Evangelische Kirche eröffnet Tourismussaison

EKR plant zum ersten Mal eine Urlauberseelsorge

Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă, Bischof Reinhart Guib und Tourismusunternehmer Traian Almășan aus Klausenburg
Foto: Michael Mundt

Hermannstadt - „Tourismus in Siebenbürgen ist ein Puzzle und die Kirchenburgen sind nur ein Teil davon“, so beschreibt Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă die Aufgabe der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR) im Hinblick auf die Öffnung der Kirchenburgen für das breite Publikum. Mit einer Pressekonferenz und einem kleinen Festakt eröffneten Dr. Cosoroabă, Bischof Reinhart Guib, Hauptanwalt Friedrich Gunesch und der Klausenburger Tourismusunternehmer Traian Almășan am Dienstag letzter Woche die EKR-Tourismussaison.

Im vergangenen Jahr besuchten 695.243 Menschen die touristisch erschlossenen siebenbürgisch-sächsischen mittelalterlichen Kirchen und Kirchenburgen. Damit wurde zwar das selbstgesteckte Ziel von 720.00 Besuchern verfehlt, doch im Vergleich zu 2016 kamen im vergangenen Jahr 40.000 Besucher mehr. Dabei ragen die Besucherzahlen der Schwarzen Kirche in Kronstadt/Brașov, der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt/Sibiu sowie der Kirchenburg in Birthälm/Biertan deutlich heraus. Für die bevorstehenden Monate erwartet die EKR nur eine leichte Steigerung, da an einigen beliebten Reisezielen Sicherungsarbeiten durchgeführt werden, erklärte Pfarrer Cosoroabă die Besucherstatistik.

Die von Pfarrer Cosoroabă koordinierte Initiative „Entdecke die Seele Siebenbürgens“, die den Kulturtourismus um die siebenbürgischen Kirchenburgen fördern möchte, gibt auch in diesem Jahr wieder die „Transilvania Card“ heraus. Der Ferienpass ermöglicht den Zutritt zu den „50 schönsten sächsischen Kirchen“, so Cosoroabă. Neu in das Programm mit aufgenommen wurden die Kirchenburg in Almen/Alma Vii sowie die romanische Basilika in Mönchsdorf/Herina. Schon am orthodoxen Osterwochenende nutzten viele Touristen das sonnige Wetter, um die sächsischen Kirchenburgen zu besichtigten.

Mit Ausnahme von Bistritz und Sächsisch Regen/Reghin befanden sich bisher alle mit der Transilvania-Card zugängigen Kirchenburgen in Südsiebenbürgen. Für Touristen in Klausenburg ist es gar nicht so einfach, eine dieser Kirchenburgen zu besuchen, erklärte Traian Almășan von „City Tours&Event“. Dabei erzählen die Kirchen in Nordsiebenbürgen auch eine andere Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Sie mussten nicht mit Wehrmauern verstärkt werden und sind häufiger in einem besseren Zustand als die Wehrkirchen im Süden. Eine dieser Kirchen, die in Mönchsdorf/Herina, ist nun auch mit der Transilvania-Card zugänglich.

Die Kirche von Mönchsdorf liegt auf einer kleinen Anhöhe im Osten der Gemeinde. Die dem Heiligen Petrus gewidmete romanische Pfeilerbasilika wurde 1215 fertiggestellt und wird von zwei Westtürmen flankiert. Schon 1827 und 1845 wurde berichtet, dass die Kirche „ganz verfallen“ sei. 1886 musste sie sogar wegen Baufälligkeit gesperrt werden, wurde aber bis 1897 umfangreich restauriert. Ein Jahrhundert später, von 1995 bis 1998 wurden die Turmdächer neu gedeckt und auch das Kirchendach erneuert.

Zu Einschränkungen im Besuch kann es aufgrund von Renovierungs-, Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten der Kirchen in Heltau/Cisnădie, Petersorf/Sânpetru, Agnetheln/Agnita, Reps/Rupea, Keisd/Saschiz, Hermannstadt und Bistritz kommen. An neun weiteren Kirchen und Kirchenburgen werden technische Studien durchgeführt, um danach mit den Arbeiten zu beginnen. Die Arbeiten an der Hermannstädter Stadtpfarrkirche sollen bis 2020 respektive 2022 abgeschlossen werden.

Zum ersten Mal wird in diesem Sommer eine Urlauberseelsorge eingerichtet, welche auf eine Initiative des Gustav-Adolf-Werks Sachsen zurückgeht und zusammen mit dem Pfarramt Fogarasch und dem Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ aufgebaut werden soll. Aufgabe der Urlauberseelsorge sollen in erster Linie die sonntäglichen Gottesdienste in Kirchgemeinden sein, die über keinen eigenen Pfarrer verfügen.