Dem schwachen Boden trotzen

Martin Szegedi sorgt sich um die Nachfolge im Kerzer Landwirtschaftsverein

„Wir müssen viel in diesen Boden investieren“, meint Agraringenieur und Vereinsvorsitzender Martin Szegedi.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Im Jahr 1991 gab es in Siebenbürgen 68 Landwirtschaftsvereine, die meisten davon von siebenbürgisch-sächsischen Bauern gegründet. Heute existiert nur noch eine Handvoll dieser Vereine. Einer davon ist der Landwirtschaftsverein „Bâlea“ in Kerz/Cârţa, der seit 22 Jahren von Martin Szegedi geleitet wird.

„Uns ist es eigentlich nie schlecht gegangen“, erzählt der kräftige Mann in seinem Büro. Dieses befindet sich im Gebäude des früheren Kerzer Raiffeisen-Vereins nahe der evangelischen Kirche. Hier an der Kreuzung von Lehmgrube und Obergasse hat der Landwirtschaftsverein auch sein 11.000 Quadratmeter großes Wirtschaftsgelände. Ein Teil ist von der evangelischen Kirche gepachtet. 7000 Quadratmeter gehören dem Verein. Gekauft hat der Verein es 1991 bei einer Versteigerung von LPG-Vermögen für „den halben Preis eines LKW´s“ wie Szegedi schmunzelnd erzählt.

Seit seiner Gründung am 1. Februar 1990 habe der Verein in fast jedem Jahr einen Gewinn erzielt, berichtet der Vorsitzende stolz. Im Unterschied zu anderen Vereinen schütteten die Kerzer Gewinne nicht aus, sondern investierten in Landmaschinen und andere Betriebsmittel. Zuletzt schaffte der Verein 2011 einen Traktor, einen Pflug und eine Sämaschine an. Große Unterstützung habe es in der Vergangenheit von der Saxonia-Stiftung gegeben, die mit ihren zinslosen Darlehen den Kauf von drei der vier Traktoren ermöglichte, ebenso bei der Anschaffung eines Mähdreschers.

Der Verein funktioniert mit drei festen Angestellten unter der Aufsicht des Vorsitzenden Szegedi. Seit 1. Februar beschäftigt man einen Agraringenieur, der Szegedi bei den operativen Tätigkeiten unterstützt. „Ich kann nicht mehr soviel herumlaufen“, erklärt der 71-Jährige. Auf dem Feld arbeiten zwei Traktoristen, Buchhaltung und Kasse werden von zwei ehrenamtlich tätigen Frauen erledigt. In der Erntesaison holen sich die Kerzer Hilfe aus dem Süden des Landes. Seit vielen Jahren arbeite man mit einer Gruppe von 30 Leuten aus dem Kreis Vâlcea, „sehr fleissige und tüchtige Leute“, wie Szegedi betont.

Die 75 Mitglieder haben insgesamt 154 Hektar Land in den Verein eingebracht, informiert der Vorsitzende, dafür erhalten sie jährlich eine Pachtzahlung. Derzeit bewirtschafte man davon 108 Hektar, die übrigen 46 Hektar haben „ziemlich schwachen Boden“. Wieviel angebaut wird, ist eine Frage der Rentabilität; momentan schwankten die Preise sehr stark, weshalb man vorsichtiger kalkuliere. Der Boden sei steinig und sauer, beschreibt Szegedi ein allgemeines Problem des Vereins. Dies mache die Bearbeitung schwierig und kostenintensiv. Der Verschleiß an den Ackerbearbeitungsmaschinen ist entsprechend groß. Außerdem muss der Verein teuren Handelsdünger einbringen, um annehmbare Erträge bei den angebauten Kulturen Kartoffeln, Weizen, Mais, Soja, Triticale und Gerste zu erzielen. Seit neuestem beobachtet Szegedi die Versuche eines Unternehmers, der an der Nationalstraße die Energiepflanze Miscanthus anbaut.

Auf die Nachwuchsproblematik angesprochen, die auch den Kerzer Landwirtschaftsverein beschäftigt, wird Szegedi nachdenklich. Es sehe derzeit niemanden, der ihm nachfolgen könne. „Es gibt ja junge Leute, aber die gehen zur Arbeit nach Deutschland“, sagt Szegedi und fügt hinzu, „wenn man schon Mitglied ist, muss man auch Interesse zeigen.“ Doch selten spreche ihn jemand auf den Geschäftsverlauf im Verein an, frage nach Problemen. Er mache sich viele Gedanken zu dieser Frage, bekennt er, doch zu einer Lösung hat er noch nicht gefunden. Er wolle weitermachen, so lange er kann. „Fünf Jahre geht es noch, hoffe ich, und dann nachher werden wir ja sehen“, zeigt er sich pragmatisch.