Dörflicher Kinder-Club für Lektüre im Kokel-Gebiet kann den Schuljahresanfang kaum erwarten

Ja, hier ist Europa! Orientierung im wirklichen Leben hat viel mit Lesen zu tun. Foto: Casa Naturii

Hermannstadt - Der Langzeiterfolg des bildungsorientierten Kinderhilfe-Vereins Casa Naturii im dörflichen Schnittpunkt der Kreise Muresch und Hermannstadt/Sibiu hat sich kürzlich nicht nur in der Lernleistung von 100 Schülerinnen und Schülern aus Waldhütten/Valchid und Großalisch/Seleuș bestätigt (die ADZ berichtete Anfang des Monats), sondern auch 23 Schulanfängern mit besonders dringenden Bedürfnissen nach Unterstützung den Abschluss des Sommersemesters erheblich erleichtert. Der privat geführte Kinder-Club in Großlasseln/Laslea und den zwei bereits genannten Ortschaften mit dem Zweck, wirtschaftlich, sozial und kulturell benachteiligten Grundschülern regelmäßig altersgerechte Lese-Lernhilfe zu bieten, geht bald Mitte September in sein viertes Jahr in Folge. Dass die Kaufland-Supermarktkette durch ihr Förder-Programm Start ONG finanziell dafür aufzukommen versprochen hat, nachdem sie dem „Clubul copiilor din Transilvania rurală“ für Lektüre schon von Herbst 2020 bis Sommer 2021 erstmals mit Geld ausgeholfen hatte, weiß das überglückliche Vereinsteam von Casa Naturii seit Montag, dem 21. August. „Mehr als 200 Kinder“ haben binnen der letzten drei Schuljahre reihum vom sehr willkommenen Club-Angebot profitiert und sich nebst verbesserter Lese-Fähigkeit auch allgemeine Gesprächskompetenz zu gesellschaftlich wichtigen Themen aneignen können, darunter etwa das Fragen nach Umwelt-Bewusstsein, Kinderrechten, Toleranz, Diversität und Zivilcourage. Mit den 23 erwähnten Schülerinnen und Schülern aus Waldhütten, Großalisch und Großlasseln, die dem Kinder-Club des Vereins Casa Naturii von November 2022 bis Ende Juli 2023 sehr gerne angehört haben, konnten drei Pädagoginnen aus der Region sich wöchentlich treffen und manch nicht kleinen Rückstand spielerisch wettmachen. Auch wenn nicht alle Club-Mitglieder zu demselben Fortschritt in der Lage waren, hat sich regional ein Gegenmittel zur Bekämpfung der rural weit verbreiteten Armut in Rumänien etabliert. Recht leise zwar, doch genügend zuversichtlich, um es nicht aussichtslos beim statistisch erhobenen und aktuellen Rapport der Weltbank belassen zu müssen, der 70 Prozent der verarmten Landesbevölkerung auf dem Dorf lebend verortet.

Auch Allgemeinwissen über ausgesucht fremde Regionen der Erde vermittelt der Kinder-Club von Casa Naturii seinen lernbegierigen Mitgliedern: als Bonus auf das monatelange Einprägen und Üben der Anwendung lateinischer Buchstaben wurde der heiße Wunsch von 23 Schuleinsteigern erfüllt, erste Bekanntschaft mit der Schrift Japans zu schließen und von dem touristischen Ausnahme-Ruf des fernöstlichen Inselstaats zu erfahren. Nährboden der Begeisterung von Kindern und ihren Eltern war nicht zuletzt ein dicker Finanz-Zuschuss aus der Kasse der 2012 gegründeten Stiftung „Nouă ne pasă“ (Uns ist das wichtig), die neun Jahre lang den Namen des Warenversand-Onlineportals Emag teilte, ehe sie 2021 anfing, sich zunehmend zu verselbstständigen. Einen gewissen Ausruf hört nun auch der Verein Casa Naturii nicht ganz überraschend etwas öfter: „Jetzt lese ich besser!“ Nicht einmal der dreiwöchige Streik kurz vor Schluss des vergangenen Schuljahres hat es verhindern können.