Bruno-Bradt-Werkschau und Eismann-Lesung

Haus des Deutschen Ostens nimmt Temeswar 2023 nach München

München – Temeswar, die europäische Kulturhauptstadt wird im Mittelpunkt der Programmreihe des Hauses des Deutschen Ostens (HDO) München „Temeswar 2023: Die Kulturhauptstadt kommt nach München“ stehen. In den Monaten Februar und März 2023 präsentieren zwei gebürtige Temeswarer, die seit Jahrzehnten ihre Wahlheimat in der Bundesrepublik haben, ihre Werke im HDO: der Künstler Bruno Maria Bradt aus Fürth und die Schriftstellerin Sigrid Katharina Eismann aus Hanau.

Am 7. Februar findet die Vernissage von Bradts „Werkschau“ statt. Zur Ausstellungseröffnung sprechen der Künstler Bruno Maria Bradt und Su-sanne Leutsch (beide aus Fürth). In der Einladung zur Ausstellung steht: „Bereits auf den ersten Blick sieht man, wessen Hand den Stift führt: stark im Ausdruck und individuell in der Schraffur, ein Künstler mit hohem Wiedererkennungswert. Bradts große Leidenschaft ist und bleibt das Zeichnen. Die Verwendung von Linien und Strichen ist die grundlegende Darstellungsform seiner Kunst. Grafitbleistifte sind seine vorrangigen Arbeitsmittel. Seine Werke sind allesamt Bleistiftzeichnungen auf grauem Buchbinderkarton. Lediglich die Farbakzente werden mit Acrylfarbe oder Gouache ausgeführt und mit Pastellkreide akzentuiert. Bradt arbeitet mit sehr weichen Stiften, die hell und dunkel ganz klar voneinander trennen und die deutliche Spuren hinterlassen. Strukturen entstehen durch einzelne sich überlagernde Linien.

Impulse für seine Arbeiten ergeben sich durch alltägliche Begegnungen mit Menschen. Manche inspirieren ihn und die Idee nimmt nach einem längeren Prozess schließlich in seinen großformatigen Zeichnungen Gestalt an. Oft besteht ein Werk am Ende aus mehreren Tafeln, dessen Gesamtformat in der Regel das Platzangebot privater Wohnungen sprengt. Es gibt auch Einzelporträts oder Aufträge in kleineren Formaten, aber der Künstler liebt die zeichnerischen Herausforderungen des Großformats. Botschaften in Form von ausgewählten Texten, aus Liedern, Gedichten oder der Bibel schreibt er in seine Zeichnungen hinein. Bradt setzt sie gezielt ein, um seine Bildaussage zu unterstreichen. Manchmal stellt er so in seinen Bildern eine ganz neue Verbindung her.“

Bruno Maria Bradt wurde 1962 in Temeswar geboren. Nach dem Besuch des Kunstgymnasiums studierte er an der Kunsthochschule in Klausenburg/Cluj-Napoca anfänglich Industriedesign. 1984 siedelte er nach Deutschland über. Es folgte das Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg, Klasse Prof. Heinz Schillinger. In den folgenden Jahren arbeitete er als Grafikdesigner bei mehreren Unternehmen und anschließend als Artdirektor bei Agenturen in Nürnberg und Coburg. Derzeit ist Bruno Maria Bradt als freiberuflicher Grafikdesigner und Künstler in Fürth tätig. Sein Werk wird mittlerweile überregional und international wahrgenommen. Einzelausstellungen fanden in sakralen Räumen, wie der Egidienkirche und Herz-Jesu-Kirche in Nürnberg, der St.-Markus-Kirche in Erlangen und der Augustinerkirche in Würzburg statt, außerdem in der Galerie am Theresienstein in Hof sowie in der Galerie Atzenhofer in Nürnberg. Im Fürther Stadttheater war er in der Ausstellung „Von Mensch zu Mensch“ zu sehen. An zahlreichen Gemeinschaftsausstellungen in der Region und darüber hinaus nahm und nimmt er teil, so etwa bei der Münchner Künstlergenossenschaft. Außerhalb der Landesgrenzen stellten das Brukenthalmuseum und das Museum für zeitgenössische Kunst in Herrmannstadt/Sibiu, das Kunstmuseum in Klausenburg/Cluj-Napoca, das Casa Muresenilor in Kronstadt/Brașov und die Fakultät für Kunst und Design an der West-Universität in Temeswar in Rumänien seine Werke aus. Die Ausstellung im Haus des Deutschen Ostens ist bis am 23. April zu besichtigen.

Mit einer literarisch-szenischen Lesung trägt die Poetin Sigrid Katharina Eismann zum Programm des Hauses des deutschen Ostens bei. Mit ihren Erzählungen und Gedichten skizziert sie am 16. März ab 19 Uhr „eine lyrische Landkarte“ Temeswars im Gartensalon in der Amalienpassage. Dr. Lilia Antipow, die Leiterin für Öffentlichkeits-, Medien- und Pressearbeit, sowie Bibliothek am HDO, kündigt die lautmalerische Literatur Eismans so an: „Sie schreibt Weltmusikgedichte. Vom Mainbogen bis zur Donaumündung kommen Lebenskünstler, Rapper, Trafikanten, Tuchfühlerinnen, fantastische Frauen, Wäscherinnen, Kurierfahrer zu Wort – eine Industrie aus Seelen und Landschaften im Wortwechsel. Unaufgeregter Ausklang an der Entschlüssel-Bar. Die Geografie ihrer Zunge ist heimatlos. Und das macht Durst nach Sprache & Textour.“

Sigrid Katharina Eismann kam 1965 in Temeswar zur Welt und ist Lyrikerin, Autorin, Künstlerin und Übersetzerin. Nach dem Besuch des Nikolaus-Lenau-Lyzeums emigrierte sie 1981 mit ihrer Familie in die Bundesrepublik Deutschland. 2017 erschien ihr Lyrikband „Reise durch die Heimat – von Offenbach nach Temeswar“ (Größenwahn Verlag), 2020 debütierte sie bei danube books mit ihrem Roman „Das Paprikaraumschiff“, 2022 folgte der Lyrikband „Dschangakinder“, ebenfalls bei danube books. Sigrid Katharina Eismann lebt in der Rhein-Main-Region und ist dort in der Kulturszene vielfältig aktiv. Der Eintritt ist frei.