Der künstlerisch feine Kern von Hermannstadts Profi-Fotografen

Eine Ausstellung am Großen Ring vertieft die Menschenkenntnis

Im Vordergrund in lilafarbenem T-Shirt und mit Brille Wahlrumäne Louis Guermond aus Frankreich, den Kuratorin Alexandra Runcan nicht ohne Grund als „Enzyklopädie der Photographie“ bezeichnet. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – „Ihr selber habt es euch zum Auftrag gesetzt, zu erziehen, zu bilden!“, so das Lob von Alexandra Runcan für 15 Fotografinnen und Fotografen aus Hermannstadt/Sibiu, die ihrer Fangemeinschaft Freitagnachmittag, am 2. Juni, in der Galerie der Bildenden Künstler-Kammer (UAP) am Großen Ring/Piața Mare zur Erstauflage eines städtischen Photo-Salons begegneten. Das Fazit der Abteilungsleiterin für Überwachung, Erhalt und Pflege von Kulturerbe am Brukenthalmuseum trifft den Nagel auf den Kopf: Radu Poșa, Dan Sușa, Alex Lupașcu, Dan Tarcea, Adriana Bugariu, Ovidiu Matiu, Rareș Helici, Oscar Iustin, Sigrid Cîrjan, Gina Ștef, Tudor Troancă, Carol Hruby, Alexandru Moga, Daniel Bălțat und Louis Guermond haben mit ihren Kunstfotografien ein Kaleidoskop von Akt-Bildern nach dem Renaissance-Muster über Porträts des typisch grauen Straßenalltags in Rumänien bis hin zu künstlerisch denkwürdig couragierten Inhalten erstellt, das noch bis Dienstag, den 20. Juni, auf neugierige Laien wie Profis wartet. „Eure Wertschätzung von Hermannstadt ist ihnen zu verdanken“, erklärte Kuratorin Alexandra Runcan dem kunstverständigen und lernwilligen Publikum der Vernissage. Eine hölzerne Skulptur von Alpár Takács und das neueste Mischtechnik-Bild der unverkennbar herausfordernden Handschrift von Florin Viorel, dem Vorsitzenden der Hermannstädter UAP-Filiale, haben es nicht schwer, sich in die Spitzenqualität sämtlicher der zahlreichen Kunstfotografien einzureihen. Und die Musik der Hermannstädter Disco-Musikanbieterin Simona, in der Szene als DJ Omis bekannt, sorgte stundenlang bis abends für gute Vernissagen-Kulisse.

Neugierige mit oder ohne praktische Erfahrung in der Handhabung von Spiegelreflex-Grundgerät und Objektiv, denen die Ausstellung von Kunstfotograf Claudiu Guraliuc aus Klausenburg/Cluj-Napoca vom späten Frühjahr 2022 im Blauen Haus des Bruken-thalmuseums noch frisch wie am ersten Tag in der Erinnerung präsent ist, können lückenlos bei Betrachtung der Studio-Aufnahmen von Carol Hruby in der Hermannstädter UAP-Galerie weitermachen. Deutlichst für sich spricht auch das Know-How von Profi Daniel Bălțat, Inhaber der städtischen Geschäfts- und Dienstleistungsgesellschaft Image Art SRL und Anbieter mehrerer Photographie-Kurse jährlich, der nicht wenigen Berufstätigen der Sparte Bild und Presse handfestes Können beigebracht hat und das noch immer mit Leidenschaft zu tun versteht. Eine seiner weiblichen Aktfotografien jedoch hat es besonders faustdick hinter den Ohren, und auch der schwarzweiß materialisierte Gedanke von Dan Tarcea, zwei nackte Frauen auf den Stufen der überdachten Schülertreppe des Joseph-Haltrich-Gymnasiums von Schäßburg/Sighi-{oara nebeneinander liegend abzulichten, ist kulturpolitisch nicht gerade dem traditionsgemäß stillschweigenden Gebot zu strikter Verheimlichung provokanter Vorstellungen außerhalb bürgerlich-konservativer Lebensnormen tributpflichtig. Allein mit Exhibitionismus der sensationslüsternen Sorte hat dieser Photo-Salon jedoch nichts zu tun. „Überwältigend, ich fühle mich wie schwerelos!“, urteilte Florin Viorel zur Stunde der Vernissage.