens im berühmten Fall der evangelischen Stadtpfarrkirche Bistritz zu meistern gelernt haben. Das kirchenmusikalische Treiben der evangelischen Gemeinde in Keisd selbst wird vom vollumfänglichen Wiederinstandsetzen der Prause-Orgel mit Pedal und einem Manual bestimmt maßgeblich profitieren: der Kinderchor, den Bruno Roth gegründet hat, sowie manche Laien, denen der Keisder Kantor Unterricht im Spielen von Tasteninstrumenten gibt, können sich jetzt schon auf eine klanglich herausragende Orgel für ihre Gottesdienste und zweifelsohne auch manches Konzert bei endlich wieder makelloser Bedingung freuen. Der Entschluss zur Generalüberholung war beizeiten vor Ausbruch der Corona-Pandemie gefallen, ging jedoch wie vieles andere auch nachträglich mit weltwirtschaftlich bedingter Teuerung einher. Die Vollfinanzierung geht glücklicherweise trotzdem auf Kontakte des EKR-Orgel-Ausschusses zum Förderkreis für kirchenmusikalische Aufbauarbeit der Evangelischen Kirche Deutschlands und ihrem Spendenbeauftragten Thomas Rink sowie besonders auf Spenden-Beiträge von Sponsorinnen und Sponsoren aus der Schweiz zurück. In ihre dafür wählbare Kasse gegriffen hat auch die Beauftragte der Deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien. Eine von zwei erforderlichen Fahrten durch den vor grauer Zeit berüchtigten wie gefürchteten Keisder Wald hat die Prause-Orgel des Baujahres 1786 bereits absolviert.