Gold und Silber vom Wasserhahn

Eisenstein führt Fließendwasserversorgung aus eigenen Quellen ein

Bokschan – Das „Goldwasser” aus Eisenstein gehört zu den Luxus-Mineralwässern, die nur in auserwählten Restaurants und Geschäften und vor allem im arabischen und chinesischen Raum bestellt werden können. Die Temeswarer Geschäftsleute, die einem Tipp des Eisensteiner Mineraliensammlers Constantin Gruescu gefolgt sind und eine Abfüllanlage in Eisenstein gebaut haben, haben damit ein erfolgreiches Geschäft auf die Beine gebracht. Nur: die von ehemaligen Bergleuten des Grubenunternehmens Bokschan und deren Nachkommen bewohnte Gemeinde selber muss, wenn sie gutes Wasser haben will, sich selbst an den zahlreichen Quellen der Umgebung bedienen. Denn Fließendwasser hat sie keins.

Die Gemeinde Eisenstein hat einen Finanzierungsantrag für die Einführung von Fließendwasser genehmigt bekommen und wartet jetzt aufs Eintreffen der Million Euro, die genehmigt ist. In der ersten Etappe soll etwa die Hälfte der Gemeinde Fließendwasser bekommen. Nach Beendigung dieser Arbeiten soll, in einer weiteren Etappe, auch die restliche Gemeinde versorgt werden. Wie üblich entfallen auf die Bewohner bloß die Anschlusskosten der eigenen Wirtschaft. Da die Gemeinde praktisch von Mineralwasserquellen umgeben ist und da zur Wasseraufbereitung, der Machbarkeitsstudie zufolge, kaum Zusatzkosten nötig sein werden, will die Gemeindeleitung den Bewohnern das Wasser gratis liefern. Die anvisierten Quellen haben ein sehr reines Wasser, mit einem PH-Wert von hervorragenden 8,25 – praktisch kriegen die Bewohner von Eisenstein bei Bokschan Mineralwasser aus ihren Wasserhähnen geliefert. Das verspricht Bürgermeister Petre Panescu – und hat dabei wohl die Kommunalwahlen von Mitte 2020 im Hinterkopf.

Wie anders könnte man seine jüngste Aussage zum Thema Mineralwasser aus jedem Wasserhahn verstehen: „Wenn sich die Bürger ans Leitungsnetz anschließen – und wir reden hier von relativ geringen Kosten – dann verspreche ich allen, dass sie, so lange ich hier Bürgermeister bin, keinen Leu für ihren Wasserverbrauch zu zahlen haben. Wenn andere von unserem Wasser fette Profite einstreichen, dann sollen die Gemeindebewohner dasselbe Wasser wenigstens gratis trinken können. Zumindest das kann ich für sie tun. Meine Vorgängeradministrationen haben einen großen Fehler gemacht. Es geht um ein gemeinsames Projekt der Gemeinde Eisenstein mit Bokschan. Nun hat Bokschan bereits seit Jahren gutes Trinkwasser aus Eisenstein, doch in Eisenstein geht die Wasserleitung von Bokschan einfach durch, ohne dass hier auch nur ein Bürger angeschlossen ist. Wenn ich damals Bürgermeister gewesen wäre, hätte ich erst mal meine Gemeinde mit Fließendwasser versorgt, und danach erst etwas weitergegeben. Das soll nun behoben werden, mit unserer eigenen Wasserleitung.“

In Eisenstein soll also künftig Trinkwasser aus den Hähnen fließen, das mit Partikeln von Gold und Silber versetzt ist. Schwer zu sagen, wieviel an diesem Mineralwasser aus Eisenstein Marketing ist, und wieviel wirklich gutes Mineralwasser aus den Hähnen fließen wird, mit oder ohne Gold- und Silberpartikel. Sicher ist: die Einführung von Mineralwasser und dessen Gratisnutzung, so lange Panescu Bürgermeister ist, dürfte sich als unschlagbarer Wahlkampfslogan erweisen.