Die Hutweide in der Stadt

Nachlässige Eigentümer werden zur Kasse gebeten

Eines der berüchtigten schwarzen Löcher der Begastadt: Gefährliche Bauruine in der zentralen Ungureanu-Straße
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Verlassene oder Gebäude ohne eine minimale Pflege, von Müll und Unkraut überwucherte Bauplätze und andere vernachlässigte Bodenflächen im Weichbild der Stadt Temeswar, gar im historischen Stadtzentrum: Diese das Stadtimage verschandelnde Teilstücke an allen Ecken und Enden der Begastadt machen eigentlich Jahr um Jahr mitgeschleppte Altlasten aus der Zeit nach der Wende, zum Teil schon vor der Dezemberrevolution aus. Kürzlich hat die USL-Kommunalverwaltung, gemäß der Versprechen während der vorjährigen Wahlkampagne, eine energische Stadtaktion gegen diese städtischen Schandflecke und deren Eigentümer angekündigt. Laut Bürgermeister Nicolae Robu ist ein entsprechender Beschluss des Temeswarer Stadtrats schon seit geraumer Zeit in Kraft, bisher wurden jedoch weder die gesetzmässige Baudisziplin noch die Eigentumsvorschriften eingehalten.

Sind wohl nur die jeweiligen Hausbesitzer daran schuld? Bürgermeister Robu gibt zu, dass die Einwohner in solchen Fällen allzu gerne voreilig nur der Stadtverwaltung die Schuld in die Schuhe schieben würden. Die Lokalpolizei soll  nun verstärkt eingreifen, die jeweiligen Besitzer dieser vernachlässigten Bauten und Flächen vorerst mahnen und bei Nichteinhaltung der Vorschriften mit harten Geldstrafen belegen. Die Lokalpolizei in Zusammenarbeit mit dem Umweltschutzamt werden nächstens entsprechende Untersuchungen durchführen. Ungepflegte Bodenflächen oder Bauplätze müssen unbedingt noch vor Frühlingsbeginn von Müll und Unkraut gereinigt werden, da z.B. schon 15 Prozent der Temeswarer Bevölkerung unter Ambrosia (Aufrechtes Traubenkraut)-Allergie leiden. Den nachlässigen oder gewissenlosen Eigentümern, die ihre Parzellen weder reinigen noch einzäunen, noch mit dem Schild „Privateigentum“ kennzeichnen, drohen hohe Geldstrafen von 1500 bis zu 2500 Lei. Ende des Vorjahrs konnten die Lokalpolizisten in Temeswar 53 derartige verwahrloste Flächen registrieren, derzeit laufen die Prozeduren zur Identifizierung der Eigentümer von weiteren 13 derartigen Parzellen. „Diese Eigentümer müssen endlich ihre falsche und schädliche Mentalität ändern“. So Bürgermeister Robu.

Die Stadt Temeswar hat bekanntlich ein wertvolles aber auch schwieriges Bauerbe zu verwalten: In der Begastadt gibt es nämlich zirka 14.000 historische Bauten, die meisten im historischen Stadtkern. Ein Großteil dieser Bauten, zu erwähnen das Mühle-Haus (Mihai-Viteazul-Straße) oder die U-Kaserne (Mărăşti-Platz), das Eugen von Savoyen-Haus (Eugen Savoyen-Straße), das alte Schlachthaus und viele andere Bauten aus den historischen Stadtvierteln befinden sich seit Jahren in deplorablem Zustand. Was geschieht desgleichen mit den Ruinen der ehemaligen Traditionsfabriken, die jeweils auch über ein Gelände von mehreren Hektar Fläche verfügen? Vergeblich erwarten die Temeswarer auch Jahr für Jahr, dass die Stadtverwaltung das Problem der zahlreichen aufgelassenen Roma-Paläste angehen und gemäß der Gesetzesvorschriften lösen wird. Die Stadtverwaltung sollte aber erstens in ihrem eigenen Hof kehren, heißt es in Temeswar: Im Rathaus scheint man  die von der Stadt mit gleicher Nachlässigkeit „verwalteten“ Ruinen der drei ehemaligen Gebäude der Miliz an den Stadttoren Schager, Lugoscher und Arader Straße oder das  bei den Einheimischen einst beliebte und heute verlassene Uszoda-Strandbad im Zentralpark vergessen zu haben.