„Es ist nicht meine Beichte...“

Ein ZfA-Lernprojekt mit und über Eginald Schlattner in Temeswar

Der Autor Eginald Schlattner vor seinem jungen Publikum im Temeswarer AMG-Haus, links im Bild Projektleiter und ZfA-Fachberater Rolf Willaredt.
Foto: Zoltán Pázmány

„Es ist nicht meine Beichte, sondern aufgeschriebene Wahrheit als bewusste Wirklichkeit“. Diesen Satz und viele andere über sein aufsehenerregendes Romanwerk und sein bewegtes Leben sagte der nun 78-jährige Schriftsteller und Pfarrer Eginald Schlattner im Temeswarer AMG-Haus. Es geschah vor einem randvollen Festsaal (im Hintergrund hatte die Schiller-Buchhandlung „Am Dom“ einen Stand mit den drei Romanen von Eginald Schlattner eingerichtet) zum Auftakt eines von ZfA-Fachberater Rolf Willaredt koordinierten Lernprojekts: Mitautoren und Zuhörer zugleich waren da über 100 Elftklässer und ihre Lehrer aus den deutschen Lyzeen des Landes, von der Temeswarer Lenauschule, dem Neuarader AMG-Lyzeum, aus Lugosch und gar aus Bukarest.

Thema und Ausgangspunkt dieses hierzulande nicht alltäglichen, zweitägigen Gemeinschaftsprojekts waren der Roman „Rote Handschuhe“, Teilstück von Schlattners Roman-Trilogie, der noch „Der geköpfte Hahn“ und „Das Klavier im Nebel“ angehören. Schlusspunkt und Hauptziel dieses Teamwerks sollen, wie geplant, das zukünftige Lehrbuch der 11. Klasse Deutsch in der Muttersprache abgeben.

Einleitend wurde ein 15-Minuten-Film (eine Produktion der deutschen Sendung aus Bukarest bei TVR 1) über das 2007 mit Erfolg abgewickelte Schülerprojekt „Literatur und Landschaft“ gezeigt, der selbstverständlich erneut von einem denkwürdigen Gedanken und Leitfaden von Eginald Schlattner getragen wurde: „Die Erinnerung ist das Paradies, aus dem dich niemand vertreiben kann“. Das Projekt, gleichfalls als Belebung des Literaturunterrichts anhand eines hochqualitativen Werks der rumäniendeutschen Literatur gedacht, entfaltete sich als biographische und literarische Reise mit Schlattners Lebensstationen von Arad über Temeswar, Deva, Hermannstadt, Schässburg, Rothberg, Fogarasch und Kronstadt.

Die folgende und freudig erwartete Lesung des Autors, der nach eigenen Aussagen erst kürzlich von einer Lesereise in Warschau und Krakau heimgekehrt war, zeigte, dass Eginald Schlattner einen Generationen überbrückenden Dialog mit seiner Leserschaft führen kann und in diesen jugendlichen Lesern und Zuhörern schon längst ein interessiertes Publikum gefunden hat. Und das ist nicht selbstverständlich: Der Autor las drei Fragmente schwieriger Literaturkost aus dem Roman „Rote Handschuhe“, der kompromisslos ein Erlebnis zwischen Leben und Tod, seine zwei Jahre Zellenhaft bei der Securitate in Kronstadt 1957 thematisiert.

„Es ist nicht mein Lieblingsbuch, aber...“, bekannte Eginald Schlattner, wie schon öfter, über seinen Roman, der jedoch im deutschen Literaturbetrieb und europaweit Aufsehen erregt hat und inzwischen schon in sechs Sprachen übersetzt wurde. Dass es hier für ihn, seine Leserschaft aber auch für die deutsche Literatur aus Rumänien nach der Wende um viel mehr geht, stellten die abschließenden reghaften Diskussionen unter Beweis. Da wurden interessante Details über Biographie und Werk, über erlebte Geschichte und gemeinsame Vergangenheit und nicht zuletzt über den Schreibprozess dieses Schriftstellers freigelegt.

Und ZfA-Fachberater Rolf Willaredt setzte einen nachhaltigen Schlussstrich zu dieser schönen Veranstaltung: „ Es ist wichtig, dass diese junge Generation unvoreingenommen den Dingen auf den Grund geht.“